Ich versuch’s mal ohne Polemik...

Erstens
Hier trauen sich zwei Menschen – zudem im gehobenen Lebensalter - etwas, von dem viele nur träumen. Respekt!

Zweitens
Wenn jemand so viel Geld wie hier für ein nagelneues Fahrgestell und einen fernreisetauglichen Wohnaufbau ausgibt, dann wird er wohl nirgendwo den geplanten Reisezweck und Verlauf verschwiegen haben. Davon gehe ich aus. Wenn er dann (wie geschildert) sogar auf seine dezidierte Nachfrage von seinem Fahrgestell-Verkäufer sinngemäß die Zusage erhält „Null Problemo, auch nicht mit DPF“, dann könnte man darin schon den Sachverhalt einer Fehlberatung sehen – möglicherweise mit entsprechenden rechtlichen Ansprüchen wegen Fehlens einer zugesicherten Eigenschaft. Dies ist aber natürlich auch eine Frage der Nachweisbarkeit.

Drittens:
In der jetzigen Lage sind aber denkbare juristische Aspekte zweitrangig. Was zählt ist eine praktikable Lösung, die möglichst eine sichere Fortsetzung der Reise ermöglicht.

Wenn eine Umkehr nicht in Erwägung gezogen wird, kommt eigentlich nur dieses in Frage:

Technischer Rückbau des Fahrzeuges auf Schlechtkraftstoffvariante - alle erforderlichen Modifikationen! Ggfs. Einspritzdruck herabsetzen und Steuergerät anpassen. Durch Mercedes in Kairo – wo denn sonst? Das ist die größte Stadt in ganz Afrika, zudem noch in einer gewissen Nähe zu Europa. Müßte Mercedes dort in Zusammenarbeit mit Stuttgart / Graz doch eigentlich hinbekommen.

In Kairo auch Einkauf eines ausreichenden Additiv-Vorrates (oder Zweitaktöl) zur Verbesserung der Schmiereigenschaft des Kraftstoffes.
Montage von Kanisterhalterungen und Kauf einiger Kanister und eines Sieb/Abscheider-Trichters. Zukünftig ausschließlich erst in die Kanister tanken. Von dort in den Fahrzeugtank nur nach vorheriger Hand-Filtrierung, um in Ruhe Dreck und Wasser rauszuholen. Additiv / Zweitaktöl in empfohlener Dosierung zusetzen. Verkürzte Öl- und Filterwechsel. Wenn möglich Serienkraftstofffilter gegen wirksameren tauschen.

Das ist hier aber auch alles bereits geschrieben worden. (u.a. von Ludo und Peter)

Ich persönlich würde danach wohl erstmal in Ägypten bleiben und ausführliche Erprobungsfahrten vornehmen. Pyramiden, ein bißchen Wüste (aber natürlich keinesfalls alleine), Assuan, etc. – eben das volle touristische Programm. Ruhig ein paar tausend Kilometer fahren, auch wenn soviel ursprünglich für Ägypten nicht geplant war. Die beiden haben ja einen Riesenvorteil – sie haben Zeit und keine Verpflichtungen. Bei erneut auftauchenden Problemen sofort zurück nach Kairo bzw. Reise abbrechen. In den Sudan würde ich nur dann weiterfahren, wenn das Auto nach den Modifikationen keinerlei Mucken mehr gemacht hat. Keine! Und trotzdem bliebe bei mir ein mulmiges Gefühl.

Wenn alles nicht hinhaut, Reisepläne vielleicht ändern. Fahrzeug verschiffen und einen anderen Kontinent anschauen – Australien vielleicht? Da stimmt jedenfalls die Spritqualität und ein moderner G ist im Outback zwar auch selten, aber kein Exot.

Viertens
Bei allem was hier geschrieben wird, ist (auch in Bezug auf das wie) zu bedenken, daß alle Betroffenen hier auch mitlesen. Ein Feedback ist z.B. hier bereits erfolgt:

„Eigentlich ist ja alles ganz schön, wenn da nicht die schlechten Nachrichten aus der Heimat wären:

Jan hat sich fürsorglich um unser Mercedesproblem gekümmert und im Geländewagenforum - www.viermalvier.de - unter G300 um Hilfe angefragt. Damit hat er eine Lawine losgetreten, die eigentlich zur Umkehr auffordert. Das Problem ist bekannt und scheinbar hat selbst unsere Armee in Kundus mit dem Nato-Diesel Schwierigkeiten an ihren Fahrzeugen. Die Aussage eines Fachmanns: „ ... dass es eine Frage der Zeit ist, wie lange der Motor das mitmacht“ bringt uns ins Grübeln. Aber besser hier in schönster Umgebung grübeln, als eines Tages irgendwo mit kaputtem Motor in der Wüste stehen.

Dienstag geht’s erst mal weiter Richtung Kairo. Dort werden wir wieder mal Mercedes Benz Fachleute um Rat fragen. Vielleicht finden die ja eine Lösung, die uns weiterfahren lässt.

Inschallah“ ( http://www.wegaufzeit.de/2011/07/agypten.html )


Fünftens:
Hier ist der Name Därr gefallen. Der ist seit Jahrzehnten begeisterter Afrikafahrer und war zudem Eigentümer eines bekannten Reisezubehörladens in München. Der Laden und auch der Versandhandel – er hat ihn aber längst verkauft. Das gab ihm die Freiheit, in den letzten Jahren eine lange Weltreise durchzuführen, die mittlerweile aber beendet ist.
Mit Mercedes hat Därr verkaufs- oder promotionmäßig nie etwas zu tun gehabt, außer daß er das G-Modell gerne in Afrika für seine eigenen Reisen verwendet hat. Und als Bildstaffage für seine Kataloge, wobei die dort abgebildeten sicherlich keine CDIs sind.
Wie die Problematik aussieht, hat er schon 2001 (!) geschrieben: http://www.daerr.info/index.php?benziner-oder-diesel (vorletzter und letzter Absatz).

mfG
Rainer






Vor der Hacke ist es dunkel. (Bergmanns-Spruch)