Hallo zusammen,
da viele Beiträge in diesem Forum wesentlich zur Entstehung meines eigenen Reisemobils beigetragen haben, m�chte ich mich hier mal ausdr�cklich bei allen bedanken, die unerm�dlich und ausdauernd die vielen Fragen beantworten die von den Wenigerwissenden (wie mir) gestellt werden.
Da ich nun nicht mehr ganz so unwissend bin, ist es denke ich an der Zeit aus meinem eigenen Erfahrungsschatz mal etwas an euch zur�ckzugeben. Nach einer längeren Reise durch Nordamerika (keine Angst, jetzt kommt kein langweiliger Reisebericht) will ich einmal die technischen Probleme ansprechen, die beim Daily 4x4 (55S17W) so aufgetreten sind. Vielleicht eines vorweg: Der Daily ist immer zuverlässig angesprungen und gefahren! Aber wie es auf einer langen Reise eben so ist, gibt es dann doch das ein oder andere kleine Problemchen.
Unsere Reise f�hrte uns quer durch den nordamerikanischen Kontinent. Wir waren insgesamt 17 Monate in Kanada, USA und Mexiko unterwegs und haben dabei eine Gesamtstrecke von 67000km zur�ckgelegt. Ca. 10% der Strecke (6000km) f�hrten uns �ber Schotterwege und Pisten. Den Rest (61000km) haben wir auf Teerstra�en runtergerissen. Der Durchschnittsverbraucht lag bei 12,2 ltr/100km (bei zur�ckhaltender Fahrweise!) und der Gesamtölverbrauch bei ca. 4 ltr, die au�er dem Ölwechsel bei 40000km zusätzlich nachgef�llt werden mu�ten. Wir konnten Temperaturen von -16 Grad bis +38 Grad und Luftfeuchtigkeiten von 20% bis 98% erleben.
Und nun zu den Fahrzeug-Erfahrungen mit dem Daily 4x4 (aktueller Kilometerstand 76500 km):
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Fahrgestell:- F�r besseren Federungskomfort haben wir die beiden hinteren 'Monsterfedern' vor der Reise ausbauen lassen (Achtung: Das f�hrt in Deutschland zum Erl�schen der Betriebserlaubnis!). Die verbliebenen Federpakete waren trotz eines Reisegewicht ca. 5250 kg (Hinterachse: 3150 kg Vorderachse: 2100 kg) den Anforderungen gewachsen. Einschränkungen mu� man nat�rlich bei der Verschränkung hinnehmen. Die war f�r uns aber nicht so wichtig.
- Die vielen Schotterstrecken haben ihre Spuren hinterlassen. Durch die permanent auf die Hinterachse schlagenden Steine sieht diese an manchen Stellen aus wie sandgestrahlt. Dort hat sich nat�rlich nun entsprechender Rost gebildet. Das Calciumchlorid, mit dem viele Schotterstrecken in Nordamerika staubfest gemacht werden wirkt hier wie ein Rostbeschleuniger -> einzige Abhife unterwegs: regelmä�ige Reinigung mit dem Dampfstrahler.
- Nach der Reise hat der TÃœV in D die ausgeschlagenen Lenkungsköpfe bemängelt. Diese wurden auf Garantie von IVECO ausgetauscht.
- Es konnte deutlicher Fettaustritt am Lenkungsgelenk (links hinter der inneren Kotflügelabdeckung) beobachtet werden.
Motor:Hier sind wir uns nicht sicher, ob wir ein Montagsauto erwischt haben oder ob die beobachteten Öl-Leckagen bei IVECO 'normal' sind.
a) Kurz vor der Abreise aus Deutschland gab es diverse Stellen an denen Ölverlust beobachtet werden konnte:
- Deutlicher Ölverlust am Öldruckschalter -> behoben auf Garantie (Dichtungsaustausch)
- Ölaustritt unterhalb des Deckels der Nockenwellenabdeckung -> behoben auf Garantie (Dichtungsaustausch)
- Ölaustritt bei Ölrücklaufschlauch rechts unten an der Ölwanne -> behoben auf Garantie (Nachziehen des Flansches)
- Ölaustritt an der Servopumpe -> behoben auf Garantie (Servopumpe getauscht)
b) Unterwegs traten dann folgende Probleme auf:
- minimaler Ölaustritt am Zwischengetriebe (Tropfenbildung unterhalb Hinterachsabtrieb) bei sehr hohen Außentemperaturen -> ein Nachfüllen war nicht nötig
- minimaler Ölaustritt am Hinterachsdifferential (da scheint der Simmering nicht mehr 100%'ig dicht zu sein)
- An der Hinterachse Austritt von Hydraulik-Flüssigkeit aus dem Differentialsperren-System -> konnte durch Nachziehen der Schraube behoben werden
- Ölaustritt unterhalb des Deckels der Nockenwellenabdeckung -> wurde vor Abreise zwar durch IVECO behoben, ist aber wieder aufgetreten.
