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Titelverpasser
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Original geschrieben von 461.334
Das ist ja fast so romantisch wie bei Rosamunde Pilcher hier...

Das kleine Mädchen liebt es, vorne im Kindersitz dabei sein zu dürfen. In andere Autos steigt sie nur noch mit Geschrei. Sie wird den G bekommen, in 14 Jahren.

Na dann wirds sicherlich ein Standmodell. Ich möcht nicht wissen was man in 14 Jahren für so ein stückchen Blech ausgeben muss um Mobil zu bleiben. Sehen wir doch mal der Realität ins Auge. Vielleicht geht es der zukünftigen Generation um Mobilität - aber nicht unbedingt ums Auto. Aber ich möchte euch ja nicht aus euren Träumen herausholen.


Mit freundlichen Grüßen, Klaus
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Klaus, mach die Stimmung hier nicht putt.

Meine Story geht so:
Als kleiner Försterssohn mit dem Daddy im Revier gewesen. Es wurde ein schwerer Forstunfall auf ca. 950Meter Höhe am Berg gemeldet. Ein Waldarbeiter hatte sich beim Holzeinschlag in völlig unwegsamen Schlag schwer verletzt. Alle fragten wann kommt endlich der Hubschrauber. Mein Vater sagte dann: Es kommt die Bergwacht mit dem G. Der G fuhr tatsächlich die vom Timberjack ausgefahrene, von riesigen Granitfindlingen übersähte Rückegasse hochgefahren.
Das war der Grund, wieso der G für mich schon immer das Auto der Autos war.
Kein optimals Jagdauto, kein optimales Winterauto kein optimales Stadtauto, aber halt DAS Auto. Nicht der Golf.

Gruß
Alex


Was klappert ist dran!
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Hallo,

bei mir kam es wie bei vielen auf durch den Vater.

Dieser bestellte damals den ersten G, als Jagdauto, kurzer Radstand grün mit geteilter Hecktür.

Dann kam schnell ein dunkelbrauner kurzer 280 GE mit beiger Kunstlederausstattung und Bosch Autotelefon. War damals der Hammer.
Ein Jagdfreund des Vaters fuhr RangeRover und meinte, dieser sei viel beser. Väterchen fuhr brav die Waldwege aber nie mal ansatzweise im Gelände.

Dann kam es !!!

Ich musst doch gucken was der Wagen kann. Die Eltern waren zum bei Freunden eingeladen, und ich fuhr mt einem Freund und G ohne das ok vom Dad ins Revier.


Erst sind wir über eine Grünfläche gedriftet, zum Ärger des Landwirtes ( kann ich heute auch verstehen).

Dann wurde ein recht steiler Ziehweg für Forsttraktoren in einem hohen Buchenbestand in Angriff genommen. Tiefe Fahrpuren, feuchtes Buchenlaub und mit allem was an Technik ging, inklusive Depeche Mode klappten die ersten 200 m richtig gut.

Dann wurde es matischig und tief, gerade in einem Schlenker und wir hingen fest. Hinter uns eine Dicke Buche und es gelang nicht, den gleichen Weg zuürck nur vorwärts war die Rettung.

Ich kürze ab: Nach etlichen Versuchen, Verzweiflung wagen eingewühlt im Wald gelassen zu Fuss in den Ort und mit dem Bus nach Hause.

Als Vater mich am anderen morgen fragt wo der G wäre, musste ich beichten. Mit Forsttraktor geborgen, kaputter Kupplung hatte ich mal richtig was angestellt und der Ärger war auch entsprechend.

Nur wusste ich, dass der G richtig was kann, das einfach zu heftig war und auch an meinen nicht vorhandenen Fahrkönnen gescheitert war.

Der Freund mit dem RangeRover, dem Vater später mal erzählte wie weit ich gekommen war, nahm den Mund jedenfalls nicht mehr so voll.

Nach x Defendern dann 2014 durch ein glücklichen Zufall mein erster eigener G.

