Moin,

lauter nette Leute auf dem Bild. Man bemerke den kleinen Mann in der Mitte der gerade mal so in den Motorraum schauen kann. Ein 78 Jahre alter Ungar der uns echt den Tag gerettet hat. Hätten wir ungarisch und/oder er was anderes als ungarisch gesprochen, wären wir zwei Stunden vorher fertig gewesen. Das wird eine lange Geschichte, holt euch also noch einen Kaffee oder ein Bier.

Ich bin Mittwochs nach Wien gefahren und habe mich mit Hannes (@hannes110) getroffen. (Hallo Hannes!) Auf dem Weg ist mir schonmal der Lichtschalter abgeraucht.

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Hannes hat via STEC einen neuen Schalter nach Ungarn mitbringen lassen. Geiler Service. Am Donnerstag morgen steige ich den Wagen ein, er startet und alles ist gut. Zum Flughafen waren es keine 10 Minuten. Dort habe ich Frau und Kinder eingesammelt und dann ging es los. Noch auf der Autobahn in Ö lese ich, dass die Autobahn in HU Maut kostet. Das Navi wollte Autobahn, anders wäre kürzer gewesen. Also an der nächsten Tanke raus und angemeldet. In Ungarn geht das alles elektronisch und per Kamera. Beim starten an der Tanke dann schon unwilliges Anspringen, ging aber wieder. An der Grenze dann ein erstes Rucken und der Motor ist aus.

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Nun muss man wissen, bei der Ãœberholung hat die Kraftstoffleitung mal Luft gezogen. Dadurch hat sich viel Dreck gelöst. Ich habe bis Wien zwei Filter zu gefahren. Ich dachte also, dass der Filter voll ist, Allerdings hatte ich im Hotel erst einen neuen eingesetzt. Der Filter war auch nicht voll. Nach zwei bis drei Minuten an der Grenze sprang er dann wieder an. Okay, Tidenhub, Mondstrahlen, egal, weiter fahren. Es stürmte wie sau, die Autobahn ging schnurgerade durchs Nichts. Ich war mehr oder weniger der einzige Wagen auf der Strasse. Der Motor schnurrte bei gleicher Drehzahl vor sich hin. Dann kam unsere Abfahrt, Schiebebetrieb, Zündaussetzer, Leistungsverlust, Fehlzündung. Ein bisschen mit den Gas gespielt und den Motor auf Drehzahl gehalten und es ging weiter. Nach ca. 20km dann das erste Mal ein voller Stop. Nix geht mehr. Der Filter war zwar nicht wirklich dreckig, aber ich wechsele ihn. Trotzdem springt der Wagen nicht an. Am Filter sehe ich, dass Benzin gefördert wird. Irgendwann kommt er dann doch und es steigen alle wieder ein und fahren ca. 300m weiter. Motor wieder aus. Diesmal stehen wir in einem Feldweg. Die Sache riecht eindeutig nach Zündung. Das Spiel kannte ich von verschlissenen Zündkontakten schon. Ich hatte aber den Wagen deshalb aber auf einen Hallgeber umgerüstet.

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Im Feldweg dann wieder Deckel auf, Verteilerkappe runter, starten. Finger dreht sich. Kappe wieder drauf. Zündkerze von der 2 rausgeschraubt und an Masse gehalten. Zündung, funkt. Mist. Dann also doch Vergaser. Arno war noch unterwegs und konnte aus der Ferne auch nicht helfen. Mittlerweile haben viele G‘s angehalten und Hilfe angeboten. Tolle Community! Heiko (bist Du auch hier?) meinte dann irgendwann, wir rufen Daniel Wiesel an. Daniel kommt und schleppt uns knappe 45km mit dem Seil zum Treffen.

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Kaum stand der G, schon waren viele Leute drum herum wollten helfen. Arno war mittlerweile auch da. Ich berichtete was ich alles schon ausprobiert hatte. Da ich die Zündung ausschliessen konnte dachten wir die Nadel vom Vergaser sei vielleicht zu. Der Filter könnte Dreck durchgelassen haben. Wir bauen also in Halbdunkel und auf der Wiese die Schwimmerkammer im eingebauten Zustand vom Vergaser ab.

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Ja, da ist Dreck drinnen. Ab war die Kammer schnell, aber drauf hat echt lange und einige Bier gedauert. Dicht war sie dann auch nicht mehr und gestartet ist er trotzdem nicht. Pause, Abendessen, Bier, Party.

Daniel Wiesel meinte Achim Unger sei auf dem Treffen und der könnte solche Motoren noch im Schlaf auseinandernehmen und wieder zusammenbauen. Er könne zur Not auch die Düse ausblasen. Es war also kein Misstrauen in die Fähigkeiten der Crew vom Abend, aber wir hatten alle nicht das Equipment dabei. Mein Werkzeugkoffer hat nur das Nötigste. Ich spreche Achim an und er versprach am nächsten morgen nach dem Wagen zu schauen.

