Hallo Thorsten

Während bisher von Deine Fragen vor allem diejenige zur Wahl eines möglichen Fahrzeugs diskutiert wurde, scheint mir doch der Aspekt, dass Du UND die "Dame des Hauses" eine Lösung finden müsst, der beide etwas abgewinnen können.

Seien wir ehrlich: 4x4-Fahrzeuge sind vor allem Männersache und sind für uns allein schon fast ein Abendfüller. Dass man damit dann auch noch fremde Länder und Kulturen bereisen kann, scheint teilweise von zweiter Priorität zu sein. Und wenn's dann doch dazu kommt und dabei noch etwas rauh wird, dann ist uns das egal oder sogar recht.

Frauen sehen das meistens anders. Für sie ist das Reisemobil eher Mittel zum Zweck. Wenn sie dem Inhalt der Reise nicht genügend abgewinnen können, oder wenn sie diese Art zu reisen zu stark stresst, dann kann das Fahrzeug noch so toll oder luxuriös sein -- für den nächsten Urlaub werden sie unausweichlich ein Romantikreise durch die Toskana oder eine Kreuzfahrt vorschlagen. Es ist einfach nicht jederfraus (und im Übrigen auch nicht jedermans) Sache, am Morgen ins Ungewisse loszufahren; vielleicht unterwegs steckenzubleiben; es vielleicht nicht bis zum geplanten Dorf zu schaffen; vielleicht nach Dämmerung in eine Stadt reinzufahren, die grösser ist als erwartet aber auch auf den zweiten Blick keinen geeigneten Übernachtungsort bietet; etc. Du kennst das ja bereits: "Frankreich, Spanien, Italien und Co".

Ich habe das Glück, dass ich nicht ganz so weit vorne anfangen musste. Ich war mit meiner Frau schon zweimal mit dem Rad in Argentinien unterwegs, auch in Kuba, Neuseeland, etc. Sie lässt sich nicht schnell stressen, so viel kann ich sagen. Aber der Gedanke, mit einem dieselsaufenden Mobil durch die Landschaft zu tuckern, war ihr ziemlich fern. Dann auch ein gewisser Respekt vor der ganzen Technik. Aber sie sah auch die Möglichkeiten, die einem ein solches Fahrzeug erschliesst, die man mit dem Fahrrad halt einfach nicht hat, resp. wo bei uns die Grenzen liegen (es gibt Leute, die machen ALLES mit dem Rad).

Nun, obwohl wir eigentlich nur individuell reisen, war unsere Annäherung an 4x4-Reisen war Folgende: wir nahmen an einer organisierten Reise nach Libyen teil (Veranstalter und Fotos). Der Funken sprang! Paarweise im eigenen 4x4 liessen einem genügend Raum und Rückzugsmöglichkeiten, aber die absolut profesionelle Führung und Anleitung durch den Tourorganisator liessen uns auch schwierige Situationen meistern. Die Gruppe war wohl ziemlich inhomogen, aber es herrschte von A bis Z super Stimmung, was wiederum nicht Zufall sondern der Erfahrung und Umsicht der Tourleiter zuzuschreiben war. Unser Fahrzeug (einen älteren Toyota Landcuiser mit Dachzelt) hatten wir voll ausgerüstet vom Tourverantstalter mieten können. Das war ein Glücksfall für uns.

Wir haben die Reise sehr genossen und unheimlich viel dabei gelernt. Und eben: wir. Meine Frau ist auch die Dünen hochgefahren, hat auch Reifen aufgepumpt, hat auch Wasser nachgefüllt. Wir haben festgestellt, dass ein Landcruiser oder Defender als Langzeitreisefahrzeug zu klein für uns ist. Aktuell bauen wir uns einen T-REX auf. Der soll aber mit Aufbau unter 80'000 EURO bleiben. Zugegeben, er wird spartanisch bleiben: keine Innenküche, kein eingebautes WC und Dusche.

Es hatte übrigens in Libyen noch ein anderes Fahrzeug mit Neulingen dabei. Die haben sich inzwischen einen Defender 130 mit Wohnkabine gekauft.

Hoffe, das hilft Dir weiter. Grüsse,
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oliver