Zitat
Wisst Ihr was - ich bin müde. Ich habe keine Lust und Kraft mehr Leute dazu zu bringen sich mal vorzustellen sie selber kämen aus einem Kriesengebiet. Sich mal vorzustellen wie ihre Frau vor ihren Augen vergewaltigt wird, wie ihre Kinder vor ihren Augen verstümmelt werden.



Spontan stimme ich Dir zu! Nicht, weil ich glaube, Du hättest das Problem umfassend, logisch und souverän dargestellt - nein, eher im Gegenteil! Du drückst eine endscheidende Wahrheit aus: es gibt unveräußerliche Menschenrechte und kein Regime, kein "Sachzwang", keine "Realpolitik" hat das Recht, sie selektiv zu beachten oder zu mißachten! Und Unrecht wird nicht durch Caritas akzeptabel.
Die Barbarei braucht nicht unbedingt erst Panzer, Raketen oder chemische Waffen, um wirksam zu werden. Manchmal genügen schon Gesetze, die im Schatten der allgemeinen Gleichgültigkeit erlassen werden, sie vorzubereiten.
Nicht nur offner Krieg ist Krise. Krise ist auch dort, wo man - wie in vergangenen europäischen Hungerzeiten - weiß, daß wenn die Ernte nichts wird, man verhungern wird. Wer mal auf dem Höhepunkt einer Dürre-/Hungernot in den betroffenen Gebieten unterwegs war, dem werden alle satten Gewissheiten abhanden kommen. Und wer von den Ländern aus, in die wir gerne "4X4" reisen, mit einheimischen Augen nach Europa blickt, der wird plötzlich verstehen, was sich manche Menschen ganz einfach unter Eldorado vorstellen MÜSSEN! Da bleibt einem das pädagogische Wort von unserem schwierigen - oft auch harten - Leben, von der zunehmenden Unsicherheit auch unserer Zukunft, im Halse stecken.
Ich würde sie nie ermutigen, aber - ich habe große Achtung vor dem Mut derer, die in Wochen und Monaten nach Norden, nach Westen streben; alle Brücken hinter sich abgebrochen haben; sich hilflos von hinterhältigen Gaunern haben ausnehmen lassen, von der Polizei gnadenlos (z.B.bei Calais) gejagd werden und im Regen frierend mit ansehen müssen, wie man die Paletten, auf denen sie geschlafen haben, und die Kunststoffplanen, mit denen sie sich zugedeckt haben, verbrennt. Es gibt dort Menschen, die ihnen helfen, zu überleben, ihnen einmal am Tag zu essen geben. Vor dem Gesetz sind diese Helfer strafbar!

Stacheldraht und Mauern - weder äußere noch innere - werden uns das Problem Immigration nicht "vom Leibe" halten. Heute nicht und in naher Zukunft schon gar nicht. (Futterneid und Angst um eigene Besitzstände helfen nicht, machen eher blind.)
Auch die Radikalität unserer Wachstums-Gesellschaft wird keine kurzfristig wirksame Lösung finden. Wir müssen versuchen zu steuern, was wir nicht bremsen können. Italien, auch die USA und Spanien haben Wege dahin beschritten.