Lexer,

Ich denke da muß zwischen 2 Dingen unterschieden werden:

A: Defekte/Probleme im Altagsbetrieb an jenen spezifischen IVECO Daily(4x2) Komponentnen, die Du bereits aus den Erfahrungen mit den von Dir genannten Firmenfahrzeugen kennst. Wobei anzumerken wäre, daß Reisefahrzeuge üblicherweise "sanfter" (= Lebensdauer verlängernder) von ihren Besitzern behandlet werden als Firmenautos von ihren Benützern.

B: Defekte/Probleme als Folge von Langstreckenreisen = spezielle Anforderungen

Ich hatte unlängst die Chance einen Daily4x4 (http://petra-und-udo-unterwegs.blogspot.co.at/) nach (Km-Stand 105.000) seiner 1 Jährigen Amerikadurchquerung (sowie vorher bei Km-Stand 33.000) zu servicen (und während der Reise zu betreuen).
Anm.: Das ist nicht der erste und einzige Daily4x4 den ich betreue,aber der mit den bisher meisten Km ohne regelmäßige Kontrolle auf einem sehr interessanten Lang-Streckenmix und unter einigen besonderen klimatischen Bedingungen.

Grundsätzlich sind etliche vom SCAM (seit über 10 Jahren) bekannte Schwachpunkte mitübernommen worden, einige mußten (wie mir nach Rücksprache mit SCAM scheint) von SCAM im Auftrag von IVECO noch „verschlimmbessert“ werden.

Größte (und für mich somit überraschende) konzeptionelle Problemzonen (kurz gefaßt):

Verteilergetriebelagerung (Verschleiß der Silentlager ab 30tsd Km) + hohe Öltemp. im VG bei hohen Dauergeschwindigkeiten = Drehzahlen mit in Folge rascher Ölalterung + Ölaustritt an der VG-Entlüftung
Ich plädiere für eine deutliche Reduktion der Serviceintervalle Insgesamt und am VG im Besonderen (80tsd Km unter normalen und 40tsd Km unter „erschwerten Bedingungen“ sind einfach viel zu lange) und (zumindest ich plane) die Verwendung einer anderen Getriebeölspezifikation.

Spurstangeköpfe laufen innerhalb der Felgen mit wenig Abstand zur Felge = Zerstörung der Manschetten durch Schlamm (oder was auch immer). Die Gelenke sind schweineteuer (430 Euro pro Stk.) und auch zeitaufwendig zu tauschen (= Spureinstellen dauert 1-2 Std.) und die Manschetten gibt es bei IVECO auch nicht einzeln, daher wäre es angeraten diese Teile öfters zu prüfen.

Gelenkköpfe der Lenkschubstange etwas knapp dimensioniert = Verschleiß, sind aber mit 80 bzw. 100 Euro billiger als die der Spurstange.

Beim Motor haben wir einiges Neues über die Daily4x4 DPF (software) Eigenheiten bei längerem Einsatz über 3000 m Seehöhe gelernt.

Die Bremsanlage ist nicht soo schlecht (= verschleißfreudig) wie behauptet wird, sofern man der HA mehr Bremswirkung verleiht und die Bremse so benützt wie man das als Lkw-Fahrer lernt.

Die umfangreiche (Komfort?)Elektrik benötigt viele Kabel, die z.T. (im Motorraum und am Rahmen) ab Werk nicht immer so verlegt ist, daß sie Schlechtwegestrecken langfristig ohne Scheuerstellen übersteht. Da besteht also Nachbesserungs- bzw. Kontrollbedarf, am Besten vor einer Langstreckenreise.

Gut für Werkstätten, schlecht für den Besitzer: Etliche Daily4x4 Teile sind sehr teuer, und auch zeitaufwendig (= Arbeitskosten) zu servicen/ersetzen.
Es gibt allerdings für viele der teuren Teile kostengünstere Alternativen, man muß die nur (noch alle) finden.

Und (was mir zum x-ten Male auffällt): Etliches an Mehrkosten verursachen kfz-techn. kontraproduktive Aufbau(er)lösungen, die in Folge Service/Reparaturarbeiten erheblich erschweren (= verteuern)



Zu den genannten Daily4x4 Seiten tuckstruck.net und goingbush.com:
An sich decken sich die dort aufgetretenen Defekte/Beobachtungen mit denen von mir bisher registrierten. Allerdings sind einige der dort auftretenden Probleme auch eine Folge der in Australien scheinbar vorherrschenden „Fahrphilosophie“ und klimatischen Bedingungen, und sind somit nicht unbedingt 1:1 auf europäische User und deren Fahrphilosophie (auch wenn Sie jetzt in Afrika, Asien, Amerika, Australien unterwegs sind) umzusetzen.

Und: Viele techn. Lösungen aus „Down under“ sind an sich nett, aber im Falle des Daily4x4 z.T einfacher und kostengünstiger zu lösen als in den beiden Seiten vorgeschlagen/beschreiben/gemacht.