Guten Morgen allerseits (und besonders Ozymandias und Sepp),
Eine neue, aufregende Woche beginnt! Mit Schnee in Deutschland, habe ich sogar gehört. Stimmt das? Falls ja, dann schickt mir bitte eine Bremach-Ladung von dem weißen, kalten Zeug nach Bali. Hier ist es viel zu warm, und Schnee habe ich seit Jahren nicht mehr gesehen … zuletzt in China, glaube ich. Hm.

@Ozymandias … Hallo aus der Ferne und danke für den „RAM-Text“. Sehr interessant! Aber dazu später mehr. Zuerst gehe ich auf Deine gestellte Frage ein (>>Ihr kommt mit 6000€ p.A. aus inkl. aller nötigen Versicherungen? Kannst du mir das ausführen? Dann hab ich ein starkes Argument mehr um meine Frau zu überzeugen abzuhauen hier. Wir gingen bis dato von 40000€ p.A. aus als Paar<<).

Na klar kann ich das ausführen – mit so vielen Details und Budget-Tabellen wie Du möchtest! Zusammen schaffen wir es doch locker, Deine Frau zu überzeugen smile Die 6000 Euro pro Jahr sind völlig richtig … pro Person natürlich, da Laura und ich derzeit zwei Fahrzeuge haben, und nicht gemeinsam in einem 4x4 sitzen und Kosten teilen können. Bei meiner achtjährigen Weltreise mit Land Rover „Matilda“ habe ich aber auch nur 6000 Euro/Jahr im Durchschnitt ausgegeben – inklusive Verschiffungen, Versicherungen, Länder-Visa, usw.

Also … wo fange ich an? Dummerweise braucht man gewisse Finanzmittel, wenn man um die Welt fährt, es sei denn, man will unterwegs arbeiten. Wie viel Langzeitreisende ausgeben, ist ganz unterschiedlich, und hängt von vielen Faktoren ab. Ich kenne Langzeitreisende, die tatsächlich 40.000 Euro/Jahr ausgeben (oder sogar mehr), sowie viele, die mit weniger als 6000 Euro/Jahr auskommen. Wie ihre Budgets ausschauen kann ich nicht sagen; nur meine Unkosten kann ich verraten.

Auf meiner ersten Reise mit „Puck“ (meine Yamaha XTZ660) von Europa nach Neuseeland, das war zwischen 1997 und 2000, habe ich 15.000 Euro ausgegeben, damals noch die entsprechende Summe in Deutscher Mark. Die Reise dauerte knapp vier Jahre, was durchschnittliche Ausgaben von 340 Euro pro Monat ergibt. Meine achtjährige Weltumrundung mit Matilda (Verbrauch 13-15l/100km) zwischen 2002 und 2010 kostete 50.000 Euro oder 520 Euro pro Monat. Und jetzt, auf meinem dritten Trip, habe ich in den ersten vier Jahren 24.000 Euro oder 500 Euro pro Monat ausgegeben. Ebenso die letzten 12 Monate in Australien: 500 Euro/Monat (oder 6000 Euro/Jahr) reichten völlig.

Warum dies geht? Weil ich laaaaangsam fahre und mir Zeit lasse smile Die Ausgaben für Treibstoff, Visa, Verschiffungen und Flüge machen einen Großteil der Gesamtkosten einer Weltreise aus. Dieser Anteil an der Gesamtsumme ändert sich nicht, gleich ob Du Deine Reise nach einem oder nach zehn Jahren beendest. Worauf Du aber Einfluss hast, sind die Kosten pro Jahr. Angenommen, ein Overlander, der mit dem Motorrad von Europa nach Australien fährt, legt 50.000 Kilometer zurück, einige Umwege eingeschlossen. Wenn sein Bike sechs Liter auf 100 Kilometer verbraucht und der Spritpreis im Durchschnitt einen Euro pro Liter beträgt, muss er allein für Benzin 3000 Euro rechnen. Die Genehmigung für eine Fahrt durch China (mit oder ohne Guide) kann mit 2000 Euro veranschlagt werden, die Kosten für die übrigen Visa mit 700 Euro und die für die Verschiffung von Indonesien nach Darwin zusammen mit dem Flug für ihn selbst nochmals mit 1000 Euro. Insgesamt macht das 6700 Euro (dazu kommen nur noch die Kosten für Verpflegung, etwaige Campingplätze und Versicherungen, die zur Reisedauer proportional sind). Dieser Anteil der Gesamtsumme – die 6700 Euro – sind für eine einjährige Reise eine stolze Summe. Lässt es der Overlander aber so gemächlich angehen, dass er vier Jahre unterwegs ist, sinken die durchschnittlichen jährlichen Ausgaben auf 1675 Euro. In der Summe ist eine vier Jahre dauernde Fahrt mit dem Motorrad also nur etwa doppelt so teuer wie eine einjährige und nicht viermal!

