Bon Dschorno,
wir sind wieder da, oder soll ich sagen: wir haben es geschafft...
Da ich ja diverse Vorurteile von mir gegeben habe (s.u.), bin ich jetzt in der Lage, diese zu festigen oder zu revidieren.
-im Sommer relativ gute Wettergarantie (Alpensüdseite)
Jein, je nach Wetterlage halt, da steckt man nicht drin und hat keine Garantie. Wir waren eine Woche vor Ort und es war warm und das war gut so. Die Sonne schien tagsüber, aber nicht immer bis zum Fussboden, denn es hat teilweise geschüttet wie aus Eimern und 2 Nächte lang durchgewittert. Also nicht so wie bei uns: Gewitter kommt, es rumpelt ne Stunde und es is wech. Nee, es schepperte die gaaanze Nacht.
Yes! Super geile Gegend, besonders im Norden beim schmalen Teil des Gewässers. Tiefblaues, klares Wasser, direkt am Ufer die steilen Bergflanken, viele Surfer und Segler, ab und zu ein malerischer Ort in Pastell- und Erdfarben. Eigentlich eine Traumlandschaft.
Im Süden eher flach, viel Wein und Oliven, größere Orte, Wasser trüber und flach, laute Motorboote. Wir waren im Süden. Lazise (s.u.)
Wer es nicht immer am Wasser aushält, sollte sich den Denzel mitnehmen und einige Bergsträßen abfahren. Wir haben "nur" die Monte Baldo Höhenstrasse erfahren, doch mit dem Tremalzo gibts da einen Leckerbissen.
-nicht sooo sehr aus der Welt
naja, ab Frankfurt je nach Route immer so 830km, d.h. hin via München 10h in zwei Tagesetappen und zurück non-stopp in ermüdenden 12h heimwärts. Bei angezeigten 120 auffe zittrige Tachonadel und GPS ermittelten 111 km/h eine langwierige Reise. Diverse Anstiege auf 1350m Höhe und Abstiege der Nadel auf 70 zogen das Ganze zudem in die Länge.
-der Inbegriff des teutonischen Italienurlaubers mit oder ohne Wohnwagen und ähnlicher Übernachtungsmöglichkeit seit 1960. So zeitgleich aufgetreten mit Rimini und Co.
YES! Wobei ich die Teutonen etwas in Schutz nehmen möchte. Hauptvertreter sind die Holländer. Etwa die Hälfte des Touris waren Holländer, 30% wir, die letzten 20% machten Dänen, Belgier und Österreicher untereinander aus.
Irgendwann dachten wir, Holland müsste so langsam mal leer sein... also ehrlich. Wahnsinn!
-der Inn-Treff und Top-Spontan-Location der Münchener für die kurze Sause am Wochenende mit "a bisserl italienischem Flair zum Prosecco"
Ganz so war´s nicht. Im Norden tummelten sich einige Z3, Z4, X5, X6 mit M-Kennzeichen, am Freitagabend rauschten zusätzlich 1 Millionen T4, T5 mit Surfbrett oben drauf an, auch mit M-Kennzeichen. Das aber nur im Norden. Im Süden haben 80% der Autos eine Anhängerkupplung. Wir waren im Süden
-viel zitierte Zieletappe von 3 Millionen Mountain-Bikern
2 Millionen. Die andere Millionen waren Rennradfahrer, die auf schmalen Sträßchen nette Staus verursachen, wenn ein Wohnwagen-Gespann, z.B. ein Holländer, nicht vorbeikommt.
-Stau ab Würzburg, wenn nicht da, dann vor München, wenn immer noch mit Glück behaftet, Megastau spätestens vorm Brenner.
JA. Samstag ist ein No-Go, 20km vor der Brenner Mautstelle. Sonntags ging´s südwärts ganz gut. Zurück gestern am Sonntag war anfangs doof, da 32.486 Autos auf die mautpflichtige Autobahn wollten und auf der Auffahrt
jeder sich sein Ticket ziehen muss, damit die Schranke sich öffnet. Von 4 Schranken waren 2 kaputt oder so. Machte 6 Kilometer Stau nach gefahrenen 3,2 Kilometern von etwa 830, kostete 2h und nagte etwas am Nervenbündel. Wir wichen ab und zu auf die parallele Landstrasse aus, da Frau Navi öfters durch den Lautsprecher säuselte: "auf ihrer gewählten Strecke gibt es jetzt 57 Verkehrsmeldungen. Eine Ausweichempfehlung kann nicht gegeben werden." Die blöde Kuh lässt einen natürlich nicht von der Autostrada runter und versucht einen vehement wieder auf diese zu befördern, wenn man den Stau umfahren will. "Biegen Sie jetzt an, Wenden Sie." Naja, wie dem auch sei, wir haben, glaube ich, das Beste draus gemacht, standen wir doch am Anfang neben einem Stuttgarter Sportwagen im Stau, schlängelten uns mal auf, mal neben der Autobahn nach Norden und bei Kempten hat uns der Stuttgarter dann überholt. Ob der zwischendurch 5 Stunden Pause gemacht hat? Hoffentlich nicht.
YEEEEEEEESSSSSS!
Wir waren in Lazise-Fossalta auf einem "kleinen" Platz. Etwa 1500 Leute, die Nachbarplätze beherbergen 4000 Leutz.
-parzellierte Stellplätze (10x10m, keine Wiese) mit Animation, Disko und mächtig viel Remmi-Demmi... bis spät in die Nacht... (la dolce Vita)
Wir hatten trockene Wiese, nach Regen mit Tendenz zum Matsch. Animation für die Kids auf Holländisch, die Disko war auf´m Nachbarplatz. Schloss diese gegen 2 Uhr, das rhythmische "bumm - bumm - bumm - bumm" war dann weg, ergossen sich 1000 grölende und betrunkende Kids über die Campings.
-Strassennamen und dementsprechend Strassenkreuzungen, da das riesige Areal im Schachbrettmuster angelegt wurde.
Keine Namen, aber Nummern. Strasse 1-21 in jeder etwa 30 Stellplätze.
-auf Tuchfühlung zum Nachbarcamper (Socke, Sandale, Oberkörper frei, Bierbauch), der seit 30 Jahren seinen Wohnwagen da gekonnt rückwärts hinein rangiert. Pastiktritt vor der Tür, Plastikteppich vor der ´Veranda´, SAT-Schüssel, deutsches Fernsehen im Hymer/Westfalia/Concordia
Stimmt. Tuchfühlung war okay. Platz war schon hier und da nach rechts und links, trotzdem war´s so wie auf´m Rockkonzert oder wie in einem Notaufnahmelager nach einem Erdbeben. Allerdings können wir jetzt echt keine Leute mehr sehen, die morgens bei Kaffee mit ner Klorolle an uns vorbei schlurfen. Aber wie oben schon bemerkt, unser Platz war klein und noch recht gemütlich und auch optisch durchaus ansprechend. Andere Massenplätze waren so voll und eng zugestellt, da glaube ich echt nicht mehr, dass die Camper das toll finden. Das scheint aber so. Die finden das Klasse. Hier ist Massentierhaltung verboten und jeder regt sich auf oder um den Ball flach zu halten, jeder kräht nach nem netten Grundstück, uneinsehbar, mit Platz, möglichst ohne direkten und ständigem Kontakt zum Nachbarn - und in der schönsten Zeit des Jahres ballern die sich da unten dermassen zusammen, unglaublich. Beispiel: der Weg in den Ort am Strand entlang war etwa 2m breit, teils Beton, teils Schotter, links der Strand 5-10 m tief, rechts vom Weg direkt ein Campingplatz. Damit niemand den bequemeren, schattigeren und breiteren Weg zum Ort über den Camping nutzt, was ja auch verständlich ist, wurde der Platz eingezäunt. 3 METER HOHE UND 2 CM STARKE IM ABSTAND VON 5 CM EINBETONIERTE STAHLROHRE AUF EINER LÄNGE VON 200 METERN UND DIREKT DAHINTER, ICH MEINE DIREKT DAHINTER, ALSO 10 CM DAHINTER, CAMPTEN, LASEN, ASSEN MENSCHEN ODER GLOTZTEN EINFACH NUR AUF DAS WASSER UND FANDEN ES TOLL!!!!! Hinter dem riesen-mega-hässlichen Zaun.
(Ich erhebe hier etwas meine Stimme, weil ich es noch immer noch nicht fassen kann.) Ein Tigerkäfig im Zoo ist ein Scheiszdreck dagegen oder das Ding für einen Gefängnisinsasse eine echte Herausforderung.
Technisch waren die meisten ober-equippt. Es gab nur 2 Camper ohne Strom und Firlefanz. Die einen waren ein älteres Ehepaar mit Maggiolina-Dachzelt, 2 Stühlchen und nem kleinen Tisch unter einem Sonnenschirmchen, die andren waren wir. Ansonsten reichte das Repertoire von der Lichterkette, SAT-Schüssel bis hin um 104cm-Flatscreen
vor dem Wohnwagen!
-er spricht entweder deutsch oder holländisch. Oder beides.
Unsere Nachbarn rechts und links sprachen dänisch. Gegenüber allerdings nur holländisch, kein Wort Duits. Andauernd diese Kehlkopf-Sprache mit dem kratzigen "ch"
-Campings sind für unsereins, der morgens nicht weiß, wo er abends ankommt, ausgebucht, weil s.o. erster Punkt. Wir erlebten ähnliche Szenarien vor zwei Jahren in Südfrankreich, als uns Schilder mit ´Fermé´ oder ´Completé´oder ´auzgebuckt´ regelmäßig am heruntergelassenen Schlagbaum begrüßten. Auf ´Tutti completto´, ´Ciuso´ oder ´Aussegebuchte´ hätten ich jetzt keinen Bock.
Wir hatten da wohl echt Glück. Da auf so Mega-Plätzen eigentlich immer ein Kommen und Gehen herrscht, findet sich eigentlich immer was. Samstag ist eher ungünstig, Sonntags ankommen ist besser, da nach unserer Einschätzung viele Camper Sonntags abhauen, um dann auf LKW-freien Autobahnen nach Hause fahren. Außerdem haben wir beobachtet, dass der geschäftstüchtige Italiener (hier im besonderen der Campingplatzbetreiber) den platzeigenen Fussballplatz kurzerhand in 20 Stellplätze umfunktioniert. Frustrierend für die paar Kids, die eben noch fröhlich kickten, und nach dem Mittagessen zur 2. Halbzeit ihr Platz mit 20 Hymers zugeballert war.
Also, liebe unentschlossenen Garda-See Urlauber (unsere Tochter glaubte bis vorgestern übrigens, sie wäre am Edersee), wer italienisches Flair mag, Wärme, lecker Eis und Pizza, Fremdsprachen scheut oder nicht beherrscht, der sollte mal hierherkommen. Wer das mit ungelogenen, realistisch eingeschätzten 100.000-150.000 Touristen alleine auf der Ostseite des Sees erleben will, muss im Sommer kommen. Juli und August scheinen perfekt. Trotzdem kriegt noch jeder irgendwo im Restaurant einen Tisch und auf dem Camping einen Stellplatz. Die sind da recht erfinderisch.
Wir werden auch bestimmt wiederkommen. Aber dann im Herbst, wenn´s noch warm ist, keine Ferien, mit nem schnellen Auto über Nacht in den Nordteil in ein kleines Hotel. Lecker Essen und Wein, danach ein Eis und am Wasser entlang schlendern oder in den Bergen wandern. So könnte ich mir das vorstellen.
P.S. Bilder kommen, wenn ich mich erholt habe. Vieles möchte ich euch allerdings ersparen.
P.P.S. Wenn ich in den kommenden Herbstferien in Namibia - welch eine zu erwartende Wohltat - ein holländisches Auto sehe, zünde ich es an!
Ciao