Unsere besagter Zugvogel braucht kein 'Laisser passer' mehr, er lebt sicher nicht mehr. Immerhin hat er einen sehr schönen Teil der Welt gesehen und es hat ihm vielleicht im Süden besser gefallen als im innerlich und äußerlich kalten Norden.

Tja, an den Klapperstorch glaubt hier außer unserer Frau von Griebenschmalz niemand mehr so recht. Die sind alle so mit "Selbstverwirklichen" beschäftigt, daß auch eine ganze Rotte von Ciconia ciconia nichts mehr ausrichten könnte. Kein Wunder, daß unsere Demografie für die Zukunft eher mau aussieht. Denen hier ist auch nicht zu helfen.

Dagegen war das kleine, höchstens drei-vier Tage alte Schaf sehr hilfsbedürftig, das ich gegen Ende meiner Reise nach einer kalten Sandwindnacht im nördlichen tunesischen Sperrgebiet bei Kamour gefunden habe. Von einer Schafsherde gab es außer Trittlingen im Sand des Buschlands und den üblichen Überresten weit und breit keine Spur. Es saß in einer aufgeschnittenen Blechtonne, wo es instinktiv vor dem kalten Wind Schutz gesucht hatte. Als ich es aus ein paar Metern anlockte, kam es mit einem ziemlich erleichtert klingenden "Mähhhäähhhh..." auf mich zu gelaufen und gab mir sehr deutlich zu verstehen, daß ich mich jetzt darum zu kümmern hätte, daß wieder alles in Ordnung kommt.

Das hab ich dann auch gemacht. Das Schaferl kam in ein blaues Handtuch und das Handtuch mitsamt dem Schaferl ins Auto. Dann fuhr ich etwa 10 km weit, bis ich eine andere Schafsherde fand, mit Schäfer und Hund und Schafsmüttern mit vielen anderen kleinen Schaferln. Der freundliche Schäfer brachte das Kleine auch sofort zu einer säugenden Schafsmutter und schob es der unter. Daß das Kleine völlig verdurstet war konnte man dann deutlich sehen und hören. Allein hätte es die Strecke bestimmt nicht mehr geschafft, wohin hätte es sich auch wenden sollen.

Somit war die Welt wieder für alle Beteiligten in Ordnung. Ich hab mich einfach ganz toll gefühlt.

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