Hallo Horst,
Da Dein Thred mit Sicherheit wieder zu (sinnlosen) Nachfragen meiner (BREMACH) Kunden führen wird, da viele im Kopf haben, "ich hab ja auch IVECO Bremsen montiert" einige Infos aus meiner doch schon etwas längeren Praxis(erfahrung) und um auch gleich im Vorfeld "nervöse" Anfragen meiner Kunden pauschal zu begegnen.
Meiner Vorstellung wiederspricht es aber eigentlich dass Iveco in Italien ein Fahrzeug baut dessen Bremsen unterdimensionert sind für Bergabfahrten.
Grundsätzlich:
Fakt ist, daß keine Bremsen an einem EU-zugelassenen Fahrzeug zu schwach dimensioniert sein können, andernfalls würde es keine Zulassung geben.
Es mag sein, daß die Bremsenrichtlinie 71/320 (inkl. aller nachfolgenden Änderungsrichtlinien) nicht unbedingt gezielt auf die Standfestigkeit bei Passfahrten Rücksicht nimmt, aber zu schwach dimensionierte Bremsen (im Sinner der Zulassungsrichtlinien) gibt es nicht.
Für Dein Problem gibt`s aber primär 3 Ursachen:
1. Womo haben das Problem daß sie oftmals lange Standzeiten haben, wo sie einfach nicht bewegt werden. Dabei steigt das Risiko daß die Nachsteller bei Trommelbremsen korrodieren und sich alleine dadurch die Bremsleistung sinkt.
2. Die Praxis zeigt daß ein 2-jähriger Wechselintervall bei den Radbremszylindern von Trommelbremsen deutlich zu lang ist, durch die hygroskopische Wirkung der Bremsflüssigkeit kommt die Feuchtigkeit rein, die zum einen den Siedepunkt der Flüssigkeit herab setzt und die Bremskolben korrodieren lässt.
Daher: Wechsel der Bremsflüssigkeit jährlich.
3. Viele deutsche 3er Führerschein Besitzer machen in Ihrem Fahrstil keinen Unterschied zwischen Pkw und Lkw. Wobei ich Dir diesen Umstand nicht unterstellen will, dazu fährst Du zu lange Lkw. Das war eher als generelle Anmerkung gemeint.
Zu1: Was den Daily4x4 (alt und neu, sowie SCAM) betrifft, die verwendeten Perrot-Trommelbremsen sind sehr empfindlich was die autom. Nachsteller betrifft. Sobald die Bremsleistung etwas absinkt, erhöht sich bei Bergabfahrten natürlich der Streß für die Vorderradbremse, was dann zum erhöhten Fading-Risiko an der VA führt.
Den schleichenden Bremsleistungverlust der HA merkt aber der Fahrer nicht denn er kompensiert das einfach durch heftigeres Drauftreten und vermehrte Bremsleistung via die VA.
Diesbezüglich haben wir bereits mehrere neue DAILY4x4 im Industrieeinsatz repariert, bzw. modifiziert.
Gleiches gilt übrigens für die Lockheed Trommelbremsen hinten an den BREMACH bis 2005.
Hinzu kommt, daß sich bei langen Standzeiten in den Bremszylindern wo die Bremskolben enden, ein Rostrand (bzw. Ablagerungen/Verkrustungen) bilden, die u.U. das Ausfahren des Kolbens behindern = geringere Bremsleistung hinten.
All das kann am Bremsenprüfstand kontrolliert werden.
Weiters, wobei ich jetzt keine Anleitung zum tunen geben will: Die Bremslastverteilung bei Lkw die primär mit wechselnden Lasten an der HA (also Pritschen/Kipper) unterwegs sind, sind üblicherweise auf der "sicheren" Seite, um eine Ãœberbremsen der HA bei leerem Fz zu vermeiden. D.h. der Bremsdruck an der HA ist realitiv gering im Verhältnis zu dem an der VA. Womos (u. auch Feuerwehr-Fz) die meist konstante Gewichte haben, könnten da an der HA etwas "gepimpt" werden.
Bsp: Ich war im Mai in Kolumbien um dortigen Feuerwehrleuten Bremach-Fahren bei zu bringen und bin mit massiver Kritik an unseren Bremsen konfrontiert worden. Die Jungs möchten mit 6,5 to aus Tempo 50 in 25 m Stehen bleiben. Das war mit der EU-konformen Einstellung des HA-Bremskraftreglers nicht möglich, die max. Gesamtbremsleistung war einfach zu gering. Nach etwas Feintuning der HA allerdings schon.
Als Hinweis: Während der alte 40.10W an der HA Perrot-Bremsen mit Belaggröße 325x100 mm fährt, hat der neue 35-55W17/18 hintere Trommeln mit Belaggröße 270x80. Es wird also auch dem Laien klar sein das die kleinere Bremse(nfläche) am schwereren Fahrzeug in der Praxis nicht unbedingt der "Bringer" sein wird.
Der T-REX hat zum Glück eine komplett andere Bremsanlage mit Scheiben vo/hi. Da ist die Bremsleistung deutlich höher und die Servicekosten deutlich niedriger als beim Mitbewerb.
Zu 2: Nach einer Rücksprache mit ATE-Technik, gibt es keine Bremsflüssigkeit die nicht hygroskopisch ist, außer Silikon-Bremsflüssigkeit, die aber außer in Harley Motorrädern wie es scheint, nirgends serienmääig verwendet wird, bzw. von IVECO mit Sicherheit nicht freigegeben wird, von uns in keinem Fall für den BREMACH. Einfach weil keiner weiß wie sich das Zeug mit den verbauten Bremsenteilen verträgt. Daher Verwendung auf eigene Gefahr.
Eine DOT5.1, mit anderer Viskosität als DOT4, ist optimal für Fahrzeuge mit ABS und ESP weil mit DOT5.1 bei niedrigen Temperaturen ein besseres (= rascheres) Ansprechen der Steuereinheiten erreicht wird. = Sinnlos bei unseren Fahrzeugen.
Alternativ kannst Du die ATE200 verwenden, eine DOT4 Bremsflüßigkeit mit Naßsiedetemp. (die Temperatur auf die es wirklich ankommt) von 198°C, üblich sind bei DOT4 160-165°C.
Trotzdem zieht die genauso Wasser und gehört einfach oft und regelmääig gewechselt, womit wir wieder bei Pkt1+2. wären.
Die kolportierte Motorstaubremse ist rausgeschmissenes Geld. Wir hatten einen damit ausgerüsteten E3 Extreme, ganz ehrlich, kostet, ist techn. aufwendig, vergammelt bei Null Pflege (da Womo = lange Standzeit), und die Bremsleistung wird um nix besser, eine deutliche Erhöhung der Standfestigkeit ebenfalls nicht. Die Staubremse wurde daher wieder rausgebaut.
Meiner persönlichen Ansicht nach sind die am SCAM und Daily4x4 E4 montierten Abdeckbleche in hohem Masse für die Ãœberhitzung der VA-Scheiben verantwortlich. Ich habe SCAM FW im Arlberggebiet und der Steiermark laufen, die haben Scheibenstandzeiten von 2-10.000 Kilometer wenns blöd hergeht.
Und wenn ich mich nicht komplett täusche hat IVECO am E5 Daily4x4 diese Bleche bereits weggelassen. Dafür aber die vorher innenbelüfteten Scheibe vorne gegen eine massive getauscht, warum auch immer.