Das beste was ich je in der Garage hatte, ich liebe das Auto und freue mich auf jede Fahrt,


viele Grüße,


Michael


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G 400 lang W463, Silber - BJ 2001

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Meinen Erstkontakt hatte ich 2001 beim Zivildienst.
Ich war im Fahrdienst tätig und wir hatten aufm Hof auch die Fahrzeuge des KatSchutz stehen, darunter auch einen W460 als 2-Türer mit langem Radstand.
Mit diesem Auto durften wir im Winter immer die festgefahrenen Transen (Ford Transit) aus dem Schnee ziehen und für die eigene Werkstatt Besorgungen erledigen.
Ich fuhr (und fahre immer noch) damals eine Ente und war an „echtes“ Auto fahren mit Geschaukel gewöhnt, aber der G war einfach nur toll!
Dann war erst mal G-Pause.
Vor vier Jahren hat sich mein „Stiefopa“ (wohnte im Wald) einen Wolf von der Bundeswehr gekauft (W461, 250GD- kurz mit Plane).
Um dieses Auto bin ich immer bei Besuchen rumgeschlichen, was meiner Stiefmutter nicht verborgen blieb.
Vor zwei Jahren ist Ihr alter Herr gestorben und ich habe ihr angeboten den G zu kaufen. „Kommt gar nicht in Frage!“ war die Antwort.
2 Tage später stand der Wagen inkl. Anhänger (Graaff Elze) bei mir aufm Hof (Für Umme!!!)
Wahnsinn!
Seit dem hege und pflege ich ihn, er wird nicht im Alltag genutzt. Artgerechte Bewegung erhält er auf Musikfestivals, beim Holz machen im Wald und gelegentlich im Offroad Park.
Mein Sohn (4 Jahre) fährt auch total auf den Wagen ab, bettelt schon fast damit (400m) zum Kindergarten gefahren zu werden :-)

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Bei mir war es 1979.
Mein Vater fuhr gerne Mercedes und damals war es ein 280S mit sagenhaften 150ps.
Mercedes hatte eben den G eingeführt und mein Vater bekam einen 280GE in grün über Weihnachten zum Testen.
An Weihnachten sind Väter entspannt und grosszügig.
Wir fuhren auf den Cannstatter Wasen und Papa liess mich ans Steuer.
Als 15-jähriger hatte ich lediglich Traktorerfahrung. Mc Cormick, John Deere und Porsche…
Wir meinten auf der Wiese müsse man ja unbedingt irgendetwas geländemässiges einschalten.
Also am hinteren Hebel gerührt ohne zu wissen was ich tat. Dann mit viel Gas von der Kupplung abgerutscht.
Das nagelneue Auto hüpfte wie ein Springbock über die Wiese. Papa hat dann wieder übernommen mit den Worten, das sei ihm ja peinlich direkt vor der Daimlerpforte.
Ein paar Tage später fuhren wir dann in die Berge damit. Papa fand es nicht so aufregend, dass der Wagen mit Ach und Krach 150 erreichte, ausserdem meinte er dass der hohe Schwerpunkt sicher leicht zum Umfallen führen würde. In den Bergen im Schnee fand er ihn aber toll. Ich sowieso.

Seit 6 Jahren fahre ich in Dubai einen G500 04’ (jetzt 250tkm). Nach einigen Discoverys, Nissan Patrols, Toyota Landcruisern, Lexus LX und insbesondere nach einem Jahr GL 500 (Oh Graus) bin ich nun angekommen.
Was anderes will ich nicht mehr. In den 6 Jahren war ich sehr viel in der Wüste, auf Baustellen, im Gebirge, überall in VAE und Oman unterwegs. Das Auto ist im grössten Dreck ebenso zuhause wie vor den 5-Sterne Hotels. Meine Frau liebt den Wagen, unsere Kinder lieben ihn, sowie alle ihre Freunde.

Auch wenn Patrols und Landcruisers in der Wüste besser zurecht kommen und die Klimaanlagen zuverlässiger kühlen, ist es immer der G, mit dem bei unseren Campingausflügen alle in die Dünen wollen. Es gibt auch nichts lustigeres als mit zehn kreischenden Kindern im Auto durch Dünentäler zu surfen.

Zusätzlich haben wir seit 2 Jahren einen 240GD Cabrio 84’ nunmehr mit H-Kennzeichen im Allgäu. Wunderbares Wald und Wiesen Auto, ein richtiger Sport Unimog halt. Genau das Richtige eben für meinen 15-jährigen Sohn.