In der Tat, Achim kam mit Frau Beate und kniete sich voll rein. Die ganze Anamnese des Vortages habe ich vorgetragen. Wir haben erstmal alles mögliche in Sachen Benzinzufuhr getestet. Natürlich haben wir auch mal die Verteilerkappe runter gemacht die Zündkerzen ausgebaut. Kappe runter, dreht sich, Finger abgezogen. Hallgeber angeguckt. Unterdruckdose getestet und so weiter. Achim bekam den Finger nicht gleich mit drücken und drehen wieder drauf. Also habe das übernommen. (Fehler!) Zwischendurch immer wieder Startversuche, teils mit heftigen Fehlzündungen, aber meistens ohne einen Mucks. Da der Vergaser eh leicht von der Aktion am Vortag tropfte haben wir dann den Vergaser runter genommen und zerlegt. Alles sauber gemacht, und mit so einem blauen Zeugs wieder abgedichtet. Aber nachdem auch das nicht zum Ziel führte machte sich leichte Ratlosigkeit breit. Achim Unger meinte immer wieder, dass es eigentlich nicht am Vergaser liegen kann. Also nochmal die Kappe runter. Achim dreht den Finger und kann ihn um 180 Grad drehen. Das soll so nicht sein. Diagnose, Verteiler im Eimer. Mittlerweile ist der voran angesprochene Ungar mit am Auto. Er kam aus dem Ort und wollte eigentlich Autos schauen. Jedenfalls erklärte er uns mit Händen und Füssen die ganze Zeit etwas von der Ölpumpe. Da die ja nix mit dem Anspringen zu tun haben kann, haben wir den Einwand höflich ignoriert. Wir bauen also den kompletten Verteiler aus, inkl. der Welle bis runter. Ausgebaut lässt sich der Verteiler aber nicht drehen. Den Motor haben wir vorher auf OT gestellt. Wir bauen den Verteiler wieder ein, der Ungar wettert wieder wegen der Ölpumpe. Also lassen wir ihn die Welle selbst einsetzen. Auf der Stosstange stehend fummelt er die mit viel Gefühl auch rein. Verteiler drauf, wir hatten markiert wohin der Finger zeigen soll, Kappe drauf, Zündung. Und siehe da, es geht. Aber nur kurz. Kappe wieder runter, der Finger lässt sich schon wieder um 180 Grad drehen. Beate telefoniert schon herum um einen neuen Verteiler zu organisieren. Wir bauen den Verteiler wieder aus, wieder bis runter zur Welle. Ich bekomme die beiden Teile in die Hand und der Ungar und Achim schauen sich die Zahnräder in dem Loch an. Während die beiden den Kopf über dem Motor haben spiele ich mit dem Verteiler und der Welle und stelle fest, dass die Nut nicht mittig ist. Beim genauen Betrachten fällt mir auf, dass an den Kanten minimal Material fehlt. Kurzum, der Fehler ist gefunden. Der Verteiler war um 180 Grad verdreht auf der Welle. Gut angezogen und leicht verhakt hat es 1000km gehalten. Dann war das Material soweit ab, dass der Verteilerfinger sich mit geschlossener Kappe eben nicht mehr gedreht hat. Dummerweise haben wir diesmal den Motor vorher nicht auf OT gedreht. Wir holen das nach und setzen alles wieder richtig ein. Nun wird auch klar was unser ungarischer Kollege meinte. Der Verteiler sitzt nun gute 1,5cm tiefer in dem Rohr. Er meinte er wäre nicht weit genug unten und die Ölpumpe wird nicht angetrieben. Er hat also gesehen, dass der Verteiler zu weit heraus steht. Reife Leistung!

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(Hier ist er noch falsch eingebaut.)

Nachdem wir also alles zusammen hatten, sprang der Wagen an, lief aber wie Sau. Wir hatten also das „falsche“ OT erwischt. Da wir aber nun alle Müde waren, wurden kurzerhand die Zündkabel von 4 auf 1 und 3 auf 2 gesteckt. Der Zündzeitpunkt wurde nach Gehör und mit Feuerzeug auf dem Ventildeckel eingestellt. Geile Sache! Motor läuft. Da ist dann auch das Bild entstanden. Der G von Achim hat die ganze Zeit meine Batterie geladen, die war nämlich dank der vielen Versuche nahe vor dem Exodus.


