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BERGE BILLA
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BERGE BILLA
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Wie wird eigentlich üblicherweise mit Angehörigen von Unfallopfern verfahren, die an einen "frischen" Unfallort kommen(da z.B. per Mobiltel. von irgendwem gerufen)? Ist es normal dass die keine Information bekommen, was eigentlich passiert ist, wie es ihren verunfallten Angehörigen geht etc.?
Im konkreten Fall war es so, dass es vor 2 Wochen hier einen bösen Unfall mit einem Schwerverletzten und einem Toten gab. Die Angehörigen des Verletzten 20-jährigen waren von einer Ersthelferin angerufen worden und wurden, am Unfallort angekommen, weder über den Hergang noch über den Zustand des Verletzten informiert noch darüber dass es einen Toten gab,- diese Information haben sie erst aus dem regionalen Rundfunk erfahren. Ist das normal? Hat man als Angehöriger kein Recht auf Information?
Zuletzt bearbeitet von Billa; 14/09/2009 18:58.
Allradantrieb heißt auch nur dass man an unerreichbaren Orten festsitzt...
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Burgerman
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Ist das normal? Hat man als Angehöriger kein Recht auf Information? Wie das Allgm. gehandhabt wird weiss ich nicht. Ein Kollege ist bei der FFW an einer Strasse wo es regelmässig Tote und schwer Verletzte gibt. Die Feuerwehrleute brauchen nach diesen Einsätzen meist selber erstmal Psychologische Betreuung und überlassen das der Polizei, die während der bergungsarbeiten sowieso nichts anderes zu tun hat als die Unfallstelle abzusperren. Ich stell mir das auch nicht so einfach vor, die richtigen Infos an die richtigen Leute zu geben in so einer Situation.
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ungeschlagener Meister der Laternen
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Konnten die Angehörigen beweisen, das sie berechtigt sind, solche Informationen zu erhalten? Selbst bei uns auf dem Dorf gibt es genug Idioten, die bei einem Unfall angeben, sie seien Freunde/Verwandte/Familie von dem Opfer, um aus Sensationsgier noch dichter ans Geschehen heranzukommen, oder um mehr Details zum Unfall und den Opfern zu erlangen. Bei uns halten wir es auch so, das direkt am Ort des Geschehens niemand an das/die Opfer herankommt, bzw. niemand Informationen bekommt, es sei denn er ist nachweislich dazu berechtigt. Auch die Opfer haben ein Recht auf Privatspähre.
Frank
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Als ich noch aktiv in der SEG Verkehrsunfall war war es uns, bei Androhung der Todesstrafe, verboten irgendwelche Informationen an "Zivilisten" rauszugeben. Das ist grundsätzlich Aufgabe der Polizei, des Kriseninterventionsteams, bzw des jeweiligen Pressesprechers. Kann durchaus sein das z.B. falsche Infos rausgehen, bzw Sachverhalte die Schuldrelevant sind falsch dargestellt werden (aus Unwissenheit) und es hinterher zu riesen Diskussionen kommt. Oder stell dir mal vor du erzählst einer Mutter ihr Sohn wäre gerade verstorben und sie stürzt sich von der nächsten Brücke, tatsächlich aber war ihr Sohn nicht der Verstorbene sondern der leicht verletzte Beifahrer ?! Abgesehen davon hatte ich i.d.R. anderes an einer Einsatzstelle zu tun als mit jemandem über den Unfall zu diskutieren. Die Einsatzstelle war grundsätzlich "Off Limits" für alle nicht-Einsatzkräfte
Gib einem Menschen Macht und du lernst seinen wahren Charakter kennen.
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BERGE BILLA
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Konnten die Angehörigen beweisen, das sie berechtigt sind, solche Informationen zu erhalten? Selbst bei uns auf dem Dorf gibt es genug Idioten, die bei einem Unfall angeben, sie seien Freunde/Verwandte/Familie von dem Opfer, um aus Sensationsgier noch dichter ans Geschehen heranzukommen, oder um mehr Details zum Unfall und den Opfern zu erlangen. Bei uns halten wir es auch so, das direkt am Ort des Geschehens niemand an das/die Opfer herankommt, bzw. niemand Informationen bekommt, es sei denn er ist nachweislich dazu berechtigt. Auch die Opfer haben ein Recht auf Privatspähre.
