Es tut mir leid, wenn meine Frage nach Zusatzschlössern aus dem Ruder zu laufen droht. Das wollte ich natürlich nicht. Jetzt könnte ich Ozys Ausklinken zum Anlass nehmen, das auch zu tun, aber ich möchte doch noch etwas erklären: Ozys Bemerkung über "Furcht als größter Ratgeber" und Reisen hat mich doch getroffen - weil sie falsch ist.

Wir fühlen uns auf Reisen generell sicher, auch deshalb, weil wir fundamentale Sicherheitsvorkehrungen beherzigen. Nachts mit einer weithin sichtbaren, goldenen Rolex in den New Yorker Central Park zu gehen, ist nicht positiv denken, sondern dämlich. Deshalb schließen wir auch den Wagen ab und lassen keine Wertsachen sichtbar liegen. Eine Analyse dessen, was man über die Algerien-Entführungen 2003 weiß, zeigt aber, dass auch beste Vorkehrungen bei spezifischen Umständen nichts nützen. Damit müssen - und können - wir leben. Daheim am Zebrastreifen überfahren zu werden, ist wahrscheinlicher, als in der Sahara entführt zu werden. Trotzdem würde ich zur Zeit nicht unbedingt nach Darfur oder Afghanistan fahren.

Der Grund für meine Anfrage war aber weniger die Sicherheit auf Reisen. Ich habe nicht das Glück, ein Haus mit großem Grund zu besitzen, oder gar einer Halle, in der der Bremach trocken und sicher sein Schläfchen halten kann. Unser Wagen steht in der Stadt am Straßenrand, monatelang. Zwar kann ich nicht sagen, dass unsere STadt ein brandgefährliches Pflaster ist, im Gegenteil: man vergisst schon mal, die Tür abzusperren, und kommt eine Stunde später in eine Wohnung zurück, aus der nichts fehlt. Tatsache ist aber auch, dass mittlerweile beinahe wöchentlich auf Straßen und Plätzen, die man noch vor ein paar Jahren bedenkenlos auch nachts passiert hat, Gewalttaten und Vandalenakte passieren. Wenn früher bei einer Straftat fast immer schon vorher irgendeine Beziehung zwischen Täter und Opfer bestanden hat, werden jetzt immer mehr Leute und Sachwerte angegriffen, weil sie einfach da sind. Auch das Nachtreten auf den schon bewegungslos am Boden Liegenden zeigt eine neue Qualität der Aggression, genauso, wie es immer häufiger nicht mehr beim Abknicken der Stabantenne bleibt.

Nun könnte man natürlich sagen, dass ein sichtbar mit Vorhängeschlössern verriegelter Wagen erst recht eine Einladung für solche Täter darstellt, und das scheint auch stichhaltig zu sein: Wie oft hat man im Souf nur deshalb Steinewerfer animiert, weil man mit Sandblechen über den Seitenscheiben festungsgleich dahingerollt ist? Vielleicht ist ein nicht sofort sichtbares Schloss besser geeignet.

Ich wollte das nur sagen, damit Ihr nicht glaubt, ich wäre schon eine Opfer der zunehmenden Sicherheits-Paranoia. Aber - und das richte ich bewusst an Ozy - unter Umständen kann ein Urteil vorschnell sein, wenn es ohne Kenntnis der genauen Umstände einer Frage gefällt wird; ich hätte diese Umstände aber besser auch gleich bei der Frage mitgeteilt.

Liebe Grüße,
Marcus

Zuletzt bearbeitet von mhanke; 07/02/2008 09:34.

Und wieder ein Post mehr auf dem Zähler!