Hi,

da ich die letzten (vielen) Monate eine regelrechte Achterbahnfahrt der Gefühle hatte, wollte ich hier für alle G Neulinge nochmal meine Erfahrung teilen.
Vorweg - ich hatte mir so ziemlich alles im Internet durchgelesen in sämtlichen Foren was es so gibt zum Thema G kauf - aber gegen Betrüger ist man nicht gewachsen ohne Erfahrung. Darum meine absolute Empfehlung: Niemals einen G kaufen ohne a) jemand ist dabei der schonmal einen hatte, idealerweise restauriert hat, oder b) eine Werkstatt mit Hebebühne und erfahrenen KFZ Meister der da mal einen Blick drauf wirft. Das gilt natürlich nicht für G's die als Restaurationsobjekt ehrlich angeboten werden. (Ok - das hatte ich ehrlicherweise auch schon gelesen - mein Fehler ;)). Meiner ist von 1980 - technisch also leicht zu Überblicken, aber substantiell schon kritisch von Haus aus.
Hintergrund:

Ich hatte mir Ende 2021 eine G Klasse angeschaut die augenscheinlich gut dastand, laut Angebot teilrestauriert (Karosserie, technisch nicht) war. Bei Besichtigung: Karosserie war in Ordnung, nirgends Blasen oder Auffälligkeiten. Unterboden versiegelt (im Nachhinein: absolutes Warnsignal). Mit dem Magneten die üblichen Stellen abgelaufen, kontrolliert und abgetastet. Soweit alles gut. Auto fährt/schaltet/startet gut, Innenraum weitestgehend unverbastelt und original. TÜV, HU neu, Oldtimergutachten neu (durch großen bekannten Konzern). Mit dem Prüfer, der letzten Werkstatt und dem Vorbesitzer telefoniert, von allen positive Aussagen erhalten. Mit dem Wissen im Hinterkopf dass immer was zu tun ist gekauft ("im Auftrag") und liefern lassen.

Nach nur 2 Wochen kamen die ersten Rostblasen durch den Lack. Bei mir zuhause dann in die Werkstatt gestellt und auf Herz und Nieren geprüft. Da kam das böse erwachen: Rahmenquerrohr (an dem BKV hängt) durchgerostet und gespachtelt sowie dick versiegelt, Kofferaumboden durchgerostet, von unten versiegelt (von oben nicht ersichtlich da original Kofferaummatte eingeklebt war... Warnzeichen und so...). Seitdem bin ich (seit fast 2 Jahren) dabei nach und nach Rost zu bekämpfen und versteckte technische Mängel zu beheben. Zwischenbilanz: Kofferaumboden, Ladekante, Verstärkungsblech, Heck-Ecken neu incl. kompletten Unterbau und Verstärkungen, Fußraum Beifahrer incl. Unterbau komplett neu (Aussage Karosseriebauer: So einen groben Einsatz von Spachtelmasse zur Vertuschung hat er noch nicht gehabt - auch von Ihm bei Arbeitsbeginn nicht ersichtlich und der macht das seit 30+ Jahren) plus Arbeitszeit durch Karosseriebauer, Wochen an Zeit durch mich und etliche Ersatzteile. Unzählige Stromdiebe behoben, vorne neue Federn (die verbaute vorne rechts ist nach 400 km gebrochen), Wärmetauscher neu, Innenraumgebläse neu, Visko neu... Fair enough - technisch wurde nichts gemacht das war klar, dass da was zu tun sein wird war klar. Das Ausmaß hatte ich unterschätzt. Hätte ich das Ausmaß von Beginn an gewusst, wäre Frame-off vermutlich noch die bessere Alternative gewesen. Jetzt muss ich so durch, da alles nach und nach erst auffällt.

Jetzt bin ich kein Mechaniker und war G Neuling - ein paar der Dinge muss ich sicherlich meiner Unkenntnis zugute schreiben. Ich habe nach bestem Wissen und Gewissen alles getan und geprüft (und mich vor allem auf Institutionen verlassen, die für Verkehrssicherheit zu sorgen haben), das rettet mich gefühlt etwas. Aber ich war schon mehr als einmal an dem Punkt das ganze auf Abzuschreiben und zum Schrottplatz zu fahren. Es ist eine Gradwanderung zwischen Freude am G Oldtimer und Verzweiflung bei dem Aufwand und Ausmaß. Jetzt fehlt nur noch Motor- oder Getriebeprobleme. Dann ist der Drops gelutscht...

Daher kann ich nur alle nachhaltig "warnen" - wenn ihr keine echte reale Erfahrung habt, so wie ich - unbedingt Hilfe suchen.

G'rüße
Korbinian

Zuletzt bearbeitet von G300GD; 28/06/2023 13:28.

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