Hallo Mathias,

ein Brand direkt im Auto aber auch in einer Halle, Tiefgarage, ... wo das Auto steht ist immer bescheiden.

Wir hatten zum Jahreswechsel auch einen "kleinen Brand" in unserer neuen Ormocar Kabine. Der Brand wurde durch eine explodierende Gaskartusche verursacht. Details später.

Der Schaden schien nach dem 1. Schrecken (Panik in der Kabine, Löscharbeiten mit Ergebnis verbrannte Hände) nichts "grosses" zu sein. Wir dachten mit etwas Bremsenreiniger und Ausbesserung der Hauptbrandstelle von ca. 50x50cm wäre alles erledigt.

Zurück aus dem abgebrochenen Kletterurlaub erinnerten wir uns an unsere VK / TK mit 150EUR Selbstbeteiligung. 48 Std. nach Meldung des Vorgangs hat der Sachverständige der Versicherung bereits unseren Schaden vor Ort besichtigt. Schnell war klar, dass der Schaden aufgrund der individuellen Bauweise nicht einfach zu ermitteln ist. Der Gutachter schlug vor, den Schaden gemeinsam mit dem Hersteller zu ermitteln (Anmerkung: Zu diesem Zeitpunkt war die Kabine noch nicht ausgebaut). Das Fahrzeug wurde zur Schadensermittlung zum Hersteller gefahren. Dort wurde der Schaden sehr sorgfältig untersucht und ein Angebot zur Rep. erstellt. Dieses wurde dann am selben Tag noch mit dem Sachverständigen der Versichrung vor Ort besprochen.

Interessant war, dass der Gutachter noch einige Punkte ergänzte die der Hersteller nicht auf dem "Radar" hatte. Wie bereits hier im "Fred" erwähnt entstehen bei Bränden (e.g. GFK, Schaumstoff...) giftige Gase die sich überall im Fahrzeug verteilen (Dachzelt, Sitze, Heizungsrohre, ...) und u. U. sehr gesundheitschädigend sein können. Klar sind auf glatten Flächen diese Gifte sehr einfach zu entsorgen. Leider nicht wenn die Kabine schon vollständig ausgebaut ist. Bei uns war die leere Kabine noch einfach zu reinigen. Trotzdem nannte uns der Sachverständige eine Spezialfirma bei Münster die mit Bränden in Fahrzeugen bzw. mit Brandgasen in Fahrzeugen Erfahrung haben (O-Ton: Nur dort machen lassen, die sind die einzigen Spezialisten die er kennt). Die benannte Firma prüft nach Reinigung ob alle Giftstoffe beseitigt sind und erstellt ein Zertifikat. Tolle Sache die allerdings auch seinen Preis hat. In unserem Fall wurden die Kosten von der Versicherung übernommen.

Long Story Short: Wir waren mit der Schadensabwicklung der Versicherung sehr zufrieden. Der Sachverständige hatte den Schaden realistisch ermittelt und uns gut beraten. Klaro - unsere Kabine ware ja erst 1,5 Monate alt und das Auto hatte 3.000km auf dem Tacho und es gab für alles Rechnungen.

In deinem Fall bist Du ja der Geschädigte. Es muss die gegnerische Versicherung den Brandschaden übernehmen. Somit würde ich den Sachverständigen fragen welche Reinigungsfirma auf PKW Brände spezialisiert ist und den Brandschaden beseitigen kann. Bitte nur eine Firma akzeptieren die nach Reinigung messen ob alle Schadstoffe beseitigt sind und dies auch in einem Zertifikat (mit Messdaten) bestätigen. Auch nachfragen ob diese Firma alle Einbauten zur Reinigung ausbaut e.g. Schränke, Heizungsrohre, Türverkleidungen, Dachhimmel... Alles andere ist nur Kosmetik. Man will ja nicht mit Lungenkrebs von der Weltreise zurück kommen.
Zusätzlich würde ich anfragen welche Entschädigung für Wertverlust / Ausfall bezahlt wird.
Es könnte durchaus die Stategie der Versicherung sein dein Auto als Totalschaden zu deklarieren und versuchen dich mit wenigen EURONEN zu vertrösten (Zeitwert). Wie bereits empfohlen selber mal einen Zeitwert ermitteln:
a) Auf Basis (noch) vorhandener Rechnungen
b) Aufstellung der verbauten Komponenten / Geräte und diese mit Marktpreisen bzw. Schätzungen versehen - Wertmindungerung
c) In Mobile.DE suchen zu welchen Preisen vergleichbare Fahrzeuge derzeit verkauft werden.
d) Vielleicht kann ja das Forum helfen zu welchen Preisen vergleichbare Fahrezeuge ge-/verkauft wurden. Oft gibt es ja ausführliche Verkaufsunterlagen.
Es ist immer gut einen Gutachter mit Unterlagen zu versorgen. Solche individuellen Autos wie wir fahren sehen die auch nicht jeden Tag.

Zurück zu unserer Branderfahrung:

Unsere Gaskombi (190gr. Durchstechkartusche + Adapter für Schraubverschluss + Gasbrenner mit Schraubverschluss) kam trotz voller Kartusche nicht zum Brennen. Vermutlich ein Problem im Zusammenspiel mit Stechkartusche und Adapter. Laut Hersteller des Adapters müsste die Stechkartusche 100% der DIN entsprechen (exakt runde Wölbung wo durchgestochen wird)
damit die Kombi dicht ist. Leider war dies so in der Betriebsanleitung nicht beschrieben.

Wir stellten dann die zugedrehte Gaskombi an das Tischende und ich startete einige Minuten später am anderen Ende auf dem Campingtisch (natürlich in der Kabine) einen Spirituskocher. In diesem Augenblick explodierte dann die Gaskombi. Eine Feuerwalze rollte über unsere Köpfe. Panik kam auf ... mit viel Glück konnten wir alle die Kabine verlassen (bis dto. hatte noch keiner Brandverletzungen) In der Panik wurde der Tisch umgeworfen und die Überreste der Gaskobi entzündeten vermutlich die Matratzen (damals IKEA) des Stockbetts beim Ausgang.

Kurzerhand entschloss ich mich noch mal in die Kabine (trotz schweren schwarzen Rauchs)zu steigen und alle mobilen brennenden Teile aus dem Auto zu werfen. Dies war mit "beherzten" zugreifen schnell erledigt und ich konnte mich auf das Löschen der Seitenwand an der Tür konzentrieren. Mit einem Kissen und später mit Wasser war dieser Brandherd auch in kurzer Zeit gelöscht.

Schaden:
Beide Hände verbrannt. Ca. 50*50cm des 1,5mm GFK's der Kabinenseitenwand war zu 50% durchgebrannt, Beschichtung des Rahmens der Eingangstür löste sich ab, viel Ausrüstung verbrannte ...
Hoffentlich wurde unsere Gesundheit nicht von den giftigen Gasen beeintächtigt. Nach einem Besuch im Krankenhaus fuhren wir sofort Richtung Heimat. Somit weitere 12 Std. im Fahrzeug.
Wie bereits erwähnt überarbeitete Ormocar die Kabine hoch professionell ohne Wartezeit. Mit Ausnahme meiner Brandnarben erinnert heute nichts mehr an dieses gefährliche "Abenteuer".

Zusammenfassung:
a) Kein Kochen mit Gaskartuschen in der Kabine (nur mit festen Gasinstallation die dann aber auch regelmässig von Experten überprüft werden sollte). Wir kochen jetzt in der Kabine nur noch mit mobilem Spirituskocher im Edelstahl Waschbecken (380*340*190mm) in Ausnahmefällen wenn das Wetter draussen zu extrem ist (Wind!) Offenes Feuer in der Kabine e.g. Kerze ist bei uns nicht mehr erlaubt. Draussen benutzen wir MSR Bezinkocher. Die haben sich bei unseren Berg Expeditionen bestens bewährt und brennen auch noch auf 5000m.
b) Bei Stoffbezügen und Schaumstoffen doch lieber zu den etwas teueren "schwer entfammbaren" Materialien greifen. Unsere IKEA Matratzen waren noch 2Minuten vollständig verbrannt. Auf dem Kiesboden sah man nur noch die Umrisse wo sie mal lagen.
c) GFK brennt zwar auch - allerdings braucht es einen guten Brandbeschleuniger (Schaumstoffmatratzen / Funktionsbekleidung / Schlafsäcke ...). Wenn GFK brennt, dann entwickelt es es nur eine kleine Flamme (evt. vergleichbar mit Spirituskocher) und der Brand breitet sich langsam aus. Allerdings möchte ich nicht verheimlichen dass es auch nicht ganz einfach zu löschen ist. Wenn es mal auf größeren Flächen brennt wird es wohl sehr schwierig! Wir haben jetzt einen 2kg Schaumlöscher für Fettbrände und eine Löschdecke im Auto (schnell und leicht zugänglich).

Gruß, Roland