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Automobile: Deutsche Autofahrer müssen wegen Klimaschutz mehr zahlen
Die EU-Kommission will die Selbstverpflichtung der Fahrzeughersteller zur Senkung des Treibhausgas-Ausstoßes gesetzlich festschreiben. Sollte die geplante CO2-Obergrenze verpflichtend werden, dann führt dies zu Mehrkosten von 600 bis 800 Euro pro Fahrzeug.

Deutschlands Autofahrer müssen sich auf steigende Kosten einstellen, wenn die EU-Kommission heute vorschlägt, Europas Hersteller per Gesetz zu Kohlendioxid-Obergrenzen zu verpflichten. "Der aktive Klimaschutz wird zu einer Verteuerung des Autofahrens führen", sagt Professor Willi Diez, Leiter des Instituts für Automobilwirtschaft (IFA) an der Hochschule für Wirtschaft in Geislingen.

Konstruktive Maßnahmen an den Fahrzeugen, wie die Verwendung leichterer Stähle und Kunststoffe, zur Senkung des Kohlendioxid-Ausstoßes und zum Einsatz alternativer Kraftstoffe werden laut Diez zu Mehrkosten von 600 bis 800 Euro je Fahrzeug führen. Auch, so der Autoexperte, müsse bei alternativen Kraftstoffen mit zwei bis drei Cent höheren Preisen gerechnet werden, da diese aus Pflanzen gewonnenen Biokraftstoffe in der Herstellung teurer seien.

Die EU-Kommission will die vom Scheitern bedrohte Selbstverpflichtung der Autobauer zur Senkung des Treibhausgas-Ausstoßes bis 2012 gesetzlich festschreiben. Allerdings sollten die Hersteller den maximalen Ausstoß von im Durchschnitt 120 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer nicht allein über sparsamere Motoren erreichen müssen, hieß es. Beitragen könnten auch ein stärkerer Einsatz von Biokraftstoffen und neue Fahrzeugtechnik in anderen Bereichen. Die Autohersteller müssten damit den Durchschnittsausstoß der Neuwagen bis 2012 wohl nur auf 130 von derzeit 161 Gramm begrenzen. Fünf Gramm könnten über Biokraftstoffe erreicht werden, weitere fünf Gramm etwa über Gangschaltungen oder modernere Reifen. Der CO2-Ausstoß hängt direkt mit dem Verbrauch zusammen. Diez sprach sich für eine CO2-Besteuerung aus, da so der Anreiz geschaffen werde, den Ausstoß auch nach Erreichen der Obergrenzen weiter zu senken.

Mit ihren Plänen für gesetzliche Grenzwerte reagiert die Kommission auf das voraussichtliche Scheitern der Selbstverpflichtung der Hersteller, bis 2008 den CO2-Ausstoß auf 140 Gramm zu begrenzen. Bis 2012 hatten die Autobauer sich auf 120 Gramm verpflichtet.

Nach Auffassung von Diez würden durch die ursprünglich geplante Festlegung eines einheitlichen Grenzwerts für CO2-Emissionen vor allem die Produzenten von Premiumfahrzeugen getroffen. Die Oberklassehersteller Audi, BMW, Mercedes-Benz und Porsche liegen zum Teil deutlich über dem aktuellen Durchschnitt von 161 Gramm, während die Kleinwagenspezialisten aus Italien oder Frankreich bereits heute nahe am Wert von 140 Gramm pro Kilometer sind. Schon vor ein paar Tagen hatten die Vorstandsvorsitzenden der deutschen Automobilindustrie, Dieter Zetsche (DaimlerChrysler), Norbert Reithofer (BMW), Martin Winterkorn (Volkswagen), Bernhard Mattes (Ford) und Hans Demant (Opel), in einem Brief an die EU-Kommission, der der WELT vorliegt, vor "schwersten Verwerfungen in der Automobil- und Zulieferindustrie" für den Fall gewarnt, dass die Obergrenzen pauschal und nicht nach Segmenten gestaffelt eingeführt werden. Zudem kritisieren die Hersteller, dass sich die EU-Kommission nicht an ihre eigenen Zusagen hält. Denn als die Hersteller 1999 ihre Selbstverpflichtung eingingen, erklärte Brüssel: Die Kommission "erkennt die der Selbstverpflichtung zugrunde liegenden Annahmen an und wird, für den Fall, dass sich die Annahmen als nicht zutreffend erweisen, die Lage gemeinsam mit Acea (Europäischer Automobilverband) überprüfen und gegebenenfalls redlich eventuell erforderlichen Anpassungen der Selbstverpflichtung zustimmen". Nach Ansicht der Industrie sind Anpassungen durch den Trend der Verbraucher hin zu immer größeren und leistungsstärkeren Fahrzeugen sowie zusätzliche Auflagen für Umwelt und Sicherheit (Fußgängerschutz oder Seiten-Airbags, die das Gewicht und damit den Verbrauch erhöht haben) notwendig geworden.

Diez rechnet zudem damit, dass es im Falle gesetzlicher Vorgaben zu einer "starken Entwertung" der Altfahrzeuge kommen werde. Dies sei nach jedem Technologiesprung - wie etwa nach der Einführung des Katalysators, des Airbags oder auch des Partikelfilters - bisher so gewesen.


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(Weissagung der Cree-Indianer)