Dass meine aus einem Impuls heraus geschriebenen Zeilen so freundliche aufgenommen wurden, freut und ehrt mich gleichermaßen. Allerdings sollten sie nicht in dem Sinn verstanden werden, dass die eine Lebensart nun besser ist als die unsere, "dekadente". Nein, ich bin mit unserer "Dekadenz" schon zufrieden: Sie gestattet mir den Individualismus, Freizügigkeit, liberale Grundfreiheiten, die Möglichkeit, mich selbst zu verwirklichen. Ich darf "asozial" sein, indem ich ein großes, stinkendes Auto fahre, ich darf "asozial" sein, indem ich Länder bereise, die abseits des Massentourismus und damit "gefährlich" sind, ich darf "asozial" sein, indem ich mir den Luxus eigener, nicht mengenkonformer Meinungen erlauben kann.

Aber ich muss mir dessen bewusst sein, welchen Preis ich dafür zu zahlen habe. Das wollte ich ausdrücken: wir kriegen unseren Freiraum nicht geschenkt, sondern der Preis ist schmerzlich hoch. Er besteht in dem Verlust jenes sozialen Netzwerks - nenne man es Familie, Sippe oder religiöse Gemeinschaft - , das uns in Krisen unterstützen und auffangen würde. Was darin selbstverständlich ist - Pflege, Solidarität, Sicherheit -, müssen wir extra als Dienstleistung bezahlen.

Daran sollte man denken, und deshalb nicht einfach über eine andere Gesellschaft urteilen, nur weil bestimmte "Kennziffern", wie Sauberkeit des Hausanstrichs, oder die Preisklasse des Autos davor, schlechter sind als bei uns.

Und nochmal zur Türkei: Es wird schon seinen Grund haben, wenn der Allradler, Longjohn und Soenke, alles reiseerfahrene Personen, nciht begeistert davon sind. Die Türkei ist riesig, da ist es nur logisch, dass es langweilige und spannendere Gegenden gibt. In Rumänien ist die Dobrudscha, zumindest der flache Teil, auch nicht so der Bringer. Deshalb werde ich auch selbst in die Türkei fahren, und zwar ganz bewusst in die Gegenden, die ich jetzt per Bus bereist habe, und nachschauen, ob mich der erste Eindruck getäuscht hat oder nicht.

Liebe Grüße,
Marcus


Und wieder ein Post mehr auf dem Zähler!