Original geschrieben von Sigi_H
Unsere Vorsitzenden und Vorstände halten sehr wohl den Schädel hin. Ich möchte mit Frank Bsirske nicht tauschen. Ich kenne ihn persönlich und weiß was er leistet und einstecken muß.

In den Gewerkschaften ist es systembedingt ungleich schwieriger als in anderen Organisationen die eigenen oder andere Leute übers Ohr zu hauen. Was ihr alle immer sehr gerne überseht ist, dass die Funktionäre in den Gewerkschaften alle Wahlämter haben. Über fest angestellte Sekretäre/innen bestimmen die ehrenamtlichen Gremien der Gewerkschaften. Entschieden wird auf den ehrenamtlichen Ebenen, ausgeführt auf den Hauptamtlichen. Wenn Du ehrlich bist gehörst auch Du zu denen, die glauben, dass Forderungen in den Vorstandsetagen der Gewerkschaften entstehen. Ist aber nicht so. Die Basis macht sie.
Interessanterweise besteht die 'Basis' aber offenbar primär aus den Mitarbeitern großer Konzerne. Ich kenne aus meinem beruflichen Umfeld (Klein- und mittelständische Unternehmen) keinen, der je bei Veranstaltungen war oder überhaupt hinter den Forderungen der Gewerkschaften steht, im Gegenteil.


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Alle, die so gerne gegen die Gewerkschaften schreiben und reden sind idR profitorientiert und leben davon, dass ihre Angestellten weniger bekommen, als sie für das jeweilige Unternehmen verdienen.
Wie soll es bitte auch sonst funktionieren? Dauerhaft mehr ausgeben als reinkommt?


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Das gilt quasi für die gesamte Medienlandschaft in D. Wer unter diesen Voraussetzungen erwartet, dass objektiv über Gewerkschaften berichtet wird glaubt auch, das Zitronenfalter Zitronen falten.
den Medien glaube ich eh schon lange nicht mehr, aber das ist ein ganz anderes Thema.


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Finde ich interessant, dass Du die gewerkschaftlichen Erungenschaften der letzten Zeit wissen willst. Der gesamte soziale Unterbau dieser Republik ist von Arbeitern mit ihren Gewerkschaften erkämpft worden. Das beginnt beim 8-Stunden Tag,
Und dann wundern, daß die hiesige Industrie Jobs nach und nach ins Ausland verlegt, wo für weniger Lohn mehr gearbeitet wird...

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geht über Lohnfortzahlung im Krankheitsfall,
Grundsätzlich keine schlechte Sache. Leider gibt es, auch jetzt noch, viel zu viele Schmarotzer, die das schamlos ausnutzen, und sich freuen, daß andere malochen dürfen während sie zuhause sitzen und nix tun. Kenne genug Fälle persönlich, wo das so ist.

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Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz
vernünftig, da stimme ich zu.

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und endet beim bezahlten Urlaubsanspruch.
Ist auch so eine Sache. Nach der Hochsaison, wo viele Überstunden anfallen, gehen die Leute in Urlaub, und bekommen mehr Geld als die, die Arbeiten (weil eben weniger Aufträge kommen) Super tolle Sache hirn

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In den letzten Jahren können wir sicher nicht davon sprechen, dass wir viel Zusätzliches erreicht haben,
Was denn noch? Sorry, aber das ist und bleibt für mich das berühmte Jammern auf hohem Niveau. Klar könnte es besser sein, aber die gebratenen Tauben fliegen nun mal leider nicht durch die Luft.

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denn in diesem neoliberalen Staat geht es nur noch ums Verhindern.
BILD?

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wie es die Frau Schäffler macht und dann noch öffenlichkeitswirksam eine Krokodilsträne abdrückt.
Da sind wir wieder am anfang. Einzelne bauen Mist, und andere dürfen drunter leiden.

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Wir machen alles selber.
Macht Euch selbstständig, schafft Arbeitsplätze, macht es besser als die jetzigen Unternehmer.

Bammel davor? Hätte ich wohl auch.


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Jammern auf höchstem Niveau ... das ist eine recht nette Floskel, häufig bemüht aber schon lange nicht mehr zutreffend.
s.o.

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Wer sich nur ein bischen mit der Entwicklung der Arbeitsverhältnisse und der Situation der Arbeitslosigkeit in D auseinandersetzt, der erkennt recht schnell, dass Hartz4 kein Zuckerschlecken ist und keineswegs höchstes Niveau. Wer zum xten Male nur befristet eingestellt wurde und von Mal zu Mal weniger Kohle bekommt jammert auch berechtigt.
Beispiel: Hier im Betrieb könnten jedes Jahr im Sommer 1-2 Arbeitsplätze geschaffen werden. Geht aber nicht dauerhaft, weil im Winter halt kaum Arbeit da ist.

