Das "Komplexitätsthema" hatten wir auch schon mehrfach: Die paar Sensoren mehr sind idR nicht das große Problem, das Zusammenspiel von notwendigen und "eben auch vorhandenen" Luxuskomponenten macht die Fehlersuche da und dort aufwendiger. Das im Konzern ungeliebte Kind Massif ist da ein heißer Kandidat für Kurzweil - die italienische Marketingabteilung hat geglaubt, die Spanier entwickeln (konnten die mangels Personal aber nicht mehr), und die italienischen Techniker hat nie jemand gefragt oder gar beauftragt - es könnte den Massif heute noch geben, wenn ein paar Iveco-Entwickler die Handvoll Schwachstellen gründlich und nicht nur kosmetisch beseitigt hätten.

Aber: ein nicht so ohne weiteres auffindbarer bzw. reproduzierbarer Fehler dank Kabelbruch kann dich in 1989er/1990er-Fahrzeugen leicht zum Wahnsinn treiben, und den findet der Dorfschmied auch nicht. Und: die GTZ hat in den 1990ern einmal im Jahr die Verteiler-ESP an den Hiluxen im Afrikaeinsatz getauscht.. nicht grundlos, und mit kaputter Pumpe stehst Du genauso 8und der dorschmied.. manche konnten viel, aber Verteiler-ESP sind nicht das allereinfachste Teil und benötigen Werkzeug, das nicht hinter jedem Busch "einfach so in der Kiste herumliegt".. da ist viel Tradition dahinter, Mechaniker gegen Elektriker.

Bei den "hinreichenden" OBD-Lesern ist auch Glück dabei - schön, wenn sich das Problem eingrenzen lässt, aber wenn einmal nicht? Noch ist die Industriemotor-Entwicklungslogik ein Garant, dass der F1C nicht softwareseitig totgerüstet wird, aber mir sagt die Gerüchteküche, dass das Update-Thema kommen wird und dann ist Qualität nicht mehr so wichtig..

(Erklärung für Nichtinsider: FPT hat die letzten Jahrzehnte für den Industriemotor in der Baumaschine oder Forstmaschine entwickelt, nach der Prämisse "einmal eingebaut sehen wir das Teil jahrelang nicht mehr", dh Auslieferungsforderung war ein sehr hoher Reifegrad, und dann haben die vor der nächsten Normenänderung nicht mehr reingegriffen. Aus "entwicklungsphilosophischen Gründen", aber seien wir nicht ungerecht, auch aus regulatorischen Erfordernissen kommen in der neuen Firma Iveco Industrial die Verfechter von "Softwareupdate in der laufenden Serie ist Alltag" an die Schalthebel.. kann zur Beseitigung von Fehlermeldungen hilfreich sein, weil zB ein Sensormodell doch etwas mehr Langzeitdrift hat als geplant, wird bei den ganzen OBD-Forderungen irgendwann unvermeidbar. Ich sorge mich aber, dass der bisherige "Sicherheitsabstand zum labortechnisch möglichen" verloren geht: Aus der Entwicklergemeinschaft Bosch/Daimler/Fiat haben die Italiener nie alle Optionen bis aufs letzte ausgereizt und damit eigentlich die robusteren Motoren gebaut - wäre schade, wenn das verloren geht.

Worst case sind für mich Beispiele etwa aus dem VW-Konzern, wo zB Seat nicht mehr mitdokumentiert, was Audi als Erstentwickler getan hat, die Softwareversionen auseinanderlaufen und dann kommt der Leon TDI mit DPF-Problemen, in den die versammelte Serviceorganisation in Österreich 28k EUR reinrepariert hat (nein, ich darf die Details nicht schreiben, wenn einer von Euch einen 180PS-TDI mit Dauerregeneration hat, finden wir einen Kommunikationskanal); daß das dem Kunden nicht verrechenbar ist, wussten sie schon, aber es gibt seither den Ukas, dass in bestimmten Problemfällen nicht zu reparieren, sondern sofort zu wandeln ist)

Grüsse
Peter