Die Jungfernreise unseres Gwenn, drei Wochen durch Rumänien, ist zu Ende; Zeit für ein kurzes Resümee:

Unfairerweise war das Wetter die ganzen drei Wochen lang mies: Kälte, Regen, zeitweise Nebel und Sturm, Schlamm. Unfair deshalb, weil mein Forumsfreund Wildwux und Familie, dessen Landy wir in Ungarn auf der Autobahn gekreuzt haben, die drei Wochen direkt zuvor fast nur Sonne und Temperaturen von über 40 Grad hatten. Kurze Statistik: Von 20 Tagen hatten nur zwei eine Tageshöchsttemperatur von über 20 Grad, nur einer hatte eine Frühtemperatur von über zehn Grad. Die durchschnittliche Morgentemperatur lag bei sechs Grad, einmal gar nur 2. An nur vier Tagen (24 Stunden) hat es überhaupt nicht geregnet, dafür, oh welches Glück, hat es aber auch keinen einzigen Tag (wieder 24 Stunden) durchgeregnet.Statt Markise und T-Shirts hieß es: Standheizung und Fleecepulli. Da letztere nur in einfacher Ausführung ("für Notfälle") eingepackt waren, könnt Ihr Euch denken, welcher Duft uns nach drei Wochen Fleecepulli umgeben hat ...

Trotzdem war es ein toller Urlaub, was wir zur Gänze unserem Gwenn und seiner inneren Gemütlichkeit verdanken. Wenn wir so wie früher, mit Nissan und Zelt, unterwegs gewesen wären, hätten wir definitiv nach einer Woche abgebrochen.

Das schlechte Wetter hatte aber auch andere Auswirkungen: Wir erkannten, dass die AT-Reifen unseres Bremach für Lehm und Schlamm denkbar ungeeignet waren, weil sie sich - trotz reduzierten Luftdrucks von ca. 2,3 bar - sofort und komplett zusetzten, und dann nur noch als Slicks dienten:

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Das war nicht nur unangenehm, sondern zuweil auch gefährlich: Einmal kam der Wagen bei einer Abfahrt über einen tief lehmigen Weg ins Rutschen, das Heck drängte nach vorn, trotz beider Sperren. Unten galt es aber, einen schmalen Übergang neben einem Teich zu erwischen. Das zweite Mal erwies sich ein fünf Kilometer langer Weg zwischen Äckern, der Abens zuvor noch sandig erschien, als tief lehmig-schlammig unter der dünnen Sandschicht. Nach einer Nacht mit starkem Dauerregen kamen wir nur mit Hängen und Würgen, sowie viel Angstschweiß wieder zurück, ein Ausrutscher in die Äcker mit ihrem bodenlosen Lehm wäre ein Problem gewesen, zumal es in dieser Region weit und breit keine Traktoren gibt.

Die Konsequenz war, dass wir bei der Auswahl unserer Routen entsprechend vorsichtig wurden, was zuweilen eine echte Belastung war: Der am Vorabend noch schöne, trockene Pfad in die Berge würde nach einer verregneten nacht zur Falle werden, also blieb man gleich herunten; der schöne Schlafplatz auf der anderen Seite des hamrlosen Baches blieb tabu, weil man nicht wusste, ob der Bach am nächsten Morgen immer noch harmlos war. Das schränkte unser Reiseerlebnis leider ein. Trotzdem haben wir tolle Plätze gefunden.

Ich betone aber, dass der Reifen ansonsten hervorragend ist: Bei Bachbettrouten, spitzen Steinen, trockenen Pisten, schlechtem Asphalt, Autobahn, Regen, nicht-lehmigem Matsch usw. blieb der Reifen gleichermaßen ruhig, spurtreu und sicher. Er ist ein echter Allrounder. Dennoch würde ich mir für einen Urlaub in Rumänien und Staaten mit ähnlichen infrastrukturellen Verhältnissen auf jeden Fall "echte", grobe MTs zulegen, alles andere wäre fahrlässig.