Wenn Du nun diese 1675 Euro von der Gesamtsumme 6000 Euro abziehst, und die Differenz durch 365 Tage teilst, dann bleiben Dir fast 12 Euro pro Tag für Essen, Auslandskrankenversicherung und Campingplatz (sofern Du nicht eh überwiegend „wild“ übernachtest). Dies ist genug … auch in Australien oder Europa (es lebe ALDI!), wo das Leben verhältnismäßig teuer ist. In Südostasien, Indien, Bolivien (etc) bekommt man eine füllende Mahlzeit bereits für 2-3 Euro, eine Flasche Lao-Bier kostet 1 Euro, und ein Liter Sprit in Venezuela und Ägypten kostet nur wenige Cent.

Ok … hier fahren alle LKW, und nicht Motorrad. Aber im Prinzip bleibt die Rechnung (fast) gleich: als Beispiel dient meine Land Rover Reise. Mit Matilda hatte ich höhere Sprit- und Verschiffungskosten. Dafür war ich oft zu zweit unterwegs (z.B. mit Laura), und konnte diese Ausgaben teilen. Auch war ich mit Matilda noch viel seltener auf dem Campingplatz. Ganz wichtig aber: ich war acht Jahre unterwegs, und nicht nur vier!

Luxus kann ich mir nicht leisten, aber ich drehe auch nicht jeden Cent mehrmals um, bevor ich ihn ausgebe. Mein Budget von 24 000 Euro (6000 Euro pro Jahr, 500 Euro pro Monat), das auch Laura für sich aufbringen musste, hat sich auf unserer 48 000 Kilometer langen Fahrt zwischen Deutschland und Australien wie folgt aufgeteilt:

– Ausgaben für Verschiffungen und Flüge: 1300 Euro
– Ausgaben für Visa: 730 Euro
– Ausgaben für die Beschaffung der China-Permits ohne Guide: 2000 Euro
– Ausgaben für Carnets de Passage: 241 Euro
– durchschnittliche Ausgaben für Benzin pro Monat: 56 Euro
– durchschnittliche Ausgaben für Ãœbernachtungen pro Monat: 82 Euro
– durchschnittliche Ausgaben für Essen, Trinken und kleine Einkäufe pro Monat: 200 Euro
– durchschnittliche Ausgaben für Ersatzteile, Werkzeug, Motoröl etc. pro Monat: 15 Euro
– durchschnittliche Ausgaben für Krankenversicherung pro Monat: 58 Euro

Ich kann versuchen einige Statistiken, Pi-Charts und Kostentabellen hier einzufügen, wenn ich durchblicke wie das geht (mit „picr.de“?). Dann müsste Deine Frau 100 prozentig überzeugt sein, nicht? smile Erklärungen befinden sich dazu auf meiner Facebook-Buchseite (Post am 21.09.) … kann man aber auch so gut verstehen, denke ich. Die Seite ist öffentlich, und Du musst nicht bei Facebook sein, um alle Bilder/Charts/Beiträge sehen und lesen zu können. Ansonsten stehen die genauen Infos in meinen beiden Büchern. Gebe einfach meinen Namen (oder Buchtitel) in Anführungszeichen bei Google ein, dann findest Du alles.

Tja … dann wünsche ich Dir viel Glück, Ozymandias smile Hier die Tabellen als JPEG … mal sehen ob es klappt. Mit Computer-Zeug kenne ich mich nicht so gut aus.

[Linked Image von up.picr.de]

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Viele Grüße aus Bali und gute Fahrt! In vier Tagen geht es zurück nach Darwin! Yuhooooo smile
Christopher

PS: @Sepp … Hallo und sorry! Vor lauter „Reisegeld Details“ hätte ich Dich fast vergessen. Ein RAM wäre, aus den gleichen Gründen, auch nichts für uns. Zwar kann ich Fahrzeuge in einem beliebigen Land (auch USA) kaufen und nach Europa für Reisezwecke bringen, aber meine Laura wünscht sich eben ein größeres „Haus“: eine absetzbare Kabine mit den Dimensionen 3,5m x 2m x 2m. Um Laura nicht zu enttäuschen, werde ich so einen Koffer bauen. Frauen darf man nicht enttäuschen … ist ein Universalgesetz. Und neiiiiiiiiin … ich höre keine „Arroganz des Bremachfahrers“ weil Du sagst, die GAZelle wäre ein Einmalartikel smile Bremachs sind eindeutig die besseren Fahrzeuge! Ganz klar. Sollte ich jedoch nicht genug Geld für einen neueren Daily/Bremach zusammenkratzen können, bleiben mir nicht viele Möglichkeiten. Ich muss meine Finanzen sehr kritisch prüfen. Ein Fahrzeug soll das Reisen schließlich möglich machen, und mich nicht daran hindern, weil ich meine gesamten Ersparnisse für die Anschaffung des LKWs ausgegeben habe, und kein Benzingeld mehr habe smile Es gibt in Russland übrigens nicht nur die GAZelle, sondern auch den 4x4 Sadko, 4x4 Valdaj, 4x4 Sobol, 4x4 Silant, 3303, 3308, 3310, und mehr. Mal sehen was passiert. Viele Grüße derweil und mach‘s gut! Christopher