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Geschrieben von: austi G350 TD - Mein Projekt - 27/07/2016 17:06
Moin,
nachdem ich bei euch häufig mitgelesen habe und mein Projekt nach 3 1/2Jahren Bauzeit jetzt wieder auf der Straße ist, möchte ich mich kurz vorstellen:
Wir reden über einen G350 TD, Baujahr 1995 (WDB 463321 171 01336) den ich im Spätsommer 2012 aus erster Hand, in Bayern, mit 164 Tkm auf der Uhr, gekauft habe. Ziel war anmelden, ein bisschen Rost kratzen und immer Sommer 2013 damit nach Island fahren. Geklappt hat nur das Rost kratzen, nach Island sind wir zwischenzeitlich 2x mit einem alten Pajero gefahren.
Am G war nach Demontage vom Tank und der Hinterachse ziemlich viel Arbeit entstanden. Neben den bekannten Rostherden Stoßdämpferaufnahme und Federaufnahme war der Rahmen unter dem Tank an mehreren Stellen durch. Auf der Fahrerseite war der Längsträger im Bereich der hinteren Sitzbank von oben nur noch hauchdünn. Die Karosse war optisch noch okay, die hinteren Ecken waren aber beidseitig perforiert, die Schweller beidseitig angegriffen und der Kofferraumboden mit Unterbau stark korrodiert.
Nach anfänglichen Versuchen das alles kleinteilig instand zusetzen, bin ich auf die große Lösung umgeschwenkt: Den G komplett zerlegen, Karosse und Rahmen trennen, Sandstrahlen und neu machen. Das Neu machen wurde dahin gehend einfach, dass ich bei Ebay eine neue Rohkarosse mit Türen von einem 320er Benziner aufgetan hatte. An der musste nur die Stirnwand / der Batteriekasten angepasst werden.
Hier ein paar Fotos von den Arbeiten.

Noch ein kurzes Statement warum ausgerechnet diesen Aufwand mit dem geschmähten 350er Turbo. In früheren Zeiten hatte ich schon drei G`s durchgesetzt. Einen 290 GD in Kurz, einen 350er in kurz und einen 300 Turbodiesel in Lang. Unterm Strich hatte mir der 350er am besten gefallen hinsichtlich Leistungsentwicklung und Dieselverbrauch. Das Thermikproblem ist ab dem 95 er Baujahr mit den Werksmodifizierungen kein Problem mehr.Im Gegensatz zu allen späteren Modellen ist der 350er noch weitgehend frei von Elektronik und für den Garagenschrauber auch ohne Diagnoseprogramm und Laptop zu reparieren. Z.B. die Schaltpunkte vom Automatikgetriebe hätte ich bei einem jüngeren Fahrzeug nicht mehr rein mechanisch verstellen bzw. anpassen können.

Unterm Strich ist so ein Projekt natürlich nie ganz fertig. Für den kommenden Winter steht noch der Austausch der verhärteten Ventilschaftdichtungen an und ein paar hübsche Schwellerrohre sollen auch noch gebaut werden. Und der Einbau von einem Ladeluftkühler mit Optimierung der Einspritzpumpe strahlt auch einen gewissen Reiz aus.

Jetzt geht es zum Test erstmal für drei Wochen mit Familie und Wohnwagen nach Schweden. Bin gespannt wie er läuft.

Grüße aus Brunsbüttel
Guido

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Geschrieben von: Mike463 Re: G350 TD - Mein Projekt - 27/07/2016 19:32
Gratuliere Guido da hat sich der Aufwand gelohnt sieht richtig toll aus, ich wünsche Dir viel Freude und tolle Erlebnisse mit deinem 350er.

Ich habe den Kauf von meinem 350er Cabrio Bauj.92 vor 16 Jahren auch noch keinen Tag bereut, Rostprobleme habe ich Keine da Er so gut wie nie im Winter gefahren wurde, im letzten Jahr habe ich mit rund 180000km den Kühler und das Fahrwerk erneuert sonst gabs noch nie größere Probleme.

G'ruß,
Mike !!!
Geschrieben von: GW350 Re: G350 TD - Mein Projekt - 27/07/2016 19:47
Hallo Guido,

ich finde auch dass der 350er als Diesel super in den G passt. Schön dass du ihn wieder aufgebaut hast und nicht seinem Schicksal überlassen wink

Allerdings muss ich sagen unsere beiden sind auch aus 95 (einer Mai einer Juni). Der eine ist neu gekauft worden und macht seit jeher thermische Probleme. Der andere hatte auch schon welche.
Es war auch ab Werk weder die geänderte Wasserpumpe verbaut nich gibt es die laut MB geänderte Kopfdichtung wirklich. Und die kleiner Riemenscheibe ist in MB Unterlagen zwar vorgesehen aber meine beiden haben beide ab Werk eine kleine.
Im EPC liest man ja auch oft den netten Satz "alte Teilenummer aufbrauchen" laugh
Abhilfe trotz Bj. 95 brachte erst ein neuer Kühler und die Pumpe aus dem 606er mit besagter kleiner Riemenscheibe.