Eine weitere, noch wichtigere Erfahrung war, dass für uns kein Weg an einem guten Fahrtraining vorbei führt. Bremach-Fahren ist einfach komplett anders als alles, was wir bisher gemacht haben. Allein die veränderte Perspektive macht einen komplett anderen Eindruck. Wenn ich zum Beispiel eine Passage zu Fuß begehe, so befinden sich meine Augen beim Gehen in etwa in derselben Höhe wie im Fahrersitz meines Nissan; die Perspektive ändert sich nicht. Im Bremach sind die Augen aber mindestens einen halben Meter höher, und von da sieht alles ganz anders aus. Routen, die man beim Abgehen als einfach und unproblematisch gesehen hat, erscheinen plötzlich ungewiss, weil man die Unebenheiten und Auswaschungen jetzt nciht mehr so sieht wie vorher. Teilweise nimmt man sie gar nciht mehr wahr, und ist überrascht, wenn es plötzlich aus heiterem Himmel rumpelt. Andererseits lässt die viel stärkere Seitenneigung einfach Passagen viel dramatischer erscheinen. Ein Beispiel:

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Dieser steile Weg war ziemolich ausgewaschen, sah bei der Begehung aber nicht schlimm aus. Trotzdem entschied ich mich, nicht oben auf dem relativ ebenen Teil zu fahren, weil ich mir dachte, wenn das rechte Räderpaar dann in die Rinne abrutscht, und unten dann plötzlich abgebremst würde, wäre die Kippgefahr sehr groß. Also fuhr ich gleich in der Rinne, teilweise an der Wand entlang. Trotzdem entstand eine Schräglage, die bei mir, wie auch meiner Frau draußen veritable Panik auslöste. Die Fotos entstanden nachher, als ich schon aus der schlimmsten Schräglage draußen war, vor lauter Angst vergaß sie, auszulösen.

Ich davon überzeugt, dass diese Schräglage in keiner Weise bedrohlich war, und doch erschien sie so. Deshalb wäre ein spezielles Fahrtraining so wichtig, damit wir unsere Popometer neu kalibrieren können. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Passagen, die mich mit dem Nissan überhaupt nicht zögern lassen würden, mit dem Bremach solche Ängste auslösen.

Ähnliche Situation hier in diesem Video, als meine Frau ein teilweise abgerutschtes Bachbett querte:

http://www.youtube.com/watch?v=koRm4SUE2M0

Ich hatte in dem Moment echt Angst, die aber sicher nicht berechtigt war.

Ähnliches gilt für die für mich neue Erfahrung des Aufschaukelns: Bei der Fahrt durch leicht versetzte Querrinnen hat man das Gefühl, der Wagen würde rasant in eine immer stärker werdende Pendelbewegung verfallen, sodass man ganz schnell vom Gas geht. Auch hier wäre es notwendig, dieses Verhalten mal anhand einer standardisierten Passage unter fachkundiger Anleitung zu wiederholen, damit man mal wirklich weiß, was ist normal, und was ist wirklich bedenklich.

Diese Pendelbewegung sieht man auch bei der Passage hier:

http://www.youtube.com/watch?v=4O-Yd_QSgaQ

Der Krach zwischendurch ist übrigens der Unterfahrschutz, der hier seine erste Delle empfangen hat.

Ein gewisses Ärgernis stellte darüber hinaus die gnadenlos quietschende Blattdederung dar. Sollte Bremach tatsächlich einen taktischen Transporter für militärische Aufklärer entwickeln, so kann ich im Interesse der armen Schweine, die damit fahren sollen, nur appellieren, eine andere Federung zu verwenden. Denn einer unbemerkten Annäherung der "Aufklärer" steht das - wohl selbst bei Gefechtslärm meilenweit hörbare - Quietschen doch kompromittierend entgegen. Wenigstens sorgten wir im verregneten Alltag vieler rumänischer Dorfbewohner für etwas Erheiterung, wenn wir so fröhlich vor uns hinquietschend die Ortschaft passierten. Damit Ihr wisst, wovon ich spreche:

http://www.youtube.com/watch?v=PwmyA1JMwkM

Gibt es da keine Abhilfe? Kann man die Federblätter irgendwie schmieren? Oder gibt sich das mit der Zeit vielleicht? Oder ist das gar eine Eigenheit unseres Gwenn?

Ach ja, Dieselverbrauch lag bei den 4.500 Kilometern im Schnitt bei 13 Litern/100 Kilometern, voll beladen, bei täglicher Benutzung der Standheizung und viel Bergfahrten in kleinen Gängen. Damit kann man, glaube ich, ganz zufrieden sein.

