Das Problem der "Späteinsteiger" an der Uni, wie ich das ein paar Jahre als Assistent wahrgenommen habe, ist überhaupt nicht die Qualifikation, die die Leute mitbringen - meistens sind die sogar flotter als die jungen Leute, die frisch von der Schule kommen. Erstere haben schlicht begriffen: "Time is money" - und arbeiten entsprechend.

Das Problem ist vielmehr, daß die Unis in ihren Inhalten, didaktischen Ansätzen, Infrastrukturen und Lernmethoden, die vermittelt werden, überhaupt nicht auf die "Späteinsteiger" ausgerichtet sind. Dazu kommen seitens der Professoren- und Assistentenschaft nicht wenig Vorurteile gegenüber den Vertretern des zweiten oder dritten Bildungswegs. Kurz: Man bleibt gern unter sich . . .

Das führt letztlich dazu, das eine überproportional hohe Zahl wirklich guter Leute, die jenseits der 30 mit dem Studieren beginnen, bereits im Grundstudium wieder aussteigen. Als Hauptgrund habe ich dutzende Mal gehört: "Reinste Zeitverschwendung."

Also, meine Empfehlung: Zuerst mal an die Uni, eine Veranstaltung für Erstsemester rauspicken und dem Prof. bzw. Assistenten die eigene Lage schildern. In der Regel darf man dann auch ohne große Formalitäten ein Semester lang mit im Seminar sitzen und sich die Sache mal anschauen. Dann hat man eine gute Entscheidungsgrundlage, ob man sich das über zwei Jahre zwanzig Mal antun möchte . . .