Will heißen deine Ladeluftkühlermission find ich klasse und lass dir deine schöne Arbeit nicht vom Vertrauen in die MB Verbesserungen der Serie kaputt machen wink

Viel Spaß im Urlaub!!!
werd auch bald mit Dachträger und Anhänger ausrücken smile

Gruß Christopher
Geschrieben von: otto1 Re: G350 TD - Mein Projekt - 28/07/2016 04:32
Tolle Arbeit! Wohl dem, der die Möglichkeiten dazu hat.

Das einzige, was mir am 350TD missfällt, ist der der 4- Gang Automat. Da finde ich den 5er im 300TD irgendwie besser. Allerdings stimme ich auch nicht in das "Elektronikfreiheitsgeheule" ein. Eine Adaptionsfahrt mit Laptop ist allemal entspannter als das rumfummeln am Getriebe zur Einstellung der Schaltpunkte.

BTW: Warum hast Du die Schaltpunkte verändert und in welche Richtung?
Geschrieben von: GW350 Re: G350 TD - Mein Projekt - 28/07/2016 06:34
Was meint ihr beiden mit Schaltpunkten? rumfummeln am Steuerdruckzug? laugh
da bin ich ein Freund von ganz leicht auf zug gehen. Das ist doch nur eine Schraube René? Oder meinst du an den Drücken mit Messgerät rumspielen?

PS: das mit den 4 oder 5 Gängen ist Geschmackssache. Auf jeden Fall finde ich es aus Sicht eines Ingenieurs die Steuerung der rein Hydromechanischen Getriebe sehr spannend.
Ich kenne auch Leute die ihren 250D mit 5 Gang handgerissen wieder gegen einen 200D 4 Gang getauscht haben wegen der größeren "Elastizität" laugh laugh

Viele Grüße Christopher
Geschrieben von: austi Re: G350 TD - Mein Projekt - 28/07/2016 13:31
Moin,

nochmal zum Getriebe:
Der Wagen war komplett auseinander. Motor und Getriebe standen mir ziemlich lange auf einer Palette im Weg. Beim Einbau habe ich dann, den Steuerdruckzug mit leichter Vorspannung eingebaut. Leider musste ich da nochmal nacharbeiten, da die Endhülse von der Bowdenzugummantelung geruscht war und aus leichter Vorspannung ganz viel Vorspannung wurde. Insgesamt sind die Schaltpunkte so aber recht weich geworden. Der zweite Akt war, dass der Wagen zuerst immer sehr spät hochgeschaltet hatte. Dafür sitzt hinter der Einspritzpumpe eine Unterdruckeinheit, die in Längslöchern verschraubt ist. Durch justieren dieser Unterdruckeinheit lässt sich einstellen, wie früh/spät das Getriebe schaltet.
Ist von der Sache ganz simpel, ich habe nur mehrere Anläufe benötigt bis ich mit dem Ergebnis zufrieden war. Und da für jeden Einstellversuch mit anschließender Probefahrt immer das komplette Luftfiltergehäuse weg muss, bin ich in diesem Punkt jetzt ziemlich schnell geworden.

Das ganze Thema vernünftige Schaltvorgänge hinzubekommen wird zusätzlich noch erschwert, da in der gesamten mir vorliegenden Werkstattliteratur, nicht die korrekte Ölfüllmenge für das Getriebe mit Ölkühlern und Leitungen angegeben ist. Unabhängig von der Baureihe ist für das Getriebe immer 7 Liter angegeben. Wieviel Öl in die beiden Ölkühler und Leitungen gehört bleibt offen. Und wer schonmal versucht hat mit Hilfe des Ölpeilstabs die Ölmenge korrekt einzustellen weiß, dass auch dafür ein paar Anläufe nötig sind. Jedenfalls bin ich mit dem Ergebnis jetzt ganz zufrieden.
Meine Erkenntnis: In die Einstellarbeiten lässt sind problemlos mehr Zeit investieren als in andere Reparaturarbeiten wie Radlager, Bremsen etc..

Grüße
Guido
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