Original geschrieben von Wikinger
Zur Endmontage eines Pkw braucht Toyota Europa unter 2 kw/h Energie. Die anderen werden nicht deutlich mehr verbrauchen.

Wusste nicht, dass ich mit dem Energieverbrauch eines Heizlüfters ein Auto bauen kann.

Nach der Sullivan/Burnham/Wang-Studie von 2010 benötigt allein die Assemblage eines durchschnittlichen Kraftfahrzeuges 684 kwh, dann müsste Toyota mehr als 340 Stunden lang an einem Wagen basteln. Dazu kommen noch 848 kwh für die Teileproduktion, nicht gerechnet die Aufwendungen für Öl, Kohle, Gas und andere Energieträger.

Derselbe Report unterstützt allerdings auch frühere Ergebnisse, wonach die Energieaufwendungen für die Produktion eines KfZ im gesamten Lebenszyklus von knapp 260.000 Kilometern (160.000 Meilen) nur ca. 4% ausmachen.

VW hat dagegen 1996 angegeben, die Produktion eines Golf III mache gut 20% des Energieverbrauchs bei einem Lebenszyklus von 150.000 Kilometern aus. Selbst angepasst auf 260.000 km bleibt eine deutliche Diskrepanz zu der US-Studie, die allerdings den ökologischen Aufwand bei der reinen Rohstoffgewinnung nicht mit einbezogen hat (Sanierung von Umweltschäden durch Bergbau, z.B.).

Legt man die aktuellen Daten zugrunde, ist die verlängerte Nutzung eines ineffizienten Fahrzeugs gegenüber dem Ersatz durch ein neu produziertes, effizientes Fahrzeug wohl tatsächlich die ökologisch schlechtere Lösung. Global gesehen ist das Ganze natürlich eine Milchmädchenrechnung. Sie berücksichtigt nicht die massive Zunahme der absoluten Fahrzeugzahlen weltweit, die sich alleine schon in den Produktionssteigerungen der Fahrzeughersteller (zumindest bis zur Krise ab 2007) widerspiegelt. Sie kompensiert die Verbrauchssenkungen locker. Desgleichen bedenklich sind unausgereifte Hybridtechnologien, die durch Steigerung der Fahrzeugmasse (Aggregate, Batterien) den Verbrauch an fossilen Energieträgern (und Emissionen) nur wenig senken, aber einen bis zu zweifachen Energieaufwand bei der Produktion (und Recycling) verschlingen.

Letztendlich muss auch klar sein, dass alle Modelle auf bestimmten, kontinuierlichen Verbesserungen bei den Faktoren Verbrauch und Emissionen beruhen, z.B. darauf, dass die Fahrzeuge jeden Jahrganges um 3% weniger verbrauchen als die Fahrzeuge des vorherigen Jahrganges. Wenn das nicht mehr zutreffen sollte, weil z.B. die Reduktion der Emissionen den Treibstoffverbrauch steigert (wie es die Euro 6-Norm im Dieselbereich zu tun scheint), dann purzeln die ganzen Modelle.

Interessanterweise gibt es eine Stude der Schweizer ETH, wonach die deutliche Längernutzung eines PKW über 15 Jahre eine ökologische Verbesserung darstellt, während eine Nutzung über 7,5 Jahren gegenüber dem Austausch nach 5 Jahren die Ökobilanz verschlechtert:

http://www.uns.ethz.ch/edu/teach/bachelor/energmob/Spielman_Althaus_2007_JCP_LCA_car_life.pdf

Hier noch der Link zu der oben erwähnten Argonne-Studie aus den Staaten:

Argonne-Studie über Energieverbrauch bei der Fahrzeugproduktion

Marcus

Zuletzt bearbeitet von Ar Gwenn; 12/12/2012 11:24.

Und wieder ein Post mehr auf dem Zähler!