Mal ein Zwischenfazit nach 27.000km:

Die eingangs beschriebenen Ärgernisse bleiben- der erhoffte Gewöhnungseffekt tritt nicht ein. Einzig das Vertrauen in Mercedes und seine Werbeaussagen ist verschwunden.

Trotzdem habe ich mich bewusst gegen die Empfehlung eines Justitiars gewand, das Auto wegen Lockung mit falschen Versprechungen zurück zu geben. Richtig ist, dass der Wagen mittlerweile von dem, was in der Werbung als echter Geländewagen versprochen wird, meilenweit entfernt ist. Im täglichen flüssigen Fahrtenablauf (blöddeutsch "workflow" genannt) kann er nichts besser als ein Cayene, Touareg oder Rangerover (Sport). Allesamt SUVs mit Untersetzung. Einzig das Fahrverhalten des Gs auf schlechten Wegen ist angenehmer als bei den genannten SUVs, weil der Federweg immer erhalten bleibt (außer beim neuen Range, aber den empfinde ich derart misslungen, dass ich ihn ausblende). Erst wenn es richtig kritisch wird, kann der G seine Stärken ausspielen: schmale Spur und Karosse, Übersichtlichkeit, geringe Überhänge, gleichbleibende -wenn auch vergleichsweise geringe Bodenfreiheit, und vor allem die 3 Sperren. Wenn ich ganz ehrlich bin, treten diese Zustände mit zunehmendem Alter immer seltener auf. Aber ich gebe auch zu, dass ich dann über meine Entscheidung gegen die probegefahrenen "Alternativen" entschieden zu haben recht glücklich bin. Und genau so muss ich dem G seine Qualität zugestehen: Noch kein Auto war bei mir nach 27.000km derart knister- und klapperfrei. In diesem Zusammenhang: Der Probefahr-Range (noch das alte und echte RR-Modell) knisterte und schepperte schon beim Einsteigen und Türenschließen, und der VW nach 100km extrem schlechter Landstraße- zwar nicht so sehr, wie der indische Britte, aber trotzdem nervend. Der Porsche wirkte qualitativ ok, aber in ihm sah ich mich einfach nicht dauerhaft sitzen.
Zurück zum G: großen Spaß machen mir lange Fahrten, auch mit Geschwindigkeiten zwischen 160 und 180 km/h. Missachtung empfinde ich natürlich über den Verbrauch- er liegt immer bei 10 Litern + Hobbyzuschlag wink . Tatsächlich zeigt mir die Verbrauchsanzeige seit Beginn einen Schitt von 15,3 Litern. Die kommen sicherlich auch von schnellen Fahrten, aber auch und vor allem von Schleichfahrten im Wald. Nachdem es aber verpönt scheint, beim G über Trinkunsitten zu sprechen, möge dieser Exkurs einzig für interessierte G-Neulinge leserlich sein...
Warum ich mich damals nicht vom G ganz schnell wieder getrennt habe ist aber auch die Tastsache, dass er so ist, wie ich ihn mir immer vorgestellt habe: außen grün, innen cognac ( ok, hellbraun), Himmel dunkel, schönes Holz. Die Vorfreude war einfach zu groß, als dass ich gleich wieder loslassen wollte. Und heut, nach einem 3/4 Jahr, bin ich froh, ihn behalten zu haben, weil er mir einfach viel Spaß macht- wenn ich nicht gerade mit vibrierendem Bremspedal einen lehmigen Weg hinuntersause, ich vergesse das Parklicht vor der Waldfahrt einzuschalten und ich deshalb bei Wasserdurchfahrten einen Lichtkegel in der Bugwelle vor mir herschiebe, ich beim Rückwärtsrangieren in der dunklen Scheune aufgrund der dunklen Scheiben hinten automatisch die Türe aufmache, um besser sehen zu können, und das Auto ruckartig stehen bleibt (in dem Moment entwickle ich leichte Hassgefühle). Die in solchen Momenten aufkommenden Zweifel am Auto verfliegen doch recht schnell- einzig der Glaube an die verantwortlichen Mercedes-Ingenieure bleibt danach verschwunden. Aber in solchen Momenten erfreue ich mich um so mehr daran, meinen Defender nicht dem Markt angeboten zu haben. Dieser übernimmt gerade im Sommer (Softtop) immer wieder die Aufgaben, für die ich eigendlich einen echten Geläländewagen brauchte und mutiert somit unfreiwillig zum SUV-G-Schoner.

Sonstige Probleme hatte ich bisher wenige: von Anfang an begleitete mich beim Lastwechsel und bei Entlastung bei höheren Geschwindigkeiten ein Vibrieren aus dem Antrieb. Diesem Problem geht jetzt nach Werkstattwechsel ein extrem engagierter Sternenkoch nach. Wechsel und Verdrehen der Kardanwellen brachte nichts bzw nur leichte Verlagerungen, Wechsel zurück auf die originalen Räder verschob das Problem in höhere Geschwindigkeitsbereiche. In den nächsten Tagen sollen 2 Mechaniker aus Graz kommen, um sich mit dem Problem auseinander zu setzen. Auch der Umgang mit diesem Problem lässt mich die genannten Ärgernisse ein wenig vergessen. Ansonsten hat sich einmal die Verkleidung der Sensoren an der Frontscheibe gelöst- Problem wurde schnell mittels Kleber beseitigt. Comand war einmal ausgefallen- beim Vorführen in der Werkstatt lief wieder alles. Und ansonsten habe ich schlichtweg keinerlei Probleme. Alles funktioniert so, wie bestellt und gewünscht- selbst die Standheizung verrichtete immer zuverlässig ihren Dienst.

Ok- ich hätte mich auch kurz fassen können: Trotz der Fehler mag ich die Kiste! Und entgegen der Unkenrufe aus dem Freundeskreis fehlt mir die Möglichkeit, schnell fahren zu können, nicht im geringsten. Ich komme mittlerweile einfach lieber entspannt anstatt früher an.

Grüße, Franz