Das Thema Zuverlässigkeit scheint ja spannend zu sein. Da will ich mal meine und die Erfahrungen meines Sohnes beisteuern.
Meine ersten Erfahrungen mit "Light Trucks" (also Pick up und SUV) habe ich gesammelt, als ich bis 2000 über 10 Jahre im Management einer kanadischen Bergbaugesellschaft gearbeitet habe. Wir hatten in unseren Projekten weltweit mehrere 100 Light Trucks im Einsatz. Wie auch alle anderen Bergbaufirmen haben wir wo immer verfügbar Toyota Landcruiser und für "light duty" Hilux eingesetzt. Sie waren und, nach Aussage meiner ehemaligen Kollegen, sind mit Abstand am wenigsten problematisch. Versuche mit Mercedes G und Land Rover haben wir ganz schnell abgebrochen, da die zu anfällig (LR) und/oder zu schwierig zu reparieren (G) waren. In unseren nordamerikanischen Betrieben haben wir US Pick Ups und SUV eingesetzt.
Die typischen Schadensbilder waren bei allen Fahrzeugen ähnlich, nur daß bei den Toyotas die Häufigkeit drastisch geringer war. Kapitale Schäden wie Rahmenbrüche oder Achsbrüche kamen, außer bei Unfällen, nicht vor. Dei Rahmendiskussion finde ich spannend, kann sie aber nicht mit Schäden (außer Rost) verbinden. Nicht überraschenderweise gab es stark erhöhten Verschleiß und Schäden bei den Fahrwerkskomponenten wie Federlager, Spurstangen, allen Gelenken an Federung und Lenkung und natürlich Stoßdämpfern. Bei den US Fahrzeugen mit ihren schweren Motoren waren besonders die Komponenten im Vorderachsbereich anfällig. Genau bei diesen Komponenten gibt es erhebliche Unterschiede zu den 1/2 ton Pick Ups, die hier deutlich weniger stabil gebaut sind und deshalb für den heavy duty Einsatz (Bergbau, Holzwirtschaft) kaum eingesetzt werden. Die Starrachsfahrzeuge sind da weniger anfällig, als die anderen. Probleme hatten wir auch gelegentlich mit den US Automatikgetrieben, hier haben allerdings alle Hersteller im Zuge des Kampfes um das höchste Drehmoment und die höchste Anhängelast kräftig aufgerüstet. Die größten Probleme insbesondere bei den US Fahrzeugen gab es mit "Kleinigkeiten" wie abgerüttelten Kontakten, durchgescheuerten Kabeln, gebrochene Batterieträgern, gebrochenen Anlasser- oder Lichtmaschinenhalterungen etc. Ärgerlich und vermeidbar. Bei den Toyotas gab es das kaum.
In jüngster Zeit beruht meine Erfahrung auf Fernreisen mit meinem Transit und dem Nissan Titan und den Erfahrungen meines Sohnes mit Pick ups bei der Waldbrandbekämpfung in British Columbia.
Im typischen Fernreiseeinsatz (in den letzten 4 Jahren etwa 150.000km, davon etw 30.000km Piste) ist das Fahrzeug mindestens bis zum zul.Ges.Gew. beladen und bewegt sich überwiegend auf mehr oder weniger guten Straßen. Ich fahre ziemlich schonend, wenn es "rustikal" wird. Bisher hatte ich an meinem Transit (derzeit etwa 80.000km) lediglich 2 Stoßdämpfer und einen ABS Sensor zu ersetzen, am Titan (derzeit etwa 170.000km) ein Steuerteil der Klimaautomatik.
Bei schonender Fahrweise sind also light duty Fahrzeuge durchaus zuverlässig. Das deckt sich auch mit den Aussagen anderer Fernreisender, die wir unterwegs getroffen haben, jedenfalls solange die Fahrzeuge noch nicht über 200.000 km hatten oder Euro 4-6 Diesel.
Mein Sohn ist Student in British Columbia und arbeitet die letzen 4 Sommer als Feuerwehrmann bei der Waldbrandbekämpfung. Die nutzen one ton Pick ups (Ram, GM, Ford), die mit dem Material gnadenlos überladen werden und im Busch bei der Brandbekämpfung rücksichtslos eingesetzt werden. Seine Erfahrungen bestätigen die Schadensbilder, die ich oben geschildert habe. Auch er hat noch nie von Achs- oder Rahmenbruch gehört. Allerdings scheinen die Fahrzeuge insbesondere auch bei den Getrieben deutlich zuverlässiger geworden sein. Es sind, wenn auch deutlich seltener, aber immer noch die Oben geschilderten ärgerlichen Kleinigkeiten, die zu Werkstattaufenthalten führen. Besonders die GM scheinen da Schwächen zu haben. Neu dazu gekommen sind Schäden an den Abgasreinigungsanlagen, da sie aus Sicherheitsgründen Diesel fahren.
Gruß Stefan