Hallo Freud- und Leidgenossen
Letzte Woche bin ich zum ersten Mal mit meinem neue gebauten Wohnmobil auf Bremach T-Rex richtig verreist, nicht nur die umliegenden Forststraßen abgeklappert.
Eine Woche Zeit, kein Reisepartner konnte mit (außer mein Hund Kaspar), etwas anspruchsvolleres Terrain, etwas wärmeres Klima: Meine Wahl fiel auf die Westalpen, genauer das Susa-Tal in Piemont. Diese Gegend wird in allen möglichen Geländewagen-Foren häufig beschrieben da sie viel von 4x4-Fans angefahren wird. Alleine würde ich da nicht sein, das war klar.
Aber wie sich mein im Vergleich doch recht großes Fahrzeug im Gebirge verhält und was alles geht oder nicht geht, das wollte ich wissen. Als einzelner Alleinfahrer konnte ich natürlich Vieles nicht angehen, ich hatte keinen Einweiser in engen Passagen, wagte es in abschüssigem Gelände auch nicht auszusteigen, weil ich der Handbremse alleine nicht traute.
So gesehen und rückblickend war es schon etwas leichtsinnig, als zweite Tour gleich den Colle Sommeiler anzufahren obwohl alles gut ging. Aber der Reihe nach.
Als Einstieg wählte ich die Route 410 im Denzel, den Col del Colombardo. Daß der Denzel als Bibel unentbehrlich ist weiß vermutlich jeder Bergfahrer. Die Route führt aus dem Val di Viu, dem nördlichen Paralleltal zum Susatal über den Col nach Susa und Viu ist von Turin aus gut zu erreichen. Trotzdem dauerte es länger als geplant und ich kam erst nach 22:00 Uhr dort an und musste in der Dunkelheit einen Stellplatz suchen. Normalerweise ist das die Strafe für Fehlplanung aber ich hatte Glück: etwa 2 km vor der Abzweigung in Villa ist auf der rechten Seite ein etwa 100x20 Meter großer Abstellplatz, auf dem nur ein Sattelanhänger stand. Hinter einer Hausruine am Rand dieses Platzes nächtigte ich hervorragend und war am nächsten Tag sofort am Startpunkt. Einige Bilder zu der schönen Einstiegstour:
knapp unterhalb des Jochs, Blick nach Norden
Schön zu fahren, nicht schwierig
Auf der Abfahrt nach Susa, an der Baumgrenze
Als Start-Tour eignet sich diese Route hervorragend und wird wohl auch von geführten Gruppen gerne als erste Strecke gewählt, auch weil man anschließend sofort am Startpunkt der Assietta-Kammstraße ist. Ich habe das aber nicht überrissen und wegen eines Nachtplatzes am See zuerst den Colle Sommeiller angesteuert. 40 km hin und wieder zurück hätte ich mir sparen können. Am Lago di Rochemolles, einem Stausee auf knapp 2000 m und etwa halber Strecke zum Sommeiller hoch blieb ich zwei Nächte, auch wegen dem Hund, der dieses kalte, klare Wasser liebte.
Lago di Rochemolles, im Hintergrund Pierre Menue 3506m
Die Straße zum Sommeiller-Pass hoch hatte für den Bremach zwei kritische Stellen, die beiden engen Linkskurven auf dem steilen Serpentinenstück direkt oberhalb des Refugio Scarfiotti. Ich bin sie aber auch nicht optimal angefahren. Dadurch, dass viele kleine 4x4 da hochfahren und die Kehren eng nehmen und in einem Satz durchkommen ist die Innenkurve sehr ausgefahren und ganz innen auch sehr steil. Probleme bekam ich, wenn ich in der völlig irrealen Hoffnung, ohne Reversieren herumzukommen ebenfalls zu weit innen ansteuerte. In einer der Kehren verlor ein Rad kurzfristig sogar Bodenkontakt. Das mag im Übungsgelände eine spaßige Nummer sein. Auf einer sehr engen Kurve ohne Randbefestigung und 100 Meter Tiefblick macht das keinen Spaß, solange man in der Situation ist. Fotografieren konnte ich diese Situation natürlich nicht.
Super ist in solchen Fällen die gute Reduktion von 1:3,1 die der Bremach hat. Ganz langsam aber sicher dreht er sich aus solchen Lagen heraus. Und man hat viel Zeit und Überblick beim langsamen Reversieren, es ist halt schwere Arbeit.
eine einfache Kehre zum Sommeiller hoch
Auf der letzten Serpentinenrampe knapp unter dem Colle war Schluss für mich weil ich mich nicht traute, an einigen Steinblöcken vorbei zu balancieren. Andere, sogar ein VW-Touareg und natürlich die kleinen Suzukis kamen da locker vorbei. Ich ging die letzten paar hundert Meter zu Fuß und mein Hund und ich haben dieses Stück am meisten genossen.
solche Steinbrocken blockierten knapp unter dem Pass den Weg
Oben gab es noch einen Hundespielplatz mit drei Sternen:
Am nächsten Tag wollte ich die Assietta-Kammstraße fahren und stellte fest, dass es Mittwoch und die Straße für Motorfahrzeuge gesperrt war. Trotzdem fuhr ich auf sehr schönen und über weite Strecke geteerten Bergsträßchen zum Colle delle Finestre hoch und fand dort am Park- und Rastplatz neben dem Forte Serre Marie einen schönen Nachtplatz mit herrlicher Bergwanderung direkt ab Haustür. Bis in den späten Nachmittag konnte man Steinadler, Turmfalken, Kolkraben und Dohlen beobachten und Murmeltiere hören. Die Adler waren übrigens an allen Hochpunkten gut vertreten und das ist auch allgemein in den Alpen so: Fast alle Reviere in den Alpen sind besetzt, Steinadler sind nicht bedroht.
Am Donnerstag war ich dann einer der Ersten am Beginn der Assietta und stellte gegen 8 Uhr erstaunt fest, dass die Straße eigentlich erst ab 9 Uhr zu fahren sei. Das war mir dann aber wurscht.
Zur Assietta: Sie ist nicht schwierig und auch von größeren LKW, ich schätze bis 7,5 Tonnen fahrbar. Es gab zwar ein LKW-Verbotsschild, dieses bezieht sich aber nicht auf Wohnmobile. Ein 3,5 t Schild sah ich nirgens. Aber diese 36 km sind einfach herrlich. Leider auch recht voll in der Hochsaison und es war gut, dass ich um 8 Uhr der erste auf der noch ruhigen Strecke war.
morgens noch ruhig
Und mit herrlicher Aussicht
An dem Pass unten, dem Colle dell Assietta geht die kleine Straße rechts zum Gran Serin hoch, bewacht von meinem Fotomodell. Dort nächtigte ein Pärchen in ihrem Buschtaxi an traumhaft exponierter Position unter Missachtung des Fahrverbots zwar aber unbehelligt.
Die Asietta-Straße fahre ich sicher noch eimal, bevorzugt mit einem wenig bergerfahrenen Begleiter zum Einüben und Staunen – wenn mich meine Arbeit wieder einmal los lässt.
Sepp R