Original geschrieben von Yankee
Und wenn ein Doktorvater nicht weiß was auf der Welt über sein Thema schon geschrieben wurde,
weiß ich nicht ob er dann diesen Posten bekleiden darf.

Kann so sein, muss es aber nicht. Das hängt vom Thema ab. Als ich meine Dissertation verfasst habe, war ich der einzige im deutschsprachigen Raum, der die Literatur zu meinem Thema kannte, und auch im englischsprachigen Raum gab es maximal zwei, drei andere. Mein Doktorvater bekannte ganz offen: "Sie sind der Experte, da muss ich Ihnen vertrauen." Um diese Literatur zu sammeln, benötigte ich Jahre, von den Archivdokumenten ganz zu schweigen.

In den Naturwissenschaften ist es ähnlich: Wer eine bestimmte Methode neu entwickelt, ist damit der einzige Experte für diese Methode. Die Betreuer können dann höchstens beurteilen, ob die Methode grundsätzlich korrekt und stimmig ist, die ermittelten Werte müssen sie wohl oder übel vom Doktoranden übernehmen. Für eine komplette Neuermittlung fehlen Zeit und Ressourcen. Auf eine Täuschung kommt man in der Regel erst dann, wenn irgendwer auf der Welt die Werte nachermittelt und so kontrolliert. Wir hatten vor ein paar Monaten einen solchen Fall an meiner Uni, als einem Molekularbiologen die Manipulation von Messergebnissen nachgewiesen wurde:

http://derstandard.at/1334132466018...ht-Molekularbiologe-bekaempft-Kuendigung

Und dann gibt es den gegenteiligen Fall, dass nämlich die Forschungsbasis so unübersehbar groß ist, dass man unmöglich den Überblick behalten kann:

Die Literatur zum Thema "Nationalsozialismus" füllt für sich schon Bibliotheken. In jedem Jahr erscheinen rund eintausend weitere Bücher dazu, von wissenschaftlichen Aufsätzen ganz zu schweigen. Es ist unmöglich, dies alles zu kennen. Wenn jemand hier ein ganzes Buch abschreibt, hat er gute Chancen, dass nur ein Zufall zur Entdeckung des Plagiats führt.

Marcus


Und wieder ein Post mehr auf dem Zähler!