Salut Patrolier!

Dein Thema mit dem nächtlichen Besuch gibt mir Anlaß, ein kleines Erlebnis anzufügen, wie es manche hier vielleicht auch ähnlich erlebt haben:

Ich hielt seit einiger Zeit am Rande einer kleinen algerischen Oase, um Tee zu kochen. Blieb nicht lange allein. Einer der Halbwüchsigen zog einen völlig verängstigten, halb abgewürgten, Fennek an einem dicken, rauhen Strick hinter sich her. Es war hoher, greller Mittag - der Fennek ist ein nachtaktives Tier! Natürlich wollten sie mir das kleine Pelzknäuel - vertrauend auf den bei Europäern unweigerlich ausgelösten Schmuse-Appeal - verkaufen. Ich habe lange gezögert - nicht etwa, weil ich die absurde Idee hatte, ihn mitzunehmen - sondern, weil ich ihn einfach freikaufen wollte. (Ich wußte, die Horde ausgefuchst natürlicher Psychologen war sich über jeden meiner Gedanken längst im Klaren.)
Ich habe ihn also gekauft (nicht ohne deutlich zu sagen, daß ich ihn nicht für mich mitnehmen werde), ins Auto verfrachtet und bin dann etliche Kilometer in den Erg gefahren. Dort habe ich ihn vom Strick befreit, in den Sand gesetzt und gewartet. Er lief zögernd ein paar Meter, blieb stehen und drehte sich dann um. Als ihm klar wurde, daß jetzt kein heftiger Ruck am Strick mehr folgte, machte er einen senkrechten Luftsprung (erinnerte mich irgendwie an die Neffen von Donald Duck, wenn sie von einer plötzlichen Eingebung getroffen wurden) und verschwand blitzartig in den Dünen.

Heute wie damals, weiß ich, daß meine Aktion zweifelhaft war; vielleicht sogar kontraproduktiv: denn da der Verkauf ja geklappt hatte, werden die kleinen Gauner wieder auf nächtliche Fennek-Jagd gehen. Für mich ein weiteres unscheinbares Beispiel dafür, wie ambivalent die meisten unserer Handlungen in anderen Kulturen oft sind.

Wenn nicht dieser Blick zurück und der befreite Luftsprung gewesen wären - ich glaube, ich hätte noch länger fruchtlos gegrübelt. <img src="/forum_php/images/graemlins/graem-clown.gif" alt="" />

Gruß
Roger San