An anderer Stelle schonmal geschrieben, aber hier passt es ja auch:

Zitat
Hm, wenn ich das so in meinem täglichen Straßenalltag verallgemeinern würde (was ich natürlich nicht tue, nicht daß sich noch jemand angesprochen fühlt <img src="/forum_php/images/graemlins/wink.gif" alt="" /> ), dann sähen die Klischees in etwas so aus:


Der Defender: Höher als lang oder breit, mit mindestens zwei Reserverädern ausgerüstet, wird er bestenfalls zu einem genutzt: Einen einachser-Nachläufer hinterherzuschleppen, der irgendwie an eine Raketenstartrampe erinnert. Noch dazu ist der selten so groß, als daß dafür nicht auch 'nen Vitara gereicht hätte. Ins Gelände könnte man zwar, aber blitzblank wie die Sandbleche immer poliert sind, will man da wohl irgendwie doch nicht hin...


Der Discovery: Es sollte eigentlich 'nen Defender werden, aber das familiäre Veto hat wohl doch auf etwas bestanden, was nicht aussieht wie beim Bund entliehen. Dafür wurden Stoßstangen, Räder, Dachgarten und andere Kleinigkeiten nachgerüstet, daß selbst oben erwähnte Defender-Fahrer vor Neid erblassen würden. Gut, man muß jetzt auf die Höhenangabe von Brückendurchfahrten achten, aber dafür hat man auch einen aufklappbaren Wohnwagen auf dem Dach. Der Renner nach jedem Dorffest.


Der Wrangler: Daß es ein Geländewagen ist, war beim Kauf eigentlich nebensächlich. Aber 4 Liter Hubraum und knappe 200 PS - boah. Na gut, irgendwann stellt man dann dann fest, daß die Fahrleistungen irgendwie doch nicht so hoch sind wie man es erwarten würde, wäre derselbe Motor in 'nem PKW. Also muß er zumindest schnell aussehen. So finden dann 295/60R15 den Weg unter die Thekenartig ausladenden Verbreiterungen - der Wrangler im Schlafrock. Ach, das war ein Geländewagen? Na egal, jetzt ist er zumindest breit...


Der Cherokee: Wattierte Weste, Basecap und Harley-Shirt gehören vermutlich zur Serienausstattung. Sollte sich jemand in ganz normalen Klamotten darin finden - z.B. einem karierten Hemd - kann das eigentlich nur ein Architekt auf Baustellenvisite sein. Dann meistens auch mit der VM-Rappeldose unter der Haube, je nachdem wie das Büro läuft.


Der neue Cherokee (Liberty): Den gibt es für den privaten Handel eigentlich gar nicht, dieses exklusive Modell wird einzig für die wenigen Chrysler-Autohäuser in Handarbeit hergestellt. Ob er überhaupt einen Motor hat, ist auch ungewiß - auf der Straße hat man ihn noch nie gesehen. Der Liberty steht grundsätzlich im Ausstellungsraum, oder in Einzelfällen auch mal mit Nummernschild und Werbebeplankung auf dem Verkaufshof. Seit Monaten unbewegt an derselben Stelle. Vielleicht ist es tatsächlich 'ne Attrappe.


Der Samurai (Variante 1): Wird hier ausschließlich im Trachtenanzug gefahren. Es gibt ihn auch nur in einer Farbe: Dunkelgrün. Schweißwanne und Gewehrhalter gehören ebenso zur Serienausstattung wie der röhrende Hirsch auf der Reserveradabdeckung. Sonstiges Zubehör wäre purer Luxus und ist daher überflüssig. Eigentlich grüßen SJ-Fahrer, aber wenn man einem Grünen begegnet, kann man die Hand am Lenkrad lassen - man wird bestenfalls wie ein Ufo angestarrt; Die pure Verblüffung, daß die Kiste auch in anderen Farben als Grün hergestellt wurde. Dann ist man entweder Yuppie oder gehört zur zweiten Kategorie.


Der Samurai (Variante 2): Ein lustiger, kleiner Zweitwagen sollte es werden, und Geländewagen sind ja irgendwie in. Die letzten Bedenken (Airbag, ABS? Haha...) fallen, als Malte und Sören (die nachher hinten sitzen müssen, aber von der nahenden Folter wissen sie noch nichts...) kreischend den Seitenwand-füllenden Dschungelbuch-, Schlumpf-, oder Luftballon-Dekorsatz bewundern. Papa setzt sich beim Kauf durch, weil er schon immer 'nen "Jeep" fahren wollte. Nach spätestens einer Woche muß er den "Jeep" dann auch fahren, weil es weder Federung, Servolenkung noch Isofix-Befestigungen gibt. Einen Kofferraum auch nicht, als Einkaufswagen hat er sich damit disqualifiziert. Solche Leute grüßen übrigens wieder - aus Mitleid.


Der Jimny: Aus technischer Sicht ist Suzuki damit ja ein angemessener Nachfolger für den Samurai gelungen, nur hat man den Fehler gemacht, einen Designer von Lego Duplo mit ins Konstruktionsteam zu lassen. Deshalb ist der häufigste Kaufgrund auch nicht in seinen Qualitäten als Geländefahrzeug zu finden, sondern heißt schlicht "Der sieht halt so niedlich aus". Ein potentielles Trialfahrzeug im Gewand einer fahrbaren Frauen-Handtasche. Man stelle sich vor, die Hauptrolle in Rambo hätte nicht Sylvester Stallone, sondern Louis de Funès bekommen.


Der Vitara (Variante 1: Das Cabrio): Wenn ein Geländewagen das Prädikat "Eisdielenauto" verdient hat, dann dieser. Suzuki unterstützte das Image seinerzeit nach Kräften, indem schöne dicke 255er-Schlappen aufgezogen wurden. Daß sich der Kleine damit auf Regen und Schnee wie ein betrunkenes Kamel fährt, und im Gelände am Besten überhaupt nicht - tja, was soll's. Däfür beeindruckt man die GTI-Fraktion an der Tanke, solche Schlappen bekommt man zeitlebens nicht auf 'nen Polo. Außerdem sieht der Vitara damit so stämmig aus (und klingt auch so - ist mir ein Rätsel wie Suzuki es schafft, daß 1,6 Liter Hubraum nach mindestens zweien klingen), als könnte er beim Anfahren Löcher in den Asphalt reißen. Kann er natürlich nicht. Aber das können die Polos an der Tanke ja auch nicht...


Der Vitara (Variante 2: Der Fünftürer): Wenn Der Samurai, Variante 1 zu klein geworden ist, muß der lange Vitara herhalten. Nicht etwa, weil es keine Alternativen gäbe, sondern weil außer dem Suzuki-Händler niemand einen grünen Samurai mit röhrendem Hirsch ankauft. Und das Tolle ist: Die Abdeckplane paßt auch wieder an den Vitara. Nur leider gibt es ihn nicht in Dunkelgrün (dieses Manko hat Suzuki beim Grand Vitara wieder ausgebessert), aber dunkelgrau ist ja auch 'ne schöne Farbe, die wird nicht dreckig, die sieht immer so aus. Ausstattung gibt's natürlich immer noch keine. Und was Suzuki sich bei der Zweifarblackierung des V6 gedacht hat - das war ja fast schon Avantgarde.


Der X5: Das einzige Gelände das er je sehen wird ist der Bordstein an der Pflanzeninsel auf dem Marktkauf-Parkplatz. Und das eigentlich auch nur unfreiwillig, wenn das Gesträuch noch nicht hoch genug gewachsen ist, um die Park Distance Control auszulösen. Schwerwiegende Fragen schon beim Kauf sind nicht, welche Ausstattung man braucht, sondern mit welcher er sich am besten wiederverkaufen läßt. Und eine der wichigsten Fragen überhaupt: Welche Winterreifen taugen in 23 Zoll?


Der XC90: Ist zwar eigentlich kein Geländewagen, aber die Besitzer wollen ihn trotzdem als solchen Nutzen - daher auch der Ärger, daß man kein Untersetzungsgetriebe in der Aufpreisliste findet (wohl aber das Winkelgetriebe in der Ersatzteilliste...). Zur Bedienung des RTI empfiehlt sich ein abgeschlossenes Informatik-Studium, dann kann man sich eventuell auch den Weg nach Holland sparen, um die Serienmäßig verbaute aber nicht aktivierte Standheizung freizuschalten.


So, mehr fällt mir erstmal nicht ein. Und wie gesagt, das ist lediglich meine überzeichnete Wahrnehmung, Ähnlichkeiten zu anwesenden Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt...

Gruß

Derk


<img src="http://www.viermalvier.de/forum_php/images/graemlins/boing.gif" alt="" /> ...Stoppelhopser...