Guten morgen allerseist,

im Parallelthread hab ich ja einige Fotos meiner Achsarbeiten eingstellt, für alle, die sich das in Bildern angucken möchten.
Gestern abend hab ich nun das Radlagerspiel einzustellen versucht, was mir aber leider irgendwie nicht befriedigend gelang.

Das Problem:

Dadurch, dass die nagelneuen Lager und die Nabe beim Einbau gut gefettet wurden, spürt man ein kleines Spiel nicht, obwohl ich das Vorderrad dazu montiert hab, um einen besseren Hebel zum Rütteln zu haben.

Vielleicht verstehe ich die Arbeitsanweisung im Handbuch aber auch einfach nicht richtig. Meine Interpretation ist:

Innere Nutmutter bei durchdrehen der Nabe auf 200 Nm anziehen. Dann um ca. 45° wieder lockern, Sicherungsblech einlegen, und die äußere Nutmutter mit 200 Nm anziehen. DAnn müsste das Spiel theoretisch korrekt sein. Ist das so richtig?

Oder muss man auf 200Nm nur einmal zum Setzen der Radlager anziehen und dann viel weiter als die 45° wieder lockern, bis dann tatsächlich ein kleines Spiel spürbar wird?

Wie geht Ihr vor?

Gruß, Gunnar

Hi, Rad drehen und beim Drehen ca. 200Nm anziehen, Nutmutter dann nochmal ein paar Umdrehungen lösen und erneut mit 200Nm unter Drehen des Rades anziehen, dann um 45° lösen und kontern. Minimales Spiel sollte bleiben, man merkt das aber auch beim Durchdrehen des Rades, ob die Kegelrollenlager frei drehen. Nach kurzer Probefahrt nochmal das Radlagerspiel prüfen - fertig.
Grüsse Marcus

Hi Marcus und danke für die Beschreibung, wie Du es machst

So stehts ja z.B. im Handbuch:



Was bloß das heissen soll:
"Innere Nutmutter lösen und wieder anlegen (Spielfrei)"
Klingt ja fast so, als ob man nicht wieder auf 200 Nm anlegen soll, sondern nach Gefühl. Dann aber um 1/8 lockern.... na, da hab ich heut abend was zu basteln.

Hab heut Abend am Radlagerspiel gespielt Die Kontermutter mit 200Nm bringt ja richtig Veränderung rein!

Hab die innere Nutmutter nun vieeeel lockerer als 200Nm angeschraubt und das Lager hatte noch ganz deutlich Kippspiel. Mit der zweiten Nutmutter dann auf 200Nm war plötzlich das Kippspiel an er Grenze der Wahrnehmbarkeit. So lass ich's erstmal und guck morgen wie die Temperaturentwicklung im Nabenbereich ist. Hatte mir das bisschen wissenschaftlicher vorgestellt ...

Hallo, was ist das für ein Handbuch?

Gruß Alex

Werkstatthandbuch...

so, bin heut etwa 5 km gefahren und im Temperaturvergleich zu rechts noch zu heiß. Man kann's auch riechen.
Also heute nochmal ran. Ist echt ne Sisyphusarbeit.

Im Ergebnis wird die innere Mutter dann wirklich nur etwas mehr angeschraubt sein als man mit den bloßen Fingern schafft...

Ich hab mal spaßeshalber das Kippspiel berechnet, dass bei 235/85 R16 Reifen an den Reifenkanten besteht, wenn man die 0,001mm am äußeren Rand der Nabennutmutter zugrunde legt.

Mein Ergebnis ist ca. 0,3mm Kippspiel bzw. 0,004 Grad Winkel, also immer noch verdammt gering.



Bei gelaufenen Lagern 0,003mm Spiel an der Nutmutter macht dann am Reifenaußenrand 0,8 mm.

Und hier ist nochmal ne andere Beschreibung der Vorgehensweise:

Habe nach Ruecksprache mit meinem mechaniker die Radlager auch nochmal nachgestellt. Innere Mutter fuehlbares Kippeln das man denkt: das ist ja viel zuviel... Danach die aeussere Muetter festgebrummt und siehe da.. Radlagerspiel komplett weg... Habe 3 Anlaeufe gebraucht bis ichs hingekriegt hatte, aber nun ist minimalstes fuehlbares Spiel, Radlager bleiben kuehl. Von daher, bei mir die Operation gelungen.... Nimm Dir die Zeit und wenn Dus 5 mal machst, besser als versaute Radlager.

Nochmal eingestellt, dabei schon das 3. Sicherungsblech verbraucht und trotzdem immer noch heißer als auf der anderen Seite

Ich hoffe dass die neuen Lager nicht schon geschrottet sind, weil es erst zu fest gezogen war. Morgen werd ich nochmal probieren. Dass das das Schwierigste werden würde hab ich echt nicht erwartet...

Gruß Gunnar

P.S.
Bei der zweiten Handbuchanleitung oben heißt es, dass die Anschrägungen der Nutmuttern (im Plural) zum Sicherungsblech gucken sollen. Dann müsste man ja die innere mit der Schrägung nach außen einbauen. Das Hör ich zum ersten mal....

Hallo, das ist ja nun kein G Problem, sondern gucken, überlegen, Schrauben - wie soll das sonst mit dem Sicherungsblech gehen, da klemmt sich alles ohne fest zu sein? Grüsse Marcus

Hi Marcus, ist halt einfach seltsam dass es immer heißt, die Anschrägung müssen beide unbedingt nach innen und dann sowas im Mercedes G Handbuch steht. die G Handbücher sind allerdings voller Widersprüche, insbesondere was die Nm Angaben zur Sicherung von Fahrwerkteilen angeht. Das schwankt munter, manchmal sogar in ein und demselben Handbuch um zig Newtenmeter.

Die Radnabe hab ich nun gefühlt hundert mal eingestellt und hab nun wirklich ein sehr geringfügiges aber spürbares Spiel. trotzdem bleibt sie nicht so kühl wie die gegenüberliegenden, die allerdings auch schon fast zu viel Spiel hat. Ist es wirklich so dass bei 0,001mm Spiel nix warm wird? Kann ich inzwischen nicht mehr glauben..

Hallo,

die neuen, oder die jetzt ausgelieferten Radmuttern haben beide
Seiten angeschrägt.

Radlager die neu montiert und zu warm werden, können auch
überfettet sein.
D.h.zuviel Fett in Hohlräume gedrückt.

Nur so als Überlegung.

Gute Nacht
Alcandriver

Hallo, welche Drehmomentangaben in welchen Handbüchern differieren denn? Bist du denn sicher, dass die Antriebswelle wirklich zentriert in der Kugel läuft, sprich die Distanzbleche oben und unten an der Kugel die richtigen sind? Normal wird da nichts warm - oder kommt das von der Bremse? Zuviel Fett ist natürlich auch eine übliche Ursache.
Grüsse Marcus

Hi Alcandriver, dass wusst ich nicht, dass Mercedes jetzt wieder zu den beidseitig abgeschrägten zurückgekehrt ist. Die alten die ich raus gemacht habe waren auch so und die, die ich vor einigen Wochen von Mercedes bekam waren die einseitigen. Naja, ich hab jedenfalls die Schrägseiten jeweils nach innen montiert.

@Marcus: also die Drehmomente für die Spur- und Lenkstangenköpfe, die Drehmomente für Achsschenkelbolzen und Lenkhebel sowie Drehmoment für die äußere Nutmutter hab ich an unterschiedlichen Stellen in den beiden Handbüchern (Militär für den 240 GD und zivil für den 280 GE) unterschiedlich gelesen.

Thema zu viel Fett in den Hohlräumen könnte tatsächlich eine Möglichkeit sein Da war ich großzügig, vorallem hinter den Simmerringen auf der Innen- und Außenseite. Meint Ihr, das wäre dann als Ursache net so schlimm und man kann es lassen, oder darf es auf keinen Fall warm werden?

...was ist denn nun herausgekommen? Grüsse Marcus

Hi Marcus, morgen mach ich eine lange Fahrt und will die Temperatur der Nabe immer Mal kontrollieren. Ich denke, es ist wirklich einfach bisschen zu viel Fett geworden, eine andere Erklärung hab ich nicht. Mal sehen, ob morgen irgendwo Fett rausläuft. Bei Autobahnfahrt müsste es ja flüssig genug werden.

Gestern also 500km gefahren. Ergebnis ist gemischt. Nach der ersten halben Autobahn Stunde hab ich Temperatur der Naben rechts und links verglichen. War identisch lauwarm und ich war happy.

Dann, nach 3 Stunden Fahrt war auf einmal rechts (wo die neuen Lager drin sind) doch deutlich wärmer als links. Allerdings läuft rechts ja das Abgas durch das Radhaus und die Stoßdämpfer waren dort auch deutlich heißer als Links Kann diese Abgaswärme nach einer so langen Fahrt über den Achsschenkel bis nach vorne Nabenbereich gelangen?

Gruß Gunnar

inzwischen hatte ich nach den Sommerferien auch die Lager der linken Seite erneuert. Beide Seiten zeigen allerdings nun nach ettlichen hundert Kilometern fahrt doch ein (gefühlt) etwas zu großes Spiel. Ich war neulich mal beim Freundlichen und hab spasseshalber an einem nagelneuen Worker im Hof das Rad gepackt und rythmisch daran hin- und hergerüttelt. Absolut nix von Spiel zu merken.

Wenn ich das bei mir mach, kommt bei einem bestimmten Rythmus dieses leichte Klacken, das durch das Spiel verursacht wird. Außerdem klapperts jetzt auch wieder ganz leicht, wenn ich über Kopfsteinpflaster fahr. Das war weg, als die Radlager ganz neu eingebaut waren.