USW.

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Es ist eine meine ersten Erinnerung überhaupt:
Ich bin als Sohn eines Autohändlers aufgewachsen und von klein auf dabei gewesen. Irgendwann hatte mein Dad ein weißen G. Ich weiß nicht mehr wie alt ich war ich konnte aber grade auf den karierten Sitzen stehen und mit dem Kopf übers Lenkrad schauen. Ich durfte lenken, ein Augenblick der Unachtsamkeit und wir waren im Graben. Kein Problem, Sperre rein und drüber gefahren allerdings war ich wieder im Kindersitz:).

Danach hatten mich die Offroad Fzg in den Bann gezogen.
Ich habe dann mit 17 eine Ausbildung bei Chrysler begonnen, oje war das ein Schrott (Jeep) für Deutsche Strassen, aber Offroad dem ML weit überlegen. Der Wrangler war und ist optisch immernoch mein Favorit, ich fahre lieber Cabrio und der G ist offen einfach nicht so schön wie der Wrangler offen. Da meine Frau kein Cabrio fährt spielt das heute aber eh keine Rolle mehr.
Mit 18 habe ich mir ein S10 Chevy angeschaut und Probe gefahren. Der war weiß das Chrom hat geblitzt als ich zur Probefahrt auf brach, als ich wieder kam sah er richtig toll aus. Chrom hat man aber keins mehr gesehen.
Gekauft habe ich ihn nicht bin lieber bei meinem Gti geblieben.
Bei der Bundeswehr durfte ich dann nicht nur Wolf fahren, war beim beim Matprftrp somit auch die großen Fzg. (Psssst: hatte eigtl. kein Führerschein für Lkw) und prüfen durfte ich auch noch also eine tolle Zeit.
Später hatte ich dann des öfteren die Chance bei Kundenvorführungen Unimog, Zetros, Atego und Actros zu fahren. Den CE Lappen konnte ich dann auch machen. Wegen einer dieser Vorführungen hatte ich dann fast 3 Mon. einen MP 270 CDI den ich fast ausschließlich im Testgelände fahren durfte. Herrlich! Der Wagen musste 2 Tage geputzt werden.
Aber das Auto das ich haben möchte ist und war der Zetros. Jetzt ist es aber schwer einer Schwangeren zu erklären warum Mann sich statt einem Familienauto ein Zetros kaufen will, habe es auch nicht versucht. Und habe mir dann 2013 den 400 er zugelegt. Er wird sicherlich nicht mein letzter G sein. Aber Diesel Motoren hatten es mir schon immer angetan. Je größer desto besser. Den oben genannten Golf2 Gti habe ich auch auf ein 110 PS TDI umgebaut. Der Gedanke ein 450 CDI zubauen lockt mich sehr nur leider fehlt mir grade etwas die Zeit und die Werkstatt.

Nun ist aber zu sagen das mir mein G dreckig immernoch am besten gefällt...;)

Gruß Julian




Jippi ja jeh Schweinebacke - Jede Katastrophe beginnt mit ner beschißenen Vermutung!
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Ps Mein Sohn fährt am liebsten Feuerwehr U400 Unimog Bobbycar. Wenn das nicht schon ein gutes Zeichen ist...


Jippi ja jeh Schweinebacke - Jede Katastrophe beginnt mit ner beschißenen Vermutung!
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Auf den Wolf gekommen
(Liebeserklärung; schon mal woanders von mir veröffentlicht, wenn es langweilt, einfach weiterblättern)

Ende der 70er Jahre erschien in der Zeitschrift "Auto Motor und Sport" ein Bericht über den neuen Geländewagen von Daimler-Benz. Auf bunten Bildern kroch ein landmaschinenrotes, vielkantiges Gefährt über Felsgestein und wühlte sich durch braunen Schlamm. Mir als hoffnungsvollem Jungingenieur-Kandidat blieb beim Lesen der Mund offen stehen - so mußte ein Geländewagen sein: konsequent und kompromißlos, Dieselmotor, Geländeuntersetzung, zuschaltbarer Allradantrieb, Differentialsperren in beiden Achsen, Schraubenfedern, knackiges Design. Nichts überflüssiges, aber alles notwendige. Die Kollegen bei Daimler-Benz und in Graz hatten eben jahrzehntelange Erfahrung mit ihren Unimogs, Haflingern, Pinzgauern und ähnlichem Getier. Sie wußten, worauf es wirklich ankommt. Man bedenke: die Bundeswehr fuhr damals im VW 181 herum - was für eine ärmliche, lächerliche Gurke Was für ein Abstieg gegenüber dem schönen Munga aus der Frühzeit der Armee, der mich bereits als Kind fasziniert hatte. Wenn ich sah, wie der Kübel seinen Hintern über der Portalachse anhob, wenn er kreischend losfuhr, wurden meine Vorurteile gegen die Institution Bundeswehr jedes Mal voll bestätigt. (damit will ich auf keinen Fall heutige Kübel-Liebhaber verletzen. Es war halt nur meine damaliges Gefühl. Heute hätte ich gerne einen Kübel als Zweitwagen).

Über die Jahre erschienen die unvermeidlichen, monströsen Derivate der G-Klasse. Protzige Kotflügelverbreiterungen, fette Benzinmotoren, Automatikgetriebe, Metalliclack und Holzimitat pervertierten den Gedanken dieses eigentlich schlanken, sehnigen Autos. Was als solides Werkzeug zäher Bergführer gedacht war, verkam zu einem süßlich duftenden Spielzeug eitler Lüstlinge, Ölscheichs und sonstiger Selbstdarsteller.
Franz-Josef Strauß, der legendäre bayerische Ministerpräsident, war da von anderem Schlag. Zur Jagd nutzte er seinen grünen G - ganz ohne Firlefanz und bereits damals ein Klassiker. Gerne fuhr er damit auch mal zu einem seiner legendären populistischen Auftritte bei den streikenden LKW-Fahrern auf den winterlichen Brennerpaß.


Innere Führung

Die Bundeswehr entschloß sich schließlich doch noch zur Beschaffung beträchtlicher Kontingente in spartanischer Ausführung. Bei der Truppe heißt das Fahrzeug nun WOLF und wird viele Jahre seinen Dienst fürs Vaterland verrichten. Streitkräfte zahlreicher anderer Staaten wählten ebenfalls den WOLF.


Mythos Wolf

Er schleicht sich in meine Gedanken, wandert ins Langzeitgedächtnis, verkriecht sich in die hinterste Ecke des Gehirns. Lange Zeit werde ich nichts von ihm merken. Aber der Wolf wird da sein. Irgendwann werde ich plötzlich wieder seine Fährte sehen, in einer kalten Winternacht weit entfernt seinem Geheul lauschen. Er wird immer da sein.


Aus dem Film "Wolfsziegel" (La Tuile a Loups, Frankreich 1972, Regie Jacques Ertaud):

Frankreich erlebt den härtesten Winter seit 1956. In dem kleinen Bergdorf La Jassaix liegt meterhoch Schnee. Ravenel, ein alter und abergläubischer Eigenbrödler, hört in der Nacht den Wolfsziegel pfeifen, was das Kommen der Wölfe ankündigt. Vom Hunger getrieben überwinden die Wölfe ihre Scheu vor den Menschen und kommen ins Dorf, um dort zu jagen. Während der Bürgermeister und die meisten Dorfbewohner dies als Aberglaube abtun, ziehen ein paar Jäger mit ihren Flinten los, doch der Schneesturm ist zu stark, das Dorf ist von der Außenwelt abgeschnitten. Erst als der erste Wolf erlegt ist, erkennt die Bevölkerung die Gefahr, doch es ist zu spät. Mit der Dunkelheit kommen die Wölfe ins Dorf, eine Nacht voller Schrecken erwartet die Bewohner, wo die Wölfe ......


Midlife Crisis ?

2010 - über 30 Jahre später - bekomme ich Lust, mal wieder an altem Blech zu schrauben. Was ist das richtige Auto dafür? Ich habe nicht viel Freizeit, keine Übung mehr. Ich will mich nicht zu sehr frustrieren bei der vergeblichen Suche nach Ersatzteilen, will nicht nur gegen den Rost ankämpfen, sondern mittelfristig erreichbare Erfolgserlebnisse haben. Ein Auto mit Charakter und stabilem Rahmen wäre gut, nicht zu alt, der Markt soll etwas Auswahl bieten und es sollte noch Teile zu kaufen geben. Ich surfe im Internet. In den Nächten liege ich wach und denke lange nach. Es ist Vollmond. Und da, sei still: aus dem Wald, von weit her, kommt ein leises, aber deutlich vernehmbares Wolfsgeheul. Er ist wieder da. Er kommt näher ans Haus. Er kratzt an der Tür. Und diesmal wird er bleiben.

Das Leiden der Kreatur

Nun schließt sich eine längere Phase der Spurensuche an. Irgendwann werde ich fündig: in einem verlotterten Industriegebiet, zwischen alten Lastwagen, Öllachen und Gerümpel ist ein räudiger, alter Wolf hinter Stacheldraht eingesperrt. Das Tier tut mir leid in seinem Elend. Ich würde es am liebsten gleich mitnehmen. Doch die Beschreibung im Internet zeigt schon: dieser Wolf ist hoffnungslos verloren. Sein Besitzer hat keine Ahnung von Tierhaltung und auch von sonst nichts. Er hat den Wolf schlecht behandelt und verdorben. Solche Beispiele von Tierquälerei sind leider nicht selten. Also Finger weg und weiter suchen.


Die Wolfshöhle

Ich möchte den Wolf unter annehmbaren Bedingungen halten und pflegen. In der Tiefgarage unserer Wohnanlage geht das nicht. Die hochsensiblen Mitbewohner würden vor Angst ausrasten, wenn plötzlich ein zotteliges, stinkendes Raubtier zwischen ihren glänzenden Hyundais und Kias auftauchen würde. Also suche ich eine größere Einzelgarage, mit Stromanschluß und etwas außerhalb der Wohngebiete, damit das Wolfsfell auch mal sanft mit der Flex gepflegt werden kann. Nicht so einfach zu finden ist so etwas in der Nähe der weiß-blauen Landeshauptstadt. Ich gebe eine Anzeige auf im Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblatt. Niemand meldet sich. Die Bauern haben es gar nicht mehr nötig, ihre Stadln an so einen Spinner wie mich zu vermieten. Da bauen sie lieber schicke Ferienwohnungen hinein. Und ihre Ruah' wollen sie auch haben. Doch manchmal hat man Glück: Nach langer Suche vermietet mir die tierliebe Frau S. aus P. eine großzügige, helle LKW-Garage. Hier wird sich mein Wolf wohlfühlen.


Die Jagd

Ich begebe mich wieder auf die Pirsch und verlege mein Jagdgebiet ins fränkische Land. Hier scheint die Wolfspopulation etwas dichter zu sein als in Oberbayern. Einige Händler bieten sogar Lebendfänge an. Mal sehen, ob mir hier das Jagdglück hold ist….


Waidmannsheil

Und tatsächlich, an einem windigen Herbsttag läuft er mir im hellen Mittagslicht in die Falle. Der Händler M. aus N. hält sich eine ganze Menagerie von Wölfen, Unimogs, Ivecos und zahlreichen sonstigen militärischen Groß- und Kleintieren auf seiner luxuriösen Ranch in Südlage im romantischen Hügelland bei Weißenburg. In seinem glitzernden Freiluft-Showroom, dessen Atmosphäre gesättigt ist mit dem Duft reifer Oliven, werde ich fündig. Während ich den Wolf inspiziere, kommuniziert M. lässig englisch parlierend mit seinen wohlhabenden Geschäftspartnern aus Jagd und afrikanischen Gesellschaftskreisen. Die Probefahrt führt durch eine parkähnliche Landschaft, die in ihrer Schönheit einem gepflegten Golfplatz gleichkommt. Echte Landluft, frisch produziert von biologisch gehaltenen Öko-Rindern, dringt unters Planengestell. Ein tarnfleckiger Wolf wechselt den Besitzer.

