Hallo zusammen,

auch wenn wir uns in den letzten Monaten nicht mehr gemeldet haben (sorry!), waren wir nicht untätig und können heute aus Kanada vermelden: "Das Werk ist vollbracht!"
(Ich kann allerdings nur sagen, dass ein Ausbau von 0 auf 100 in 6 Monaten echt sportlich ist. Wir haben von Dezember bis Februar geplant und ab März angefangen auszubauen und trotzdem meistens von 8:00 bis 22:00 am Iveco geschraubt. Im Rückblick hätte ich gerne noch mehr vorab geplant, denn manche Fummeleien wären uns dann wohl erspart geblieben. Trotz 3D CAD war vieles Millimeterarbeit und passte irgendwie doch so gerade nicht wie geplant).

Um nicht ganz den Spannungsbogen des Ausbauberichts vorwegzunehmen, gibt's erst mal die groben Eckdaten. Ich hoffe dann in den nächsten Tagen & Wochen noch ein bisschen Zeit zu haben, um mal das ein oder andere zu den Details zu schreiben.

Jetzt aber zum eigentlichen Thema:

Unser Bruno ist vor 3 Tagen in Halifax mit leichter Verspätung an Land gegangen und in bester Verfassung. Die Ãœberfahrt mit Seabridge lief absolut problemlos und auch der kanadische Zoll war bei uns sehr entspannt. Lebensmittel? Waffen? - Nein! - und schon gibt's den Stempel.

Witziges Detail am Rande: Wir haben vergessen vorab einen Mietwagen zu buchen und kamen in den zweifelhaften Luxus einen überteuerten Jeep Wrangler mit 7 Meilen Tachostand für 2 Tage zu übernehmen. Rein von den technischen Daten sollte er unserem Bruno ja überlegen sein, aber mein Fazit nach den 2 Tagen ist eher Finger weg! Das Lenkradspiel (Neuwagen!) war absurd groß und bei Seitenwind ist das Ding instabiler als der fast doppelt so hohe Iveco! (Gut, ein bisschen mehr PS hatte er schon, Sitzheizung und Klimaanlage sind auch nicht schlecht, aber tauschen möchte ich nicht).

Hier die beiden am Terminal in Halifax:
[Linked Image von up.picr.de]
[Linked Image von up.picr.de]

Aus Halifax sind wir dann recht schnell weiter, da wir uns in ein paar Tagen mit meinen Schwiegereltern in Montreal treffen. Die ersten 800km in Kanada gingen dann von Halifax über Moncton, den Highway 108 durchs Niemandsland nach Grand Falls (oder Grand-Sault wie die Einheimschen sagen, denn hier ist Französisch an der Tagesordnung) und jetzt bis kurz vor Quebec.

Erster Schreckmoment war eine Tankstelle direkt vor dem Highway 108, als Bruno nach dem Tanken auf einmal nicht mehr anspringen wollte. Nachdem ich im Kopf schon den Stromlaufplan vom Schalter bis zum Anlasser durchgegangen bin und mir ausgemalt habe, wie ich wohl einen neuen Anlasser bis nach Kanada bekomme, hat Kerstin in nach ein paar mal ein- und auskuppeln dann doch wieder anbekommen und er brummt wieder fröhlich wie ein Bär. Den Highway 108 durchs nichts haben wir uns dann doch getraut, frei nach der Devise "Abwürgen ist unser Ende". Mit kühlem Kopf ist die wahrscheinlichste Diagnose aber wohl, dass der Motor oder der Anlasser in einer extrem ungünstigen Lage stand, und einfach nicht drehen wollte. So plötzlich, wie der Fehler da war, war er auch wieder weg und seitdem springt er wieder wie gehabt schon beim Angucken des Startknopfs an. Kabel und Anschlüsse sehen jedenfalls alle gut aus.

Jetzt aber noch ein paar Eckdaten zu unserem Ausbau:

- Fertiges Reisegewicht (inklusive Ersatzreifen, Gepäck und ca 50kg Werkzeug):
3240kg + 70l Sprit + 2 Fahrer + Frischwasser (max 60l), also Summa summarum voll beladen eta 3520kg!

- Fest verbaute Duschwanne ist dem engen Zeitplan zum Opfer gefallen und gegen ein Hundeplanschbecken ersetzt worden

- Aufbaubatterien sind geschrumpft auf 60Ah @ 24V Winston LiFeYPo4 Batterien

- Solaranlage ist auf 400W peak geschrumpft, dafür wurden flexible PTFE Marine-Panels verbaut (ich behaupte, dass Sie auch bei Wolken und schräg stehender Sonne noch gute Arbeit machen - bei Wolken ca 35W, bei schräger Sonne (spät abends) noch ca 70W) - und wiegen nur 1,5kg pro 100W

- Wechselrichter für Kühlschrank ist von 300W auf 1200W gewachsen, um den nötigen Anlaufstrom liefern zu können (dafür kann er auch so gerade unsere Siebträger-Kaffeemaschine betreiben) - ich dachte, ich könnte beim Kühlschrank sparen, in dem ich einen Bomann Haushaltskühlschrank für 100€ verbaue, statt einem 24V Camping-Kühlschrank für 800€

- Elektrisches Kochen wurde gestrichen und durch einen Origo Spirituskocher ersetzt (heizt viel besser als erwartet, nur Spiritus in Kanada zu finden ist erstaunlich schwierig)

- Als Standheizung ist eine Planar 2D mit 2kW verbaut und wird aus dem Zusatztank versorgt - 2kW ist schon fast zu viel für den gut isolierten Iveco. Bei 0°C nachts und 2 Personen im Innenraum ists am nächsten morgen 25°C im Auto, obwohl die Planar schon auf der kleinsten Stufe und Temperatursteuerung läuft.

Lasst mich wissen, wenn ihr bestimmte Details vom Ausbau genauer wissen wollt, ansonsten werde ich die nächsten Tage frei Schnauze verschiedene Bereiche beleuchten und auch diverse Fotos nachliefern ;-)

Original geschrieben von Ozymandias
Und unter 3.5 bei den Wünschen, forget it, spielt aber bei ner PanAm auch keine Rolle weil GG nur für Europa interessant ist, Drüben interessiert das Keinen.

Geht! :-) Aber bezüglich der PanAm und Gewicht hast du Recht. Gegenüber dem, was die Leute hier als "RVs" an Schwergewichten durch die Gegend ziehen, ist unser Bruno ein Winzling.