Ich vermute, dass sich das Fett nun etwas verteilt hat, das anfangs noch zusätzlich abdämpfte. Außerdem hab ich festgestellt, dass dieser iditiotische Internetversand mir das Renolit MPG von Fuchs geliefert hatte, obwohl ich das MP 150 geordert hatte, für das allein es die BEVO Freigabe 267.1 gibt.

Hallo, am Schmierfett wird es nicht liegen. Ich würde nochmal alles demontieren, die Achsschenkellagerung auf Zentrierung der Radnabe prüfen und alles mit neuen Kegelrollenlagern wieder montieren.
Grüsse Marcus

Nachstellen verbietet sich also auf jeden Fall, wenn die Lager schon etwa 2000 km gelaufen sind? Hatte mir vorstellen, dass sich in dieser Phase alles nochmal paar Hundertstel Millimeter gesetzt hat!?
Grüße und Danke
Gunnar

Hallo Gunnar,

wenn die Lager so neu sind, kannst Du sie auch neu einstellen. Es ist wohl eher unwahrscheinlich, daß sie verschlissen sind

marcus text ist etwas verwirrend, ich habs so verstanden, dass er die Achsschenkellager meint die ausgewechselt werden sollen gegen Neue... die Radlager kannst Du nachstellen solange die nicht verschlissen sind wie DaPo sagt. Man muss es halt ausprobieren. Auch alte Lager kann man vorsichtig in begrenztem Umfang nachstellen, aber ein verschlissenes Lager ist ein verschlissenes Lager und Nachsellen hilft nur kurze Zeit. Man muss also die alten Lager irgendwann so oder so austauschen. Du hast Neue drinne also wirste auch etliche Male nachstellen koennen. Wende einfach etwas Sorgfalt auf, manchmal braucht man 4-5 Gaenge um das Spiel gescheit einzustellen. Aber es lohnt sich. Und wie mir mein mechaniker wiederholt mitteilte, sollen die Lager minimal fuehlbares Spiel haben im kalten Zustand dmait Platz ist wenn sie warm werden und sich ausdehnen. Ich kann das bestaetigen da ein im kalten Zustand gut angezogenes spielfreies Lager heiss wurde und wieder geloest werden musste. Daher lieber minimal mehr Spiel fuer den ersten Gang als zu stramm und das Lager durch Hitze ausgluehen...

Zumindest meine Meinung.

Dann werd ich demnächst wohl mal rechts vorsichtig nachstellen. Ich glaub es ist auch jetzt nicht schlecht aber wenn ich dran rüttle klackerts halt ein kleines bisschen während Links Spiel ist, es aber überhaupt nicht klackert.
Danke für Eure Infos.

Deckt sich 100% mit meiner Erfahrung. Die neuen Radlager an meinem 463 haben sich auch gesetzt und nach wenigen Tsd km wieder erhebliches Spiel bekommen - man mag das verstehen oder nicht.
Grüsse
Thomas

Moin,

ein bisschen Maschinenbau...
Ein Lager das Spiel hat unterliegt einer viel größeren inneren Belastung. Da nur einzelne Wälzkörper oder Wälzkörperteile die Kräfte übertragen führt dies zu wesentlich höheren Flächenpressungen = Früher kaputt.
Wenn man aussen am Reifen ein Spiel der Lager spürt ist innendrinn "Holland in Not".
Schrägkugel- und Kegelrollenlager haben ein deutliches Setzverhalten. Daher Lager stärker vorspannen, etwas drehen, wackeln und rütteln. Gerne auch ne kleine Runde drehen. Anschließend etwas lösen und auf "Sollmoment" anzeihen. Halt wie im Handbuch beschrieben.
Zum Thema Fett: Bei schnelllaufenden Lagern nur das Lager füllen. Das durch die Drehzahl verdrängte Fett braucht einen Platz wo es hin kann. Die Simmerringe (oder Radialwellendichtringe wie sie offiziel heißen) natürlich auch großzügig fetten.

Radlager normaler Fahrzeuge erwärmen sich nicht so stark, daß dies berücksichtigt werden müsste. Wenn sie sich nennenswert erwärmen fehlt der Schmierstoff oder sie fressen schon.
Oder steht irgendwo in der Betriebsanleitung: "Bitte vor dem Geländebetrieb die Radlager auf der Autobahn warmfahren" *grins*

Gruß
Marcus

In der Motor Klassik 3/2012 war ein neter Artikel über den G Dort stand z.B. auch, dass Radlager vorgespannt werden bei Neumontage...hat den zufällig jemand? Sonst schau ich nochmal danach, ob die Ausgabe bei uns herumliegt.

Scan das doch mal für den nächsten Stammtisch.
Der Landmaschinenmechaniker des geringsten Mißtrauens meint die Lager gehören mit dem grossen Fäustel auf die Nabe "abgeprellt" - das finde ich etwas brutal.
Grüsse
Thomas