ich darf aus einem anderen Forum Jochen B. aus S. zitieren :
" Geschockt, sprachlos, erschüttert, zornig und von der eigenen Ignoranz geplagt, dieses Outing:
Ich gestehe, dass ich bis gestern mehr als 30 Jahre lang bekennender Ignorant war. Klar, schon in der Schule wurde mir alles über Atomkraft und den damit verbundenen Risiken beigebracht. Nachdem fast alle Mitschüler und Lehrer aber gegen Atomkraft waren, regte sich bei mir der Widerstand gegen den Widerstand. Schließlich waren die meisten davon der "alternativen Szene" zuzurechnen. Ich nicht. Und das "AKW – Nee"-Logo konnte ich sowieso nie leiden...
Seit Tagen sehe mit Entsetzen und gleichzeitiger Faszination den Urgewalten der Natur bei ihrem zerstörerischen Werk zu. Zwischendrin immer wieder Politiker, die für Wählerstimmen alles versprechen.
Seit vorgestern nun schaue ich mir auf allen Programme die Wissenschaftssendungen an, die sich mit der Funktionsweise von Reaktoren, mit Störfällen, Wiederaufbereitung, End- und Zwischen-Lagerung, Transport etc. befassen.
Angefangen bei "Tagesthemen", "Brennpunkt" und "Tagesschau", einer Sondersendung "Quarks & Co" mit Ranga Yogeshwar, Sonderberichte von n-tv und N24, eine Reihe von Dokumentationen im Hessischen Rundfunk mit den Themen " Wie sicher sind alte Kernkraftwerke", "Irrtum Brückentechnologie", "Die Wiederaufbereitungsanlage La Hague", die Tschernobyl-Dokumentation "Nach dem Super-Gau" und "Gefährliche nukleare Ereignisse".
In all den Sendungen, quer durch die TV-Landschaft kamen eine ganze Reihe Wissenschaftler verschiedenster Fachrichtungen und Couleur zu Wort. Im Gegensatz zu Politikern, die auf Stimmenfang sind wurden hier sachlich Zusammenhänge und Abhängigkeiten erklärt. Und plötzlich bin ich aufgewacht...nur, um in einem bösen Albtraum zu landen. Da hatte ich mich über 30 Jahre lang nicht interessiert, nicht gekümmert und schon gar nicht eingesetzt. Nicht, dass ein mahnwachender Kerzenträger mehr etwas bewirkt hätte. Für mein augenblickliches Gewissen wäre es jedoch deutlich besser, könnte ich doch behaupten " Ich hab's ja schon immer gesagt".
Welche Erkenntnisse aber sind nach dem Aufwachen für mich neu bzw. wieder ins Bewusstsein zurückgeholt?
• Auch in einem Hochtechnologie-Land ist ein GAU möglich (nicht nur in alten russischen AKW)
• Ich bewerte die fatale Wirkung eines GAUs jetzt deutlich höher als die geringe Wahrscheinlichkeit, dass er eintritt.
• Kein deutsches AKW ist vor einem Absturz eines Passagierflugzeuges geschützt – im Sinne von, dass keine Radioaktivität freigesetzt wird.
• Angebot und Nachfrage bestimmen auch die Art der Energieerzeugung. Kauf man "Ökostrom" fließt das Geld in den Ausbau regenerativer Energien und Atomstrom wird für Energiekonzerne uninteressanter.
• Es gibt ein riesiges Überangebot an Strom am Markt. Deshalb kann das Abschalten von vielen AKWs sofort erfolgen, ohne dass es an Energie fehlt.
• Abgebrannte Brennstäbe werden seit 2001 nach dem Aufenthalt im Abklingbecken in Hallen neben den AKWs zwischengelagert. Jedes Jahr fallen deutschlandweit viele 100 t an.
• Die Lagerung erfolgt in der Hoffnung, dass irgendwann eine Lösung erfunden wird mit der man den radioaktiven Müll unschädlich machen kann. Irgendwann!
• Bei sofortigem Ausstieg aus der Kernenergie bleiben uns die Altlasten – sie werden aber nicht mehr.
Fragen
• Hat es schon bei der Definition des "Größten-anzunehmenden-Unfalls" an Phantasie gemangelt, sodass ein "Super-GAU" definiert werden musste?
• Reicht das jetzt oder brauchen wir noch einen "Ultra-Mega-Größter-anzunehmender-Unfall" damit der GAU harmloser wirkt?
Folgerungen
• Windanlagen verschandeln meiner Meinung nach jede Landschaft. Solar-Panels sind der visuelle Tod für jedes ältere Haus. Trotzdem ist beides deutlich attraktiver als ein GAU, SGAU oder UMGAU.
• Mir als Strahlenopfer wäre es völlig egal, dass ich, wäre es nach nach der Wahrscheinlichkeit gegangen, nicht hätte verstrahlt werden dürfen.
• Ich möchte mein Wohl nicht der vorherrschenden Windrichtung überlassen. Das gilt sowohl für den politischen Wind als auch für den nach einem Störfall im einem AKW.
• Da ich grundsätzliche Probleme mit allen habe, die ihre Sätze mit "..., meine sehr verehrten Damen und Herren" ausklingen lassen, kann ich bei Wahlen schon seit einiger Zeit kein Kreuz mehr mit voller (meist konservativer) Überzeugung setzen. Jetzt weiß ich wenigstens, dass das kleinste anzunehmende Übel diejenigen sind, die den sofortigen Ausstieg umsetzen (wollen).
Was werde ich nun mit dem neuen alten Wissen anfangen?
• Wechseln zu Ökostrom -> anfragen laufen, Leitungen überlastet
• Installieren eines Blockheizkraftwerkes – mittelfristig bzw. sofort bei Wiederanlaufen der Förderung (Sanitärbetrieb ist gebrieft), alternativ viell.
http://www.lichtblick.de/h/ZuhauseKraftwerk_285.php• Mobiler Kerzenhalter bei Mahnwachen und schauen wie man ein hippie-mäßiges Happening draus machen kann.
• Den Wahlversprechen mehr Aufmerksamkeit schenken.
• Farbe bekennen, z.B. hier und unterwegs
Wenn jemand noch eine sinnvolle Idee hat raus damit. "
UNTERSCHREIB !