Reserve hat Ruh

Mein Wolf wurde am 22. Mai 1991 zur Bundeswehr eingezogen, hieß Y-244495 und wurde am 7. Oktober 2008 von Stabsfeldwebel Z. ohne militärische Ehren und ohne Großen Zapfenstreich aus dem Aktivdienst entlassen. Eine glänzende Offizierskarriere blieb ihm versagt, er war einfacher Funker, bis er endlich die Knobelbecher ausziehen durfte. Siebzehn Jahre Armeedienst bleiben nicht ohne Folgen. Die Haut des Wolfs zeigt Spuren, sein Fell glänzt nicht mehr, seine Augen schielen etwas. Doch er hat seine Haltung bewahrt, sein Rückgrat ist nicht gebrochen, seine Glieder zeigen noch etwas von der federnden Spannkraft seiner frühen Tage. Der Rost hat sein zerstörerisches Werk zwar angetreten, doch nicht vollendet. Die notorischen Stellen scheinen in gutem Zustand zu sein. Die nähere Untersuchung in den nächsten Monaten wird zeigen, was er noch drauf hat.
Seine Papiere erscheinen etwas mager: ein obskures Dokument der Militärkraftfahrstelle und eine Art Führungszeugnis vom Technischen Überwachungsverein, welches eigentlich nur besagt, daß der Wolf ein Wolf ist und keine Verbrechen begangen hat, sind alles, was ihm von einer langen Dienstzeit geblieben ist. Kein Rentenbescheid, kein Kraftfahrzeugbrief, kein schickes Certificate of Conformity, wie es neuerdings bei modernen Autos ausgestellt wird. Was wird wohl der Beamte in München dazu sagen? Morgen gehts zur Zulassungsstelle.
Der Wolf hat schließlich seine Nummerntaferln und zivile Papiere bekommen. 100 Euro, 1 Stunde hats gedauert, problemlos. Achtung: hinten muß ein 2-zeiliges Käferschild hin. Aber der Wolf steht noch in Nürnberg. Sein leicht inkontinentes Lenkgetriebe wird abgedichtet und er bekommt zwei neue Batterien.


Die Fahrt in die Reha-Kur

Im winterlichen Feierabendverkehr auf der A9. Es heult, dröhnt und rasselt vor, neben und unter mir. Überführungsfahrt mit dem Wolf nach München. Ich trage mit ca. 90 km/h aktiv zur Verkehrsberuhigung bei. Der Wolf benimmt sich ausgezeichnet. Die Lenkung ist jetzt sehr angenehm, alles funktioniert, es blinkt, wischt und hupt, daß es eine Lust ist. Die Batterien sind neu. Es ist gemütlich warm im Wolf. Breites Grinsen im Gesicht.


Und wenn sie nicht gestorben sind...

Das gute Gefühl ist geblieben. Jeder Tag, an dem ich den Wolf fahren kann, ist für mich ein guter Tag. Reparaturen und Wartung bewältige ich zumeist selbst und habe dabei tolle Erfolgserlebnisse. Dazu tragen auch die zahlreichen Forenteilnehmer bei, die mir schon viele Tipps gegeben haben.




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der mit dem (weißen) Wolf tanzt
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der mit dem (weißen) Wolf tanzt
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Schöne Geschichten :-)
Nachfolgender Artikel stand Anfang des neuen Jahrtausends in der Zeit.


Der 'Struck'

Es waren einmal ein Großmaul und ein Kleinmaul. Eines Tages sprach das Großmaul zum Kleinmaul: »Was hältst du von einem Abenteuer? Komm mit, steig ein, wir fahren ins Gelände.« - »Au ja!«, rief das Kleinmaul begeistert. Und so stiegen sie in ein großes schwarzes Auto und fuhren in einen tiefen, dunklen Wald namens Ummel.
Die Sonne schickte sich gerade an, blutrot im Moor zu versinken, da hielt das Auto. »Warum halten wir?«, fragte das Kleinmaul. Das Großmaul antwortete: »Um erstens die Geländeuntersetzung einzuschalten und zweitens die Differenzialsperren von Verteilergetriebe, Hinterachse und Vorderachse zu aktivieren, und zwar in dieser Reihenfolge. Und jetzt schau dir die Pfützen da links an.« Da links war ein sehr zerwühlter Waldarbeiterweg mit außerordentlich tiefen Pfützen. Das Großmaul nahm Schwung, und mit Karacho ging's ins Gelände. Moorwasser spritzte links und rechts, das große Auto wühlte sich durch den Schlamm, ein Baumstamm, dick wie ein Elefantenbein, lag im Weg. Ein Dröhnen, das Auto bäumte sich auf - und stieg hinüber. Das Kleinmaul jubelte. »Mut muss der Geländefahrer zeigen und Draufgängertum. Niemals zögerlich darf er sein!«, rief das Großmaul.
Nur: Auf einmal ging es nicht mehr voran. Zurück ging es auch nicht mehr. Das Auto mit einem Neuwert von knapp 100.000 Euro - und das Auto war neu - steckte mit den Vorderrädern bis zum Bodenblech im Morast. »Oh«, sagte das Großmaul. »Au weia«, sagte das Kleinmaul. Sie hatten insgesamt eine Strecke von 7,50 Metern im Gelände zurückgelegt.