Soweit so gut. Arno war die ganze Zeit im Hintergrund und hatte ein schlechtes Gewissen. Musste er aber nicht haben, denn er hat den Motor auch nicht wieder zusammengebaut sondern sein Motorenbauer und der Fehler war nun wirklich nicht offensichtlich. Von daher wäre jeder Vorwurf fehl am Platz. Alle haben ihr Möglichstes getan damit der Wagen wieder lief.

Wir sind leider noch nicht am Ende der Geschichte. Nachdem der Wagen also wieder lief haben wir erst ein Bier getrunken und sind dann eine Runde auf der Offroad Bahn gefahren. Anschliessend gab es Abendessen und wir haben den „Sieg“ sehr korrekt begossen.

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Am Samstag morgen fahren wir zu McD. Toilette, Frühstück. Das sind ca. 500 bis 700m. Dort angekommen macht der Wagen wieder Anstalten aus zu gehen. Ich nehme an, dass die Zündung einfach nicht sauber eingestellt ist und suche eine Werkstatt mit einem Messgerät. Gibt leider keine. Es kommt mir auch diesmal anders vor als beim letzten Mal. Sobald der Wagen warm wird, ruckelt er, nimmt schlecht Gas an. Etc … Viele Augen schauen nochmal drüber und wir sind recht sicher, dass es ein Problem mit falsch gezogener Luft ist. Auf der Wiese ohne richtiges Werkzeug, ohne passenden Dichtungen und mit den vielen Fehlzündungen. Ein Problem und gerade keine Lösung. Da wir aber noch eine Woche bleiben, bin ich entspannt und denke ich finde am Montag eine schon eine passende Werkstatt.

An diesem Samstag kommen ganz viele Leute aus dem Dorf wie auch Touristen auf den Platz. Das Treffen wurde in den lokalen Medien beworben. Auch dabei ist Dieter Swoboda mit einem 450 SLC 5.0 im Rallye Trim. Ein offener netter Typ aus Deutschland, vor 15 Jahren nach Ungarn ausgewandert.

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Neben ein paar anderen Geschäften betreibt er unter anderem eine kleine Werkstatt die vornehmlich alte Mercedes restauriert. Er hört sich den Wagen an und ist sofort sicher, dass sowohl die Krümmerdichtung als auch die Dichtung vom Vergaser auf die Ansaugbrücke im Eimer sind. Ist ja nicht unwahrscheinlich, denn bei den vielen Fehlzündungen hat es hier und da sehr ordentlich auch vorne gerummst. Der Vergaser war auch komplett runter, also kann es sein, dass die Dichtung einfach nicht mehr dicht geworden ist. Wir vereinbaren uns Montag zu treffen. Er holt mich im Hotel ab und wir fahren zur Werkstatt. Einem alten Hangar mitten in einem Park. Früher mal eine Raketenbasis der Sowjets. Dort steht auf einem Gestell ein alter Ponton, der gerade zum Sandstrahlen geht. Auf dem Hof ein /8, ein 123er, der besagte C107. In der Halle ein 78er Range Rover, schon fast wieder komplett zusammengebaut. Ich lasse den G dort und begebe mich wieder an den Pool.

Dieter gibt mir täglich kurze Sachstandsmeldungen per Messenger. Die Auslassdichtung ist durchgeblasen und das Abgas strömt so direkt in den Ansaugkanal. Der Krümmer hat ausserdem einen Riss. Der Vergaser leckt an der Schwimmerkammer, der Deckel der Beschleunigerpumpe ist nicht mehr dicht und die Dichtung zwischen Vergaser und Ansaugbrücke ist auch hin. Der Krümmer wird behandelt und geschweisst. Für den Vergaser gibt es einen Dichtungsssatz, aber die Dichtung zwischen Vergaser und Ansaugbrücke gibt es nicht auf die Schnelle. In Ungarn macht man sowas dann eben selbst.

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Anschliessend wird der Wagen eingestellt und am Samstag kann ich wieder haben. Am Montag geht es damit ohne weitere Zwischenfälle und in einem Rutsch die 1008km nach hause. Den Lichtschalter habe ich nicht eingebaut, aber meine Frau hat mit ein paar Drähte gebogen, bevor sie mit den Kindern in Wien wieder in den Flieger gestiegen ist. Damit ging es auch prima.

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Da soll doch noch mal einer Sagen das wäre kein Abenteuer! Ich hatte Spass und habe viele tolle Leute kennengelernt. Ich freue mich schon 2018 die Leute wieder zu sehen. Vielleicht mal ohne Pannen … das wäre ja was.

Gruß
Markus


280GE W46021217025824 (kurz offen), BJ83
230G W46021017001336 (kurz offen), BJ79
230G W46021017002951 (kurz offen, Wolfkarosse, steht zum Verkauf), BJ80
300GD W46033317024212 (lang), BJ82
m-ga.de