Frank Soweit ich weiß waren es Mutter und Schwester des Verletzten,-die konnten sich vermutlich schon ausweisen.... Wenn ich das richtig verstehe hat man also keine wirkliche Berechtigung etwas zu erfahren und es ist auch nicht üblich, oder gar verboten, dass Infos rausgehen. Ich kanns gut nachvollziehen dass es vermutlich besser ist keine als eine falsche Information rauszugeben. Kommt wahrscheinlich auch immer drauf an wieviel Chaos am Unfallort herrscht, wieviele Schaulustige im Weg rumstehen, wieviel Rettungs- und Polizeileute da sind usw. Andererseits würde es mich als Angehörigen wahnsinnig machen, NICHTS zu wissen und behandelt zu werden wie jeder andere Gaffer...... Danke jedenfalls schonmal für eure Antworten.
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mal wieder nich richtig gelesen ... tzetzetze
Zuletzt bearbeitet von Burgerfrau; 14/09/2009 20:25. Grund: falsch kommentiert
G-aby 463.204
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Kalibrator
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Moin, in der Regel gibt es, wie bei jedem medizinischem Notfall natürlich eine Information an die Angehörigen (der klassische internistischen (Routine)Notfall in den eigenen vier Wänden). Bei so einem, von Dir geschilderten Unfall, der vermutlich eine Vielzahl von Einsatzkräften vor Ort zur Folge hatte ist es aufgrund der unterschiedlichen Hilfsorganisationen schwierig dort den richtigen zu finden um eine Auskunft zum Zustand der Verletzten zu bekommen. In der Regel wäre das der Notarzt. Die Feuerwehr (meist freiwillig) weiss in der Regel gar nichts über den Zustand des Patienten da ihre Aufgabe die technische Rettung ist. Der Patient wird in Absprache mit dem Rettungsdienst aus seinem Wrack geschnitten und dem Rettungsdienst zur weiteren Versorgung übergeben. Da Feuerwehrleute eher selten über eine Medizinische Ausbildung verfügen ist es schwer den Zustand des Pat. einzuschätzen. Auch sind Feuerwehrleute angehalten zu den Einsatzgeschehnissen Stillscheigen zu bewahren. Die Polizei hat nur indirekt mit den Rettungsmaßnahmen zu tun. Ihre Aufgabe ist als erstes das Absperren der Einsatzstelle. Im weiteren Verlauf versucht die Pol den Sachverhalt und den Unfallhergang zu rekonstruieren, sowie die Personalien der beteiligten Personen festzustellen. Auch hier ist der Zustand des Pat. eher nicht ausreichend bekannt um fachlich Auskunft zu erteilen. Je nach Einsatzmeldung (Wie viele Verletzte, usw.) wird der Rettungsdienst alarmiert. Es gibt zwar regionale Unterschiede aber in der Regel wird pro Patient ein Rettungswagen(RTW) alarmiert. Dieser ist mit zwei Rettungsassistenten (RA) besetzt. Mindestens aber mit einem Rettungssanitäter (RS) und einem Rettungsassisten (RS). Bei bestimmten Schlüsselwörtern (Pat. eingeklemmt, Bewusslos) kommt ein Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) mit dazu. Dieses ist mit dem Notarzt (NA) und mit einem RA besetzt. Im günstigsten Fall sollte also pro Patient ein Team aus vier Leuten zu Verfügung stehen. Das aber nur im günstigsten Fall. Man kann sich natürlich denken das die Vorhaltung von Rettungsmittel, gerade in den Nachtstunden, begrenzt ist. Und besonders ein NEF steht nicht so häufig zu Verfügung wie ein RTW. Da wird die Personaldecke an der Einsatzstelle schnell dünn. Das Team hat dann natürlich auch alle Hände voll zu Tun um dem Pat die bestmögliche Versorgung zu kommen zu lassen. An so einer Einsatzstelle gibt es eine Vielzahl von Dingen zu beachten (spare ich mir jetz mal), da ist der Arbeitsspeicher voll. Das Team muss sich voll auf den Pat. konzentrieren. So