Wenn irgendwo von "Signalwirkung" die Rede, ist das Gängelband der Oberlehrer und deren Gefolge nicht mehr weit. Wir haben erlebt, daß versucht wurde, die Umweltzone im Ruhrgebiet PR-wirksam zu vermarkten. Ob irgendeine Technik etabliert wird oder werden soll ist prinzipiell für den Einzelnen vollkommen irrelevant, Solange Wahlfreiheit besteht, eine Neuerung zu Nutzen.

Für das Anschieben der technischen Evolution mögen auch monetäre Anreize dafür zu schaffen sein. Es ist auch nichts dagegen einzuwenden. Aber wie gesagt - nur solange Wahlfreiheit besteht. Bekanntermaßen hat jedes Ding eine beschränkte Nutzungsdauer und wird danach durch ein Effizienteres, Besseres ausgetasucht. Nur das bringt nicht genug Stimmung und reibt die Menschen nicht ausreichend gegeneinander auf. Man braucht Sündenböcke. Im speziellen Fall der Diesel und jene, die sie fahren (das genau ist so ein Beispiel: einst super umweltfreundlich und steuerlich begünstigt). Man braucht Propaganda - eine DUH kommt da wie gerufen.

Nun stellt man durch neue und feinere Meßmethoden Effekte fest, mit denen sich Geld verdienen lässt. Wenn dadurch weniger oder leichtere Partikel emittiert werden, fein - das ist aber nur Nebenprodukt. Es geht einfach darum, den Wirtschaftkreislauf zu beatmen. Das ist förderlich für den Absatz hier und den Verkauf dort. Dann wird weiter gemessen und Methoden entwickelt - aber nur eben soviel, bis der Altbestand gerade eben substituiert ist, dann folgen die nächsten Auflagen. Umweltschutz ist cool und medienwirksam, absolut im Mainstream, da darf einfach niemand was dagegen haben. Meinungsdiktat als psychologisches Signal.

Also wird gemessen, gezählt, gewogen, begutachtet, faktorisiert und Signale gesetzt was das Zeug hält, es werden mit mehr oder weniger feinsinnigem dramaturgischem Gespür Droh- und Gefährdungspotentiale mit den dazugehörigen Angst-, und Feindbilder aufgebauscht und kommuniziert, deren Grenze zur Hysterie schon fließend sind. So präzise wie gerade nötig, so schwammig wie möglich.
Wunderbar, denn Kritik oder solche subversiven Dinge wie Bürgerbeteiligung sind nicht wirklich erwünscht. Zu Schweigen von einem ganz schlichten "ich will das einfach nicht - Punkt". Wofür hat man denn schließlich all die Gutachten, Messungen, Zählungen und Auswertungen vorgenommen? Ein paar Penunzen oder zumindest das politische Kapital wollen wir damit schon einfahren. Wirtschaft und Politik sind Opportunisten. Über Geld wird nicht geredet, höchstens über die unabdingbaren Maßnahmen zum Schutze der Menschen. Auch da kann ja niemand was dagegen haben, die WAZ-Presse klebt den Dramarturgen eifrig an den Lippen und tut es den Unwissenden Volke kund.

Nicht nur das, all die neuen Erkenntnisse und der Herdentrieb, unbedingt den zackigen Kommandos aus Politik und Verwaltung Folge leisten zu wollen verstellt Gottseidank den Blick auf die Fehlentscheidungen der letzten Jahrzehnte. Klar, ich kenne keine Studien auswendig und habe auch noch keinen Feinstaubzählwerk kalibriert (der LANUV jedoch schon - der Manipulation ist Tür und Tor geöffnet. Soviel zur politischen Beeinflußbarkeit von Meßdaten), doch ist diese ganze bescheuerte Diskussion über die böse Dieseltechnik dazu geeignet, massive, grundsätzliche Fehlentscheidungen der Verkehrspolitik der letzten 35 Jahre zu vernebeln.

Beispiel: Wer kennt sie nicht, die vielen entzückenden Radwege hier an Rhein und Ruhr auf den Trassen ehemaliger Zechen-/Werksbahnen. Teilweis sogar recht neu. Gewiss, es macht Spaß darauf zu fahren. Wenn RainerD aus dem Fenster guckt sieht er sie genauso wie ich, zwischen all den Quellen und Senken des Verkehrs hier an der Ruhr. Nun sind all die Spacken aus den hiesigen Rathäusern über den vielen Kfz-Verkehr (und den bösen Feinstaub und den noch böseren Stickoxiden) am jammern, den sie benötigen um die Firmen am Kacken zu halten. Doch selbst in der "Metropole Ruhr" (ein Widerspruch in vieler Hinsicht)haben es weder die Verbände noch die Politik fertiggebracht, zukunftsweisende Konzepte für umweltfreundlichen Güter- u. Personenverkehr aufzeigen. Dabei gibt es z.B. die Uni DU-E mit einem entsprechenden Lehrstuhl dafür. Vor ´nem halben Jahr haben es einige wieder mal gemerkt, daß es Sinn machen könnte, die Bahn für den Gütertransport zu nutzen. Nur fehlen inzwischen viele Anschlußgleise, die aus Renditegründen zurückgebaut wurden. Unterstützung aus der Politik dürfte es kaum geben. Die wollen ja lieber Radwege bauen.

Stattdessen kann man sich endlich, eeendlich (!) wieder hinter einem Gesetz verstecken, dessen Grundlage sogar im fernen Brüssel geschaffen wurde. Man hatte also persönlich nichts damit zu tun kann seine Hände in einem Schüsselchen Unschuld waschen. Wichtig bei der Umsetzung der neudeutschen "Nano"gesetzgebung: der Erneuerungsdruck um diesen vielen nachträglich einschränkenden Gesetzen und bunten Plakettenfarben zu genügen liegt bei den privaten Haushalten/Verbrauchern. Die Industrie kann in irgendeiner Art und Weise (monetären) Nutzen daraus ziehen, ohne viel dafür tun zu müssen. Die verpflichtende, gesetzliche Einführung neuer technischer Standards bei der Abgasreinigung ist (mal wieder) der Kfz-Industrie einfach nicht zu zumuten oder nur in Teilbereichen möglich.

Einfacher sind da schon erzieherische Maßnahmen. Das ist wohl so, wenn eine Politik regiert, die nicht mehr anders kann, als am schwächsten Glied der Kette anzusetzen. Als Geschwür stets mit dabei eine widerwärtig geifernde DUH als Meinungsführer deren publizierte Gesinnung an Militanz kaum zu überbieten ist, ein Gebilde das sich in seinem Gebaren einer besonders unappetlichen Klientel als Propagandaagentur empfiehlt.




Zuletzt bearbeitet von Wird_neu; 22/04/2009 21:17.