Schön, daß ich die Initiative nicht alleine ein wenig kritisch sehe.
Erstmals in den 70er Jahren bin ich diese Strecke gefahren – in einem stinknormalen VW-Käfer. Später per Enduro und dann mit dem Geländewagen - zuletzt im Jahr 2007.
Daher scheint mir die Geschichte nicht ganz stimmig zu sein.
Es heißt dort unter anderem:
Die Strecke sei im im Jahr 2009 wegen Erdrutschen gesperrt gewesen. Wörtlich: „Trotzdem fuhren immer wieder Autos durch. Zuerst wurden die Schranken, die anfänglich geschlossen waren, zerstört, worauf die Gemeinde Limone diese durch grössere Felsbrocken ersetzten, die wiederum kurz darauf, wiederrechtlich so verschoben wurden, daß wieder Autos durch kamen.“
Mit Verlaub - das halte ich für Blödsinn. Die Schranken, die dort installiert sind, gehören zum stabilsten, was ich bisher angetroffen habe. Die zerstört man nicht mal eben so.
Und wenn Einheimische große Felsbrocken gesetzt haben sollten, um unerwünschten Verkehr auf so einer Strecke zu verhindern, dann geht ohne schwere Baumaschinen sowieso nichts – wenn die Sperre wieder aufgehoben werden soll.
Wer’s nicht glaubt – hier ein Foto der Schranke (die nördliche in der Nähe des Tenda-Passes). So sah sie jedenfalls im Jahr 2007 aus:
Noch einige weitere Anmerkungen:
1. Die Strecke ist für die einheimische (Alm-)Wirtschaft wichtig. Insofern wird hier auch schwereres Gerät zur Wege-Unterhaltung eingesetzt. So etwas wie hier zum Beispiel (angetroffen nach Feierabend) zwischen Passo Tanarello und Col de Sanson. Ich hätte es zwar gerne gehabt, aber es war mir leider nicht vergönnt, zu sehen, wie das Monster-Ding auf der schmalen Straße unmittelbar über dem Abgrund agiert. Insofern ist aber wenig glaubhaft, daß die Straße aufgegeben werden soll. Schweres Gerät:
2. Nicht die wenigen Touristen (die dort oben im übrigen kein Geld lassen können) sind das wirtschaftliche Maß der Dinge (neben dem winterlichen Skigeschäft am Tenda und am Saccarello natürlich), sondern das hier:
3. Eine Bemautung halte ich für wenig ergiebig. Die zu erwartenden Einnahmen innerhalb einer Nutzungszeit von lediglich drei Monaten stehen in eklatantem Mißverhältnis zu den Straßenerhaltungs- und Sicherungskosten. Dabei ist nicht mal die Fahrbahninstandhaltung oder die Beseitigung von kleineren oder größeren Felsmuren das eigentlich teure:
Nein, richtig aufwendig wird es, wenn mal eine Stützmauer oder gemauerte Kehre erneuert werden muß.
Von daher halte ich die Story „Schickt mindestens 10 Faxe und die Straße wird weiter für euch offen gehalten“ persönlich für ein Märchen. Das hängt von anderen Faktoren ab.
Nein, zu tun ist folgendes:
1. sich selber absolut unauffällig verhalten, auch geschwindigkeitsmäßig
2. keine Gruppen bilden
3. kein verlassen der Fahrwege
4. keinen Müll hinterlassen
5. nach Möglichkeit Einfluß auf andere Fahrer nehmen
Aber nach wiederholtem eklatanten Fehlverhalten einiger Spinner dürfte es wohl bereits zu spät sein. Dazu zähle ich auch so Schwachsinnsaktionen, wie mit Gelände-LKWs und Pickups mit Wohnkabinen die engen Felsabschnitte zu befahren. Und wegen wilder Herumfahrerei auch abseits der Piste sind ja auch die Stichstraßen auf den Balcon de Marte und die Cima de Marte seit vielen, vielen Jahren gesperrt.
Damit ich nicht mißverstanden werde: Die hinter der Initiative stehende Absicht ist sicher ehrenwert. Aber das Problem scheint mir eben nicht zu sein, daß dort zu wenig Autos und Mopeds herfahren sondern umgekehrt zu viele – jedenfalls mit zu vielen Bekloppten am Lenkrad / Lenker. Wie sonst läßt sich erklären, daß dort so ein rigoroses Verbotsschild aufgestellt werden muß:
Da kann ich gut verstehen, daß die Einheimischen doch lieber auf sanften Wandertourismus setzen, als sich mit den verrückten Offroadern herumzuplagen.
mfG
Rainer
P.S.
Für mich persönlich ist die Ligurische Grenzkammstraße abgehakt. Schon seit vielen Jahren. Spätestens seit die Convoy-Fahrten (egal ob individuell oder kommerziell) losgingen und gleichzeitig einige Mopedfahrer die Strecke entdeckten, die den Unterschied zwischen Bergnatur und Motocrossgelände nicht zu kennen scheinen.
Wenn ich heutzutage mal dort vorbeikomme, dann erwarte ich nichts und bin umso erfreuter, wenn noch etwas geht. Schöne Erinnerungen bleiben auf jeden Fall: