Die Rückreise
So langsam aber sicher mussten wir uns auf den Rückweg begeben.
Wenn wir uns an unsere geplanten 3 Wochen halten wollten (mit einer zusätzlichen Woche für eventuelle Pannen etc) war es an der Zeit, von unseren Freunden Abschied zu nehmen. Wir fuhren zurück nach E- Burg und Dima begleitete uns noch bis zur E 22 Richtung Perm. Als wir noch mal ausstiegen um uns zu verabschieden, hatten Dima und ich einen ziemlich großen Kloß im Hals. Irgendwann in der Jagdhütte fragte er mich nach meinem Taschenmesser. Ich zeigte es ihm und er fragte, ob wir tauschen wollen. Er hielt mir ein handgefertigtes Jagdmesser hin. Ich wusste garnicht was ich sagen sollte. Wer die Russen kennt, weiß um die Bedeutung, ein Messer mit jemandem zu tauschen... Er wird mich im Herbst besuchen. Ich freue mich schon jetzt darauf.
Wir kamen zügig voran. Wir wurden noch ein paar mal von der Polizei angehalten- ohne besondere Vorkommnisse. Am abend passierten wir Perm. Um bei Tageslicht an der Wolga zu sein, rechneten wir uns aus, dass wir die Nacht durchfahren. Zwischen Perm und Kasan, dass was jeder schon mal in Russland erlebt hat- Reifenpanne. Wir rollten auf eine Tankstelle, die ihren Namen nicht verdient hat. Aber wir hatten zumindest Licht für den Radwechsel. Der war, trotz der Kälte (- 30°C) ziemlich schnell gemacht. Problem- ich hatte zu wenig Luft auf dem Reservereifen. Also langsam Weiterfahren, Trucker suchen und finden, Luft aufpumpen. Weiterfahrt bis zum nächsten Hotel. Hinter Perm ist nicht mehr viel los mit Raststätten und Hotels. Wir fuhren gefühlte 3 Stunden, bis eins kam. Am nächsten Morgen ging es weiter bis zur nächsten Kleinstadt.
Dort fanden wir nach längerer Suche einen pfifigen Reifenhändler. Reifen hatte er keinen, sagte aber, wenn unsere Karkasse heil ist, kann er den Schnitt (ca 4 cm ) flicken.
Reifen abgezogen. und da fand ich den Übeltäter. Kein Nagel, keine Schraube. Nein, wie sich das für Russland gehört, haben wir uns eine reich verzierte Messerklinge in den Reifen gefahren( siehe Foto) Also flickte Kolja unseren Reifen und ich betete, dass er bis Kasan hält. Die Russen können Reifen flicken. Ich bin damit bis nach Hause gefahren.
Irgendwann hielten wir zum Essen und ich spürte, dass die Servopumpe nich richtig arbeitete. Beim Nachschauen wurde es sofort klar. Wir hatten den unteren Haltebolzen der Pumpe verloren.
Glück im Unglück- An dieser Raststelle war ein Ersatzteilladen. Denn so eine lange Schraube hatte ich nicht mit. Für ein paar Cent, Schraube gekauft und fix eingebaut.
Irgendwas geht immer in Russland. Dann fuhren wir weiter und sind am nächsten Morgen an Tschjeboksaruj vorbei und hatten zur Rechten das Ufer der gigantischen Wolga. In Worotujenez bogen wir Richtung Norden ab, denn wir wollten direkt am Wolgaufer stehen und auf die Wolga blicken. In Fokino trafen wir auf dass Ufer und trauten unseren Augen nicht. Die Wolga war befahrbar. Also fuhren wir auf die Wolga. Dieses Gefühl werde ich mein Leben lang nicht vergessen.
Wir fuhren kurzerhand ans andere Ufer und entdeckten dort ein Luftkissenbot. Am Hang standen ein paar kleine Häuser. Eins davon gehörte der Küstenwache. Ich fragte ob wir mit dem Boot fahren könnten. Und wir konnten. Jura, der "Busfahrer" knöpfte uns ein paar Rubel ab und los gings.
