Hallo Steppenwolf,

darf ich etwas intensivere Befassung mit den technischen und regulatorischen Themen einmahmen? Ja, es ist blödsinnig komplex, aber wenn wir auf der flapsigen Ebene bleiben, können wir's auch ganz lassen - dann kauf' die Kiste, bleib in Europa und der Fuso-Support ist eben so, wie er dann ist.

Zu den Bremsen: Die Homologation erfordert an sich lächerliche Grenzwerte. Im realen Leben bei realer Verkehrsdichte ist der Trabbi vor Dir dann eben platt - mit allen Konsequenzen. Auf Piste in Fernost mag die vernünftig fahrbare Vmax 60 km/h sein, die Handvoll Allradler in Europa ist dem Großkonzern so was von egal..

Zum Abgasreinigungslevel: Eigentlich steht allen in diversen Threads im Iveco/Bremach-Forum, aber fassen wir nochmals zusammen. Der von Fuso für die EPA-Standards verbaute "Euro V plus" Motor hat das volle Euro VI-Programm drinnen, gibt es im Haus Iveco in der Form (noch) nicht bzw. wird gerade ausgerollt. Das bedeutet in der CAN-Bus-Elektronk verstrickte Komplexität der Regelung und Überwachung einzelner Komponenten, und dank OBD-Forderungen eine aufwändige Kontrollrechnung. Bremach gibt für out-of-area Kunden jedesmal (bei jeder neuen Norm) schweinisch viel Geld für die "CAN-Bus-reduzierte" Motorelektronik aus und baut die ganze Fahrzeugelektrik drumherum. In der "CAN-Bus-Vollversion" vom Daily oder auch Canter sind die folgenden Eingriffe in die Motorsteuerung und Sensorik nochmals dramatisch komplexer - kann vermutlich nur mehr FPT lösen, rechne mit einer 250.000 bis 400.000 Euro-Rechnung.
Einen Euro III-Motor einbauen wird den CAN-Bus zum spinnen bringen, da kannst Du Instrumententräger, Lüftungssteuerung usw. rausreißen, bau' Dir das Fahrzeug gleich selbst.

Ja, es gibt "Spezialisten", die sich unter dem Gesichtspunkt Leistungsteigerung in der EDC direkt zu schaffen machen (bzw. das versuchen, unter Euro V kenne ich zum F1C aber niemanden, der Erfolg hatte ohne heftige Nebenwirkungen auszulösen): Der LkW-Abgastest geht direkt auf den Motor, da lässt sich weniger tricksen und wenn nach ein paar tsd. km die automatische Generalregeneration ausgelöst wird, gibt's bei allzuviel Unplausibilitäten Notlauf: Das fordert der Gesetzgeber, in der Software sind dutzende Parameter verteilt, die außer FPT niemand alle austesten kann, und die eigentliche Kunst ist, einer möglichst wenig modifizierten EDC das Fehlen gewisser Rückmeldungen nicht merken zu lassen. Ist auch ein in Euro fünfstelliges Projekt und für Einzelfahrzeuge unwirtschaftlich, und für den Canter kommt dazu, dass das absolutes Neuland wäre - da gab es keine Euro III-Variante als Ausgangsbasis.

Resümee: Außerhalb der EN 590-Kraftstoffverfügbarkeit, unter hot-and-high Bedingungen und ohne globalen Support der Entwickler des spezifischen Fahrzeugs (und das heißt bislang Telefonsupport für eine kooperative Werkstätte mit den Iveco-Testgeräten, in Zukunft ev. Datenlink) kannst Du ein aktuelles abgasgereinigtes Fahrgestell vergessen. Verfügbar ist das aus den Bremach-Entwicklungen neben den eigenen Fahrzeugen gerade noch für den hinreichend ähnlichen Daily by SCAM, für den Fuso schlichtweg nicht (ja, such' Dir 10 oder 20 Gleichgesinnte und bezahlt die Entwicklung, bleibt offen, ob die FPT-Tester mit der kundespezifischen Schnittstelle von Fuso noch funktionieren, wenn nein, was die Fuso-Leute auslesen können und wollen, ob die in der weiten Welt überhaupt Datenzugriff auf die F1C-Versionen haben usw)

Grüsse
Peter

Nachtrag: Gegen die F1C-Version im Canter ist ein Euro III-Sprinter vergleichsweise simpel, Euro V-Gazellen gibt's nur am Papier. Gebrauchtwagen?

Zuletzt bearbeitet von PeterM; 19/01/2014 10:54. Grund: Gerade das Anforderungsprofil im Reifen-Thread gelesen