hart es klingt: Angehörige sind in so einem Fall eher kontraproduktiv und die verständliche "Neugier" dieser muss ganz weit hinten anstehen. Das ist mit Sicherheit keine böse Absicht, aber es geht nicht anders. Wahrscheinlich hat Deine Bekannte den Notarzt nicht einmal zu Gesicht bekommen, da er nach der technischen Rettung mit im RTW verschwindet um den Pat weiter zu versorgen. Allergings ist es wirklich unschön die Angehörigen völlig alleine zu lassen. Da hätte man sich einen aufmerksamen Polizisten oder Feuerwehrman gewünscht der sich gekümmert hätte (kann man auch ohne Kentnisse des Zustandes) und zumindest einen Seelsorger hätte kommen lassen. Hoffe Deine Frage einigermaßen beantwortet zu haben. Gruß, Ch. www.rvs-online.org
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Kleiner Drückeberger
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Allergings ist es wirklich unschön die Angehörigen völlig alleine zu lassen. Da hätte man sich einen aufmerksamen Polizisten oder Feuerwehrman gewünscht der sich gekümmert hätte (kann man auch ohne Kentnisse des Zustandes) und zumindest einen Seelsorger hätte kommen lassen. So ist das leider immer noch häufig anzutreffen. Vor wenigen Jahren erkannte man das es besser ist die Presse mit richtigen Informationen zu versorgen, so wurde der Pressesprecher erfunden. Heute hat man festgestellt das die Betreuung der opfer und Presse gut funktioniert aber der sekundär Betroffene oft hilflos im Wald zurück bleibt, was durchaus wörtlich gesehen werden darf. (auch)Dafür gibt es immer mehr s.g. K.I.T (Krisen-interventions-team) oder PSU-Teams (Psychosoziale Unterstützung) Leider sind die nicht ganz so schnell wie "die Feuerwehr", können aber am besten vermitteln. Vermitteln weil Angehörige oft Informationen hören wollen die selbst der behandelnde Arzt manchmal nicht hat. Kommt beides zusammen, also unklare Patientenlage und fehlendes PSU/KIT steht der Angehörige allein im Regen, denn was soll man ihm sagen? @Billa PM morgen, heute ...irgend wie unpassend
"Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern"
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BERGE BILLA
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BERGE BILLA
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Danke für die ausführliche und anschauliche Antwort! Nun, die Bekannte von mir war Ersthelferin (ausgebildete Krankenschwester, der Schock über den einen Toten war dennoch da), und kannte den Verletzten und seine Angehörigen (auf dem Land ist die Wahrscheinlickeit groß, dass man jeden 3. kennt, den man sieht). Sie und ihr Freund haben sich dann schon etwas um die Angehörigen gekümmert, aber sonst hatte wohl keiner wirklich Zeit. Außerdem waren sie selber ziemlich schockiert
Zuletzt bearbeitet von Billa; 14/09/2009 21:23.
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Ich denke auch, das selbst Angehörige im Notfall eher "im Weg stehen", als wirklich helfen zu können, da die emotionale Beteiligung zu gross ist.
Was ich aber auch nie verstanden habe und wofür es auch keine rationale erklärung gibt, ist, das z.B. im Krankenhaus immer beim Bettenmachen oder der Visite alle Angehörigen aus dem Zimmer verwiesen werden. Schutz der Privatspäre, ok, aber bei vier Patienten im Zimmer ist da eh nix geheim,...
Ich bin selber Krankenpfleger. Wenn mein Kind in die Notaufnahme müsste, liesse ich mich nicht ins Wartezimmer verweisen,...
Manche Dinge werden auch immer so gehandhabt, weil man das schon immer so gemacht hat und es stellt dann keiner mehr was in Frage.
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