Anschließend wurden wir von der Küstenwache zur Banja und Übernachtung auf der Halbinsel eingeladen. Die Russen sind auch geschäftstüchtig. Da wir aber weiter wollten, lehnten wir dankend ab. Es ging weiter Richtung Nishni Novgorod. Hinter Nishni Novgorod hielten wir noch einmal in der uns schon bekannten Stadt Wiasniky. Dort hatten wir einer kleinen netten Aserbaidhanischen Frau versprochen auf dem Rückweg bei Ihr einzukehren um Schaschlik zu essen. Sie hat sich sichtlich gefreut uns wiederzusehen. Am späten Abend trafen wir in Moskau ein. Eigentlich wollten wir nur ein paar Fotos machen und weiterfahren. Aber wir konnten uns der Faszination dieser Stadt nicht enziehen und beschlossen, einen Tag zu bleiben. Ich rief den Freund einer Freundin an und er besorgte uns promt ein gutes preiswertes!! Hotel, nicht weit vom roten Platz. Wir machten unsere Nachtaufnahmen und fuhren ins Hotel. Argwöhnisch wurden wir von dem Portie begutachtet. Es kommen da nicht jeden Tag zwei Typen mit Militärboxen als Handgepäck rein. Ich beruhigte ihn indem ich ihm sagte, er müsse keine Angst haben. Sprengsatz und Zünder transportieren wir grundsätzlich getrennt. Deswegen auch zwei Koffer. Irgendwie konnte er nicht darüber lachen. Da es schon spät war und im Hotel schon alles zu, haben wir unsere kleine Verpflegungskiste aus dem Auto geholt und bei einem Wodka Brot, Speck und geräuchertes Elchfleisch von Dima, haben wir es uns gut gehen lassen. Klaus war überglücklich in einem Zimmer zu übernachten, das dem Westeurtopäischem Standard entsprach. Ich merkte- wir müssen nach Hause, Klaus hat Heimweh. Auch wenn ich am liebsten umgedreht wäre um in den Ural zurück zu fahren. Am nächsten Tag- roter Platz, Kaufhaus Gum und andere Sehenswürdigkeiten. Trotzdem war das Gefühl äusserst seltsam, wieder auf dem roten Platz zu stehen. Das letzte mal war ich in der ersten Klasse dort. Ich lies die Jahre im Zeitraffer durch meinen Kopf rauschen und kam zu dem Schluss- seitdem ist sehr viel passiert. Historisch, politisch, privat.
Ist schon Irre.
Am Nachmittag fuhren wir dann weiter Richtung Grenze und standen natürlich auch Stundenlang in Moskaus legendäre Staus.
Als wir Moskau hinter uns gelassen haben und ein Stück die M9 gefahren sind, bekamen wir Hunger und fuhren an den beeindruckensten Schaschlikgrill unserer gesamten Reise.
Es war eine Art Baustoffhandel. Ein riesiger eingezäunter Platz, auf dem es in mehr oder weniger kleinen Buden alles gab, was das russische Männerherz erfreut. Vom Ofen über Autoteile bis zu Baumaterialien und Jagdausrüstung konnte man dort alles kriegen. Ein paar solcher Märkte haben wir ja schon gesehen. Aber keinen mit diesen Ausmaßen. Wir gingen dem Duft der Schaschlick nach und trauten unseren Augen nicht. 17! Schaschlickbuden nebeneinander. und davor jeweils eine kleine Behausung zum Essen. Alle fein säuberlich nummeriert. Wir aßen am Stand 13 Der Schaschlick war gut. Spektakulär waren die eingelegten Tomaten und der eingelegte Knoblauch, den es dazu gab.
Das wars Leute. Wir sind dann bis auf kleinere Essenspausen die Route über Lettland, Litauen und Polen wieder zurück nach Deutschland. Jetzt sitzte ich hier, schreibe und würde am liebsten wieder losfahren. Keine Ahnung warum. Dima sagte, auch wenn Du zurückfährst. Ein Stück Deiner Seele ist hiergeblieben.....


Gruß Peter

Nissan Patrol- Fuel Metal Jacket