Hallo Splaetz
Ich kann Euch nur ermuntern, kritisch und gründlich zu analysieren, was Ihr denn mit dem Fahrzeug überhaupt anstellen wollt und was Eure Komfortansprüche sind. Wir haben hier einen Leitfaden und wichtige Entscheidungen entwickelt, die Euch hoffentlich darin unterstützen.

Ich habe selbst einen Bremach T-Rex mit einem Ormocar-Aufbau. Die Fahrzeugeckhöhe ist bei 2.74m, also containerfähig. Gesamtgewicht um 3.5 t.

Die Wohnbox ist aussen 2.00 m breit hat eine Innenhöhe von 1.65m und ein Klappdach. Einen Pullover kann zieht man sich auch bei geschlossenem Dach ohne Verrenkungen über den Kopf (ich bin 1.82m) gross. Der Aufbau ist für 3+ Saison-Camping ausgelegt, durchgehend Einfachverglasung. Richtiges Wintercamping machen wir nie (z.B. Skiferien oder Skandinavien zwischen Dezember und März), tiefe Nachttemperaturen sind trotzdem kein Problem (siehe unten) Das Klappdach ist ohne festen Zeltstoff und nur nur mit ein Moskitonetz ausgestattet. Wir haben eine Aussen- statt eine Innenküche — dadurch stehen wir eigentlich nie im Auto „herum“. Bei ganz schlechtem Wetter kochen wir drinnen auf dem Brennