Original geschrieben von Sigi_H
Da hast Du schon Recht, aber sinnvoll ist es trotzdem, die Leute mal wieder zum Nachdenken zu bringen, auf welcher Basis eigentlich in den Kriegf gezogen wird.

Es bleibt ein Verstoß gegen das Völkerrecht.


Da irrst Du! Man darf - was wegen der beinahe Gleichzeitigkeit der Irak-Invasion und des globalen Feindbildes verstaendlich ist - diese beiden Kriege nicht klammheimmlich auf eine Ebene stellen!
Der Einsatz in Afghanistan wurde von den Staaten der UN und im Sicherheitsrat abgesegnet; teilweise waren 42 Staaten an diesen Operationen beteiligt. Bei diesen Tatsachen kann man nicht mehr vom Verstoss gegen das Voelkerrecht sprechen.

Damit ist jedoch noch nichts ueber den Sinn dieses Krieges ausgesagt; darueber kann und sollte man sehr geteilter Meinung sein. Ich sehe aber einen anderen Punkt, der eigentlich nicht mehr strittig sein duerfte, wenn man die Erfahrungen der weltweiten Konflikte der letzten Dekaden endlich beachten wuerde:

Kriege sind obsolet geworden!! Warum? Weil letzlich jeder Krieg inzwischen irgendwann zu einem Buergerkrieg wird; weil das Schlachtfeld (welches es laengst nicht mehr gibt) heute in den Wohngebieten liegt und damit zivile Opfer Teil der Kriegskalkulation geworden sind. (Nicht nur Afghanistan ist dafuer ein Beispiel, auch Gaza, Kongo usw. zeigen es.)
Alle Waffentechnik kann nicht verhindern, dass die Kaempfer in der Bevoelkerung abtauchen oder - bei weiten Raeumen; siehe Tschad/Sudan, Niger, N-Mali - mit kleinen, sehr mobilen Einheiten klassischen Armeen kein Ziel mehr bieten.

Niemand wird wohl bestreiten, dass die Atommaechte jeden Krieg - solange sie ihn gegen einen nicht atombewaffneten Staat fuehren - militaerisch fuer sich entscheiden koennten. Die USA und Sowjetunion/Russland haetten es auf den verschiedenen Kriegschauplaetzen - ausschliesslich militaerisch betrachtet - so durchfuehren koennen. Wie will aber heute ein hochgeruesteter "Sieger", mit allen materiellen Moeglichkeiten, ein Land erobern, wenn er dazu nicht nur die gesamte Infrastruktur zerstoeren, sondern auch die Bevoelkerung ausloeschen muesste? Ganz abgesehen von der vernichtenden Wirkung einer solchen Aktion bei der eigenen, heimatlichen Bevoelkerung! (Nicht zufaellig wurden im Irak Waffen eingesetzt, deren Wirkung dicht unterhalb der Atom-Schwelle liegt - bei allen, den Iran betreffenden "Ueberlegungen" werden ebenfalls Waffen dieser Kategorien erwogen und selbst die ueberzeugtesten Falken schliessen einen Einmarsch dort aus!)

Und damit wird klar, dass sich zwar vernichtende Schlaege gegen Objekte eines Landes fuehren lassen; Einmarsch und Eroberung aber einen Dauerkrieg zur Folge haben, in dem der Angreifer auf die eine oder andere Weise verbluten wird. Weder im Irak noch in Afghanistan hatte sich die militaerische Doktrin darauf eingestellt. Politische Fehlkalkulationen, omnipotente Wahn-Ideen (Irak-Bush) und dehnbare Demokratiebegriffe sind keine erfolgreichen Exportartikel! Der Einsatz ist gescheitert, weil er einer aggressiven Hassideologie nicht ausschliesslich militaerisch entgegen trat, sondern ebenfalls mit einem (fragwuerdigen, weil verlogenen) Weltbild.
Am Ende eines Krieges, der nun schon laenger dauert als der 2. Weltkrieg, steht deshalb (offen zugegeben, oder hinter verschlossenen Tueren) nur noch eine Frage im Raum: Wie kommen wir da heraus??
Jeder Soldat der Koalition, jeder NGO-Helfer, der dort heute stirbt, ist auch ein politisches Opfer!