Im Beitrag von Chris hatte ich ja die Maximalprobleme eines F350-Eigners in meiner Nachbarschaft angesprochen, hier nun etwas mehr Details:
Ich selber wußte nichts von den Problemen, da der Besitzer schwer erkrankt war. Ich dachte halt, er ist körperlich nicht in der Lage zu fahren.
Fahrzeug ist ein 2006 F350 SuperDuty mit dem 6,0 Powerstroke Diesel, als genau das gleiche Fz wie meiner, sogar in der selben Farbe smile
Die Probleme begannen vor 2 Jahren, der Motor sprang kalt nur sehr schlecht an, warm lief er völlig unbeirrt.
Um die Problematik zu verstehen, muß man prinzipiell wissen wie das HEUI-Einspritzsystem funktioniert. Prinzipiell wird der Druck um die Injektoren "zu bedienen" ölhydraulisch hergestellt. Sobald der Basisöldruck ansteht ,(also der Motor-Öldruck wie wir ihn alle aus unseren Fahrzeugen kennen) kann die HPOP (High Pressure Oil Pump) diesen Öldruck aufbauen, ohne diesen Öldruck (min. 500psi) spritzen die Injektoren nicht ein. Ebenso muß die Startdrehzahl durch den Starter min. 100Umdr/min. betragen sonst passiert ebenfalls nix. Jeder Injektor besitzt vereinfacht beschrieben 2 Spulen, 1 zum öffnen, 1 zum schließen. Angesteuert werden diese 8 Injektoren vom FICM (Fuel Injection Control Modul). Der Öldruck auf der Hochdruckseite zur Einspritzung wird gemessen am ICP-Sensor (Injection Control Pressure Sensor) vorne an der rechten Zylinderbank. Geregelt wird der Öldruck am IPR-Valve (Injection Pressure Regulator Valve). An all diesen Stellen kann sowohl auf hydraulischer, als auch auf elektrischer Seite was nicht stimmen.
Ein Problem an o.g. Stellen reicht und die Fuhre steht, bzw. macht Probleme.
Das Problem in D ist, daß es nur sehr wenige Werkstätten gibt, die die passende software zum Auslesen der Fehler und zum "selfcheck" der einzelnen Baugruppen haben. Keine Fordwerkstatt in D kann diese Fz auslesen! Ohne diese Software ist alles ein stochern im Nebel.
Die Werkstätten die das Auto versucht haben zu reparieren, haben ALLE völlig unsystematisch Teile getauscht, dazu wurde der halbe Motor zerlegt, was mir angesichts der "Fachwerkstätten" ehrlich gesagt Sorgen bereitet. Was allerdings gesagt werden muß: der Besitzer ist nicht gerade pfleglich mit dem Ford umgegangen, Ölwechsel kannte er nicht, und das bei einem HEUI-System wo das Öl doch so eine wichtige Rolle spielt! Letztendlich hat alles nichts gebracht und so hat er mich gefragt ob ich danach sehen könnte. Ich fand in der Ölwanne mehr Teer als Öl vor.
Da der Motor nur sehr langsam den Basisöldruck aufbaute, habe ich den Ölfilter entnommen um zu sehen ob die Ölpumpe überhaupt fördert.

https://www.youtube.com/watch?v=4P5-RhvWK6Y

An den getauschten Baugruppen am Motor konnte ich keinen Defekt feststellen. Ich habe dann meine Diagnosesoftware angeschlossen und bemerkt, daß was mit dem Steuergerät für die Dieseleinspritzung nicht stimmt.

https://www.youtube.com/watch?v=3HFB_f3spcE

Der Wert für das FICM muß bei min. 46,5V liegen (im Video ab 1:20 der mittlere obere Wert fällt ab auf 40V beim Startversuch)

Daraufhin habe ich eine Platine erneuert im Diesel-Steuergerät (FICM)

[Linked Image von up.picr.de]

[Linked Image von up.picr.de]

Das Hauptproblem bei dem Ding war, daß es nicht ganz kaputt war und Diesel eingespritzt wurde, nur zur falschen Zeit. Das sieht man ja am Ende vom zweiten Video. Das festzustellen ist ohne Software unmöglich.
Die Steuergeräte werden durch zu niedrige Spannung beim Startvorgang "getötet". Beim Kaltstart glüht der Motor während dem Anlaßvorgang und noch kurze Zeit danach ja weiter vor. Dadurch sinkt die Bordspannung bei nicht einwandfreien Batterien und das FICM "stirbt". Die große Problematik bei so einem FICM das nicht ganz kaputt ist ist folgende: wird damit weiter gefahren werden damit irgendwann die Injektoren zerstört, genauer gesagt der "Elektronikteil" mit den beiden Spulen die ich weiter oben erwähnt hatte.
Wenn wir jetzt nen Strich unter die ganze Problematik machen heißt das:
alle 3 Jahre neue Batterien und alle 5000KM einen Ölwechsel mit einem API-CJ (!!!)-Öl (ist bei uns nicht ganz so einfach zu bekommen) und der Karren läuft.

https://www.youtube.com/watch?v=mVQOAYn1p_U

Nach weiteren Ölwechseln war der Teer aus der Ölpumpe gespült und der Motor springt nun an wie am ersten Tag. Wohlgemerkt mit einem Austausch der beiden Starterbatterien und einer Platine im FICM.
Alle anderen vorherigen Arbeiten (daß die mehr als teuer waren brauche ich wohl nicht zu erwähnen) waren überflüssig.

Von der Motormechanik her passiert an den Dingern nix, die sind echt robust und werden in USA aufs übelste mißbraucht. Sehr oft sieht man die mit Sattelaufliegern und über 7Tonnen Anhängelast drauf! Man muß halt die Kleinigkeiten beachten.
Kommende Woche mache ich TÜV drauf und der Besitzer kann nach leidlichen 2 Jahren wieder seinen SuperDuty fahren.


wir schaffen das?