Mich erstaunt die Absage eigentlich nicht. Wenn sich ein Veranstalter nicht um seine zahlenden Kunden schert, sich bei Problemen während der Rallye demonstrativ abweisend zeigt und dafür andere, für die Problemlösung nicht beteiligte Orga-Leute in die Lücke springen lässt, die mangelhafte Catering-Qualität nicht erkennt, E-Mailanfragen zur Rallye als lästige Störefriede empfindet und sie zum Teil gar nicht erst beantwortet, Telefonanrufe nicht annimmt und aus Erfahrungen der Vorjahre nichts lernt sowie die Andersartigkeit der arabischen, bzw. tunesischen Mentalität nicht verstehen will - dann ist einerseits der potenzielle Kunde und der zahlende Teilnehmer frustriert und verärgert und anderseits der Erfolg von Folgeanlässen fraglich. Und das spricht sich in der Szene halt schnell herum. So ist die Absage die letzte Konsequenz einer anfänglich mit heren Zielen gut begonnenen Veranstaltung mit etlichen neuen Ideen, am Ende aber halt wegen primär fehlender Kommunikation und somit eines doch unprofessionellen Verhaltens.

Es ist nicht so, dass die bewährte Orga-Mannschaft noch am Ball ist - vielmehr haben etliche zur Erg Oriental gewechselt, und die neuen Orga-Leute stammen offenbar (so viel ich vernommen habe) von der Tuareg Rallye.

Es ist bedauerlich, dass eine langjährige Tradition so abrupt endet - aus unternehmerischer Sicht wahrscheinlich der richtige Entscheid, aus sportlicher Sicht hingegen ein absoluter Tiefschlag. Ob sich der Name El Chott künftig wird halten können und sich die Rallye aus dem Niedergang wieder erholen mag, egal wer der Veranstalter ist, mag ich bezweifeln - zu viel ist in der letzten Zeit kaputt gegangen ... und die Konkurrenz schläft nicht.

Ob der Veranstalter insolvent ist oder nicht, oder ob er lediglich die Reissleine zur Vermeidung eines Desasters gezogen hat, mag ich nicht zu beurteilen (@ sandmaster: es ist nie gut, voreilige und ungesicherte Schlüsse aus einem nicht bekannten Unternehmensentscheid heraus zu ziehen).

So ist zu hoffen, dass OFFROAD-PRO eine Reiseannullationsversicherung oder einen Sicherungsschein oder sonst eine finanzielle Absicherung hat, damit die bereits eingezahlten Teilnehmerzahlungen nicht futsch sind. Allen nicht zu wünschen wäre ein rechtliches Nachspiel - so weit darf es auch in dieser wirklich unseligen und enttäuschenden Situation nicht kommen.

Ich beurteile dies alles aus meiner persönlichen und selbst erlebten Sicht als ehemals in der Orga Beteiligter mit Blick hinter die Kulissen.

So viel zur El Chott, die jetzt auch für mich persönlich abgeschlossen ist. Deren Veranstalter hat aber, und darauf sei ausdrücklich hingewiesen, noch andere Pfeile im Köcher. Dabei sei als Beispiel nur der jeweils im Frühjahr veranstaltete Germany Rallye Trail erwähnt. Wenn also ein Unternehmer aus ihm als wesentlich erscheinenden Gründen entscheidet, einen Teil seines Gesamtangebotes an Leistungen nicht mehr zu erbringen, dafür aber in vielleicht ebenso populäre und gut organsisierte Veranstaltungen zu investieren, dann ist das sicher absolut ok und betriebswirtschaftlich sinnvoll.

Wenn es OFFROAD-PRO gelingt, aus gemachten Fehlern endlich zu lernen, dann dürfte ihm der erneute Weg nach oben - auch ohne El Chott - sicherlich nicht verbaut sein. So wünsche ich dem Veranstalter gleichwohl viel Glück und ein gutes Händchen für anzugehende Optimierungen.


Gruss, Roland