Hallo Patrolier, seit Monaten folge ich Deinen überaus suggestiven südlichen Sehnsüchten. Da bricht offenbar ein unzähmbarer stammesgeschichtlicher Impuls immer wieder durch die postmoderne Kruste. Kann ich nur zu gut verstehen, schließlich willst Du nur in die Richtung zurück, aus der wir alle kamen - also nach Hause (wenn Anthropologen und Ethnologen sich nicht täuschen)! Wünsche Dir - bei brik, méchoui, kuskus, ojja merguez und thé á la menthe - Bon vent ! Roger San [color:"black"] [/color]
Hallo Roger, sie täuschen sich nicht, die Anthropo- und Ethnologen. Man erkennt unsere Herkunft u. a. an der abnehmenden Variabilität des humanoiden Genpools mit zunehmender Entfernung vom Ostafrikanischen Rift. Auch Dein Eindruck den urgründigen Ursprung betreffend ne trompe pas.
Shukran sadîk, fursa sa'îda.
Kein Mensch kann in der Wüste leben und davon unberührt bleiben. Er wird fortan, wenn auch vielleicht kaum merklich, den Stempel der Wüste tragen, das Mal, das den Nomaden kennzeichnet. (Thesiger)
Sidi Bou Said ... Hier wartet das Café des Nattes! August Macke und Paul Klee waren auch gern hier (Expressionisten, Der Blaue Reiter) Ich auch. Ana aidan. Wa anta?
Wetter in Tunis: derzeit 30°C, leicht bewölkt, leichter Wind vom Meer her. Klasse! Ab ins Café!
besser als W. Thesiger (siehe Dein Zitat) kann man es nicht beschreiben! Er gehörte zur (ganz!) kleinen (europäischen) Gruppe der Echten in der Wüste. Bei ihm müßte man - wenn man es als Heutiger betrachtet - von der "Gnade der FRÜHEREN Geburt" sprechen. W.T.: "Wer heute nach dem Leben suchen wollte, das ich in der arabischen Wüste geführt habe, wird es nicht finden; denn nach mir kamen die Ingenieure und Ölsucher." [color:"black"] [/color]
Théodore Monod ist leider im Jahre 2000 verstorben.
Sein Buch "Wüstenwanderungen", National Geographic, erschienen bei Goldmann, empfehle ich sehr zum Lesen. Da spricht ein Saharien.
Titel der französischen Originalausgabe "Méharées", erschienen bei Actes Sud, Paris.
Dein Eindruck von der "Gnade früher Geburt" täuscht Dich abermals nicht. Die heute Nachkommenden, augenscheinlich mit der Gnade der späten Geburt behaftet, werden gleichwohl vom Leben als Zuspätgekommene bestraft.
Saint Ex schreibt schon in "Wind, Sand und Sterne":
"... Die bunten Fernen, die wir ansteuerten, sind eine nach der anderen zur blassen Nähe geworden, so wie manche Insekten ihre Farben verlieren, wenn sie erst einmal in die warme Hand genommen werden. Und doch lebten wir nicht in eitler Verblendung, als wir ihnen zustrebten. Wir täuschten uns nicht, als wir ausgingen, sie zu entdecken. Der Sultan in Tausendundeiner Nacht irrte sich auch nicht in seiner Suche nach dem Letzten und Höchsten, um dessentwillen seine Sklavinnen eine nach der anderen in seinen Armen vergehen mußten, noch ehe die Sonne aufging; sie hatten das Gold von ihren Flügeln verloren, kaum daß er sie berührt hatte. Wir lebten vom Zauber des Sandes, andere werden Ölquellen darin erbohren und sich mit Handel bereichern. Aber sie kommen alle zu spät. Die verbotenen Palmwälder, der nie zuvor betretene Muschelsand haben uns ihr Bestes gegeben. Die Sahara hatte nur eine heilige Stunde der Erhebung zu verschenken, und wir haben sie erlebt."
ich sehe, wir lesen die gleichen Bücher und - ziehen sehr ähnliche Schlüsse! Glücklicherweise bleibt uns immer noch die Chance, unserem eigenen Kompaß zu folgen - hier und in der Wüste. Pisten sind dazu nicht immer nötig, aber eine solide Überlebensstrategie! Gruß Roger San [color:"black"] [/color]
"Ich habe die Wüste immer geliebt. Man setzt sich auf eine Sanddüne. Man sieht nichts. Man hört nichts. Und währenddessen strahlt etwas in der Stille ..." Saint Ex., Le petit prince