Dank Kündigungsschutz etc. stellen wir aber niemanden ein, die Folge sind Überstunden. Irgendwie sind die 'Erfolge' der Gewerkschaft da kontraproduktiv, findest Du nicht?

Was wäre besser, wenigstens 1/2 Jahr Arbeit, oder gar keine Arbeit?


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Ziemlich gut trifft "jammern auf höchstem Niveau" aber für die deutsche Industrie zu. Wer in den letzten Jahren Vorstandsgehälter um 200% erhöhen konnte kann wahrlich keinen Grund haben von den Beschäftigten Lohnzurückhaltung zu fordern.
Und wieder sind wir bei großen Konzernen, unter deren Fehlern nun die kleinen und mittelständischen Betriebe zu leiden haben, weil alle in einen Topf geworfen werden. ICH konnte mir in den letzten Jahren nicht mehr Geld geben, im Gegenteil. Urlaub? 1 Woche F-Saison im Winter an der Küste.

Klar ist dafür nicht die Gewerkschaft direkt verantwortlich, aber manche Forderungen sind ziemlich Weltfremd, finde ich.

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Wir hauen nicht alle Unternehmer in einen Topf.
siehe voriger Abschnitt...

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Zum ersten muß man sagen (und das scheint auch noch nicht zu allen vorgedrungen zu sein) ein Tarifvertrag trägt immmer 2 Unterschriften und ist ein Kompromiss. Die Unternehmerverbände unterschreiben ihn also auch!
ja, leider.

Ich hab nix unterschrieben, ich wurde nicht gefragt. komme mir hier vor wie Karl, der Käfer wink

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Jeder Tarifvertrag beinhaltet inzwischen Flexibilitäts- und Öffnungsklauseln. Bevor es einem Betrieb das Genick bricht, wie Du so schön sagst wird immer nachverhandelt. Das geschieht bei kleineren Betrieben allerdings immer auf lokaler Ebene und steht deshalb nicht in der BLÖD Zeitung ... vielleicht entzieht es sich deshalb der breiten Masse.
Wie gesagt, hier hat keiner gefragt, keiner verhandelt.

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Tatsache ist aber, dass Betriebe, die 1 - 2 % Lohnerhöhung nicht zahlen können auch durch Lohnverzicht idR nicht gerettet werden. Dann gehts vielleicht 6 Monate länger aber dann ist trotzdem Schluß. Die Fehler wurden woanders gemacht, werden aber der Lohnerhöhung gerne angelastet.
Das kommt immer ganz auf die Betriebe und die Struktur an. Hier 2 % Lohnerhöhungen, da 3% Kostensteigerungen durch 30% mehr Maut, das ist ne Schraube ohne Ende. Letztendlich geben die Unternehmen, soweit sie können, die Preissteigerungen an die Kunden (also letztendlich auch den Arbeitnehmer) weiter, dann steigen die Lebenshaltungskosten, oder sie gehen pleite. Dann sind die Arbeitsplätze weg. Oder anderswo.

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Darf ich mal raten, dass Du ein kleiner Selbständiger bist?
War ja nun nicht schwer zu erraten, oder? wink

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Warum ziehst Du Dir dann den Gewerkschaftsgegnerschuh an? Wir sind es nicht, die Dich niederkonkurrieren. Die ganzen kleinen bis mittleren Unternehmen haben viel mehr unter den Konkurrenzverhältnissen zu leiden, als unter Lohnforderungen.
Was hat nun der Konkurrenzdruck damit zu tun? Konkurrenz gibt es fast überall. Sie ist zweifellos ein lästiges Übel, aber das ist nichts Neues. Die konkurrierenden Firmen im Umkreis haben weitgehend dieselben Probleme wie wir, aber damit leben wir (und sie) schon lange. Probleme macht da eher die Konkurrenz aus dem Ausland, die dank komplett anderer Kostenstrukturen hier alle Preise unterbieten können, nicht zuletzt weil die Arbeitskräfte nur einen Bruchteil kosten wie hier.

DAS laste ich (u.A.) den Gewerkschaften an.


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Wir haben viel mehr Gemeinsamkeiten als Du denkst.
4x4 als Hobby wink

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PS: wenigstens weißt Du jetzt, dass Gewerkschafter in den Aufsichtsräten die Kohle zugunsten von Stipendien abführen smile ... schade aber trotzdem, dass Dir das nur so einen kurzen Kommentar wert war.
Wußte ich in der Tat nicht. Aber Stipendien für wen?


Grüße
DaPo


Fußball war doof, Fußball ist doof, Fußball bleibt doof.