- Ölaustritt an der Servopumpe -> obwohl die Servopumpe vor Abreise getauscht wurde!
Bemerkung: An der Pumpe hat es auf der Reise weiter geleckt. Wie ich unterwegs erfahren habe, scheint es einige wenige Exemplare der F1C-Motoren zu geben die von diesem Problem betroffen sind. Offensichtlich ist eine manglende Abdichtung zwischen der Servopumpe und dem Motorblock der Fehler. Dieser ist angeblich nur schwer zu beheben. Nachdem der Ölaustritt nur minimal ist, verbuchen wir das mal als 'optisches' Problem.
Elektronik:- Bei Temperaturen leicht unterhalb des Gefrierpunktes ging 2x die EDC Warnleuchte an. Ein Auslesen des Fehlers mit dem Diagnosegerät AUTEL MS509 zeigte: 'Erhöhte Abgasrückführungswerte' -> Wir haben den Fehler einfach gelöscht
- Gegen Ende der Reise funktionierte das ABS erst sporadisch und dann dauerhaft nicht mehr -> Wackelkontakt an einem der Verbindungsstecker zu den ABS-Sensoren der Hinterräder (die Kabel hinter dem Hinterachsdifferential)
- Bei hohen Außentemperaturen (ca. 38 Grad), bergiger Strecke, eingeschalteter Klimaanlage und erh�hter Motortemperatur brachte uns eine Meldung im Display sehr nahe an einen Herzstillstand: 'Service: Motor defekt'. Nachdem der Daily aber weiterhin fuhr, haben wir die Meldung erst mal ignoriert. Gl�cklicherweise ist sie nach Abschalten der Klimaanlage verschwunden, aber leider beim Einschalten der Klimaanlage wieder erschienen.
Bemerkung: Wie ich später durch Forumseinträge erfahren habe, ist das ein bekanntes Problem beim Daily. Es kann an einem defekten Temperatursensor oder einem falschen Druck im Klimakreislauf liegen -> zur�ck in Deutschland wurde das Problem auf Garantie behoben. Allerdings konnten wir mangels geeigneter Teststrecken und Testtemperaturen dies noch nicht �berpr�fen.
Reifen:- Es kam zu lediglich einer einzigen Reifenpanne. Auf dem Dempster Highway in Kanada lag wahrscheinlich ein Metallteil auf der Stra�e, welches wir �bersehen hatten. Folge: Fingerdickes Loch im linken Hinterreifen
Da die Bereifung des Daily immer wieder Anla� zu Diskussionen ist, m�chten wir (aus unserer Sicht) die Vor-und Nachteile der Michelin XZY 9,5R17,5 mal kurz res�mieren:
+ Laufleistung ca. 80000km (ohne nachschneiden)
+ Robuster Reifen f�r Schotter/Geröll
+ guter Grip auch bei nasser Fahrbahn
+ laufruhiger Reifen
o f�r Schnee nur geeignet, wenn noch ausreichend Profil vorhanden ist (wir haben trotz 20-30cm Schnee in Utah die Schneeketten nicht ben�tigt)
- hoher Kaufpreis
- Ersatz ist au�erhalb Europas nicht zu bekommen
- nicht geeignet f�r weichen Sand oder weichen Boden (jedenfalls nicht mit �ber 5 Tonnen Fahrzeuggewicht)
Nachdem uns weitere Reisen voraussichtlich in wärmere Gefilde mit mehr Sand f�hren werden, haben wir eine Umbereifung auf Matador Hector DR1 285/70R19,5 vorgenommen. Daher haben wir einige Dinge zu veräu�ern, aber dazu kommt ein gesonderter Beitrag.
Sonstiges:- Nach mehreren Monaten auf Reise mu�te das Batteriewasser nachgefüllt werden.
- Der Motor hat einmal bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt nur noch wiederwillig Gas angenommen -> man sollte bei einem gro�en Tankvolumen von 270 ltr Diesel bzw. �ber 2000km Reichweite darauf achten, da� man nicht mit Sommerdiesel in Wintergebiete fährt
- Durch die Vibrationen auf den Schotterstrecken hat sich eine Schraube an einer Kühlwasserschlauch-Halterung gelöst, was zum Verlust der Halterung führte (zum Glück gibt's Kabelbinder)
Fazit:Der Daily hat uns trotz kleinerer Probleme wohlbehalten durch den Nordamerikanischen Kontinent gebracht. Das ist auch gut so, denn eine IVECO-Vertretung gibt es ja dort bekanntlich nicht.
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Ich hoffe da� der ein oder andere mit diesen Informationen etwas anfangen kann und nicht gleich in Panik gerät 'nur' weil die Motorelektronik behauptet der Motor sei defekt
Volker