Weitere Erfahrungen, die nicht unmittelbar mit dem Wagen zu tun haben:

Der Origo-Spirituskocher hat sich hervorragend bewährt. Die elektrische Glühzündung ist super, aber manchmal muss man zwei-dreimal den Drehknopf in Zündstellung drehen, bis der Draht tatsächlich zu glühen beginnt. Die Abdichtungen, die sich bei Nullstellung über die Trommeln mit dem Spiritus schieben, sind sehr effizient. Bei Nichtbenutzung dringt auch nicht der geringste Spiritusgeruch in die Nase. Allerdings hatten wir den Durst des Kochers mangels Erfahrung schlecht kalkuliert: Wir waren mit gut zweieinhalb Litern Brennspiritus für drei Wochen aufgebrochen, das war bei weitem zu knapp. Wir haben jeden Tag gekocht, zumeist auf beiden Flammen, und jeden Morgen Kaffee mit einem dreiviertel Liter Wasser zubereitet. Deshalb habe ich schon nach gut einer Woche begonnen, in Rumänien nach Spiritus zu fahnden; vergeblich. Man findet offenbar landauf, landab keinen Brennspiritus. Selbst nicht in den gigantischen Praktiker- und Baumax-Zentren, die man in Brasov und den meisten anderen größeren Städten findet; überall nur Kopfschütteln.

In einem Supermarkt fanden wir dann 90%igen Äthylalkohol. Da ich Dummkopf aber nicht sicher war, ob der Kocher auch damit funktioniert, habe ich nur einen Liter gekauft, der dann eben auch viel zu früh alle war. Schließlich machte ich es wie ein verzweifelter Alkoholiker, und begann, 70%igen medizinischen Alkohol zu konsumieren, den ich mit den noch vorhandenen Resten Brennspiritus streckte. Wir konnten damit kochen, aber die Effizienz des Kochers war deutlich reduziert: In weniger als 100 Metern Seehöhe benötigte der Kocher etwa fünf bis sechs Minuten, um den dreiviertel Liter Wasser mit Brennspiritus zum Kochen zu bringen. Mit dem Gemisch brauchte er auf 1000 Metern aber schon zwölf Minuten.

Die Lehre, die wir daraus zogen ist: Niemals mit weniger als fünf Litern Brennspiritus in einen dreiwöchigen urlaub zu fahren, und: sollten wir jemals mit Gwenn auf Weltreise gehen, würden wir auf jeden Fall einen Dieselkocher installieren, denn Diesel gibt es im Gegensatz zu Spiritus wirklich überall. Übrigens habe ich jetzt eine Brennerei aufgetan, die sehr guten Spirtus auch in 2,5- und 5 Liter-Gebinden verschickt.

Des weiteren haben wir unseren Wasserverbrauch völlig falsch eingeschätzt. Früher lebten wir aus Kanistern, da hatten wir den Überblick. Aber Wasserhahn und Spüle scheinen Garanten für Wasserverschwendung zu sein, zumindest war nach zehn Tagen von den 160 Litern nichts mehr übrig. Da auch noch die doofe Wassertankanzeige überhaupt nicht funktionierte, kam das überraschend, und wir konnten uns gar nciht vorstellen, so viel Wasser verbraucht zu haben, zumal es ja saukalt war und sich unsere Körperpflege ohnehin auf Katzenwäsche beschränkt hatte. Dann haben wir mal einen Tag ausschließlich aus einem Kanister gelebt, und kamen bei allergrößten Einsparungen auf neun Liter. So viel brauchten wir zum Kaffee (0,75l), Spaghettikochen (1l), Zähneputzen 1/2 Zahnputzbecher, Gesicht waschen (0,4l), Geschirr Waschen und Trinken, wobei wir aufgrund der Kälte jeder ohnehin nur wenig mehr als einen halben Liter tranken. Da waren unsere beiden Hunde schon weniger sparsam, sie trinken um die drei Liter am Tag. Also müssen wir für zwei Personen und zwei Hunde am Tag fünfzehn Liter Wasser rechnen, wenn wir nicht extrem sparen, aber auch nicht vergeuden.

Damit stellt sich die Frage nach der Existenzberechtigung unserer schönen Dusche, die wir deshalb auch nicht ausprobiert haben. Nun meine Frage an Euch (ich werde dann auch mal im Reiseforum danach fragen): Wie macht Ihr das mit dem Wasser im Urlaub? Fahrt Ihr aus diesem Grund einmal wöchentlich auf den Campingplatz? Dort kann man dann ja auch duschen, also wozu dann die Dusche im Auto? Gibt es die Möglichkeit, auch außerhalb des Campingplatzes an trinkbares Wasser zu kommen, außer dieses Flaschen- oder Kanisterweise im Supermarkt zu kaufen, was auch ganz schön teuer ist? (Eine Kassiererin in einem rumänischen Pennymarkt bekam auch große Augen, als sie unseren Einkaufswagen mit zwölf 6 Liter-Kanistern Wasser sah).

So überlegen wir schon, die offenbar ohnehin unnütze Dusche in einem zusätzlichen Stauraum zu verwandeln, mit Schuh- und Bücherregal.

So, das war's, sorry für die Überlänge!

Liebe Grüße,
Marcus




Und wieder ein Post mehr auf dem Zähler!