(Was folgte, war ein Fußweg von einer halben Stunde, Bauer Lüers mit dem großen Trecker, Bauer Lüers, wie er den Kopf schüttelte, und eine halbe Stunde Bergung, wobei sich Bauer Lüers zweimal um ein Haar selber festfuhr. Und 20 Euro Abschleppkosten.)

Auf der Autobahn, vor dem Eiscafé, auf dem Behördenparkplatz und eben im Matsch: ein enormes Auto, dieser - ähem - dieses - nun ja - diese G-Klasse. Seinem großen Geländefahrzeug hat Mercedes alles spendiert, was teuer ist. Nur keinen anständigen Namen. Was soll das, G-Klasse! Station-Lang! Stellen wir uns für einen Augenblick Elvira vor. Elvira, ganz in Loden, wie sie aufgeregt ihrem Gatten zuruft: »Hubertus! Wir müssen los! Die Wildschweinjagd beginnt.« Und wie Hubertus antwortet: »Sekündchen, Schatz, ich fahre sogleich die G-Klasse vor.« Oder sogar: »Momento, Herzchen, ich haste, den Langen zu holen.« Soll ein Auto G-Klasse heißen? Es ist nicht einfach, eine Klasse zu lieben. Will man etwa einen Langen pflegen? Oder gar als Besitzer der Kurzversion seinen Kurzen besingen? Wie viel schöner wäre doch ein Name wie Mercedes Struck. (Und, lieber DaimlerChrysler-Konzern: Warum nicht statt Mercedes S-Klasse Mercedes Westerwelle? »Ich fahre einen Engholm«, freute sich der E-Klasse-Besitzer. Die A-Klasse aber sollte Mercedes Merkel heißen. Oder Mercedes Momper! Und so weiter.) Im Test also: der Mercedes Struck 400 CDI Station-Lang - kantig, faltig und grimmig wie ein Fraktionsvorsitzender.


Nie sah dieses Vehikel einen Windkanal von innen

Es ist Nacht. Endlich. Kleinmaul liegt im Bett. Ein Mann nähert sich seinem Auto am besten allein. Vor mir ragt der Struck. Ein automobiler Anachronismus aus steilem Blech und Glas. Nie sah dieses Vehikel einen Windkanal von innen. Ich halte die Fernbedienung in der Hand wie ein Stück Hundekuchen. Es geht hier nicht um Aufschließen, sondern um Entriegeln. Das Klacklacklack hallt durch die Wohnstraße. Anwohner schieben die Vorhänge zur Seite. Die Wagentür öffnet sich wie eine Feuerschutztür. Ich steige nicht ein, sondern auf. Hinter mir fällt die Tür nach dreimaligem kräftigem Zuwerfen ins Schloss. Ich bin ein bisschen gefangen. Und ein bisschen gerettet.

Zündschlüssel! Wenn das Wort je galt, dann hier. 96 Lämpchen flammen im Cockpit auf, sechsundneunzig! Jedes Einzelne weist auf eine Funktion hin. Dieses Auto ist kein fun car! Der Blick wandert weiter, über eine gigantische Motorhaube hinweg, auf der zur Strecke gebrachte Wildschweine abgelegt werden können. Vorn links und rechts hocken Krokodilaugen auf der Haube, das sind die Blinklaternen. Irgendwo weit weit vorn beginnt das nächtliche Verkehrsgeschehen. Hoch über diesem thront der Fahrer. Und die Maschine summt. Dann brummt sie. Dann brüllt sie. Der Achtzylinder, damit wirbt der Hersteller, ist der stärkste Pkw-Seriendiesel der Welt, Eingeweihten aus dem Mercedes Westerwelle bekannt. Die Maschine katapultiert das zweieinhalb Tonnen schwere Auto in weniger als zehn Sekunden auf 100. Ermöglicht bei Gegenwind 180, mit Rückenwind 200 Sachen. Ich möchte nicht der sein, der mich im Rückspiegel herantoben sieht.


Der Struck - was ist das?

Er ist so teuer wie die Kleinwagenflotte eines mittelständischen Kurierdienstes. In der Grundausstattung. Die getestete Wurzelholz - Leder - Metallic - Schiebedach - Fernseh - Spracherkennung - Sitzheizung - Navigations - Rückfahrhilfe - Version schlägt mit weiteren zwei Kleinwagen (exakt 17.910,40 Euro) zu Buche. Das ist das aufgemotzteste Unnutzfahrzeug, das man sich denken kann. Einerseits. Er ist aber auch eines der letzten in Handarbeit gefertigten Serienautos, handgeschraubt und mundgeblasen bei Steyr-Daimler-Puch in Graz (auch ein guter Name fürs Auto: Mercedes Graz!). Schwielige Schlosserhände haben aus klobigen Quer- und Längsträgern seinen altertümlichen Leiterrahmen gefügt. Die Starrachsen montiert. Fast eine Tonne Zuladung ist erlaubt. Als zulässiges Gesamtgewicht stehen für den Lastzug mit gebremstem Anhänger knapp sieben Tonnen in den Papieren. Wer tote Wildschweine transportieren muss oder Schiffe abschleppen, darf sogar sagen: Ich bewege ein Nutzfahrzeug. Der Struck, so viel ist sicher, ob nützlich oder unnütz, ist ein Lastwagen. Im Prinzip 20 Jahre alt und seinerzeit fürs Militär und für die Forstwirtschaft entworfen. Beim Militär heißt er Wolf. Auch nicht schlecht.


Bei den Fachschülerinnen in der Eisdiele blitzt der Struck leider ab

Nun sollte, wer den Nutzen eines enormen Fahrzeugs diskutiert, den Herrn im gewissen Alter nicht vergessen. Der glaubt nämlich, ein enormes Auto zöge die Blicke attraktiver und umgänglicher Damen auf sich und könnte vielleicht sogar den Wunsch in ihnen wecken, auf dem Beifahrersitz Platz zu nehmen. Die Testfahrt führt mich vor die Eisdiele Aldo, die regelmäßig werktags gegen 10.30 Uhr von etwa 20 schnatternden, nach Achselhöhlenstift duftenden Kosmetikfachschülerinnen frequentiert wird. Als die Kosmetikfachschülerinnen aus der Schule an mir vorbeilaufen, registriere ich erstaunt, dass weder Auto noch Fahrer auch nur bemerkt werden. Es gelingt mir allerdings mehrfach, anderen Geländewagen-fahrern aufzufallen - eine wichtige Information für Menschen, die gern von Geländewagen-fahrern wahrgenommen werden.

So bleibt der Struck-Fahrer allein. Gut so! Denn nur in Einsamkeit erlebt er in voller Intensität, was ihm das Auto tatsächlich schenken kann: Der Fahrer des Struck genießt nämlich eine Autorität, die das Leben ihm sonst verweigert. Auf der Autobahn, dem wahren Revier des Struck, ist das so genannte Überholprestige unvergleichlich. Wenn der Struck kommt, weichen Sonntagsfahrer erschrocken auf die Standspur aus. Oberlehrer lassen ihre Oberlehrergesten. Und halsstarrige Vectra-Fahrer werden einfach vom Druck der verdrängten Luft aus der Spur gefegt. Das nämlich ist das eigentliche Geheimnis des Mercedes Struck 400 CDI Station-Lang: dass wir mit ihm eines der letzten Fahrzeuge besitzen, die sind wie wir selber (was nur niemand ahnt): stark, schnell, kühn, wertbeständig und mit einem Testverbrauch von über 18 Litern ein Säufer vor dem Herrn. Mit einem Wort: maskulin.

Stefan Alsen für die ZEIT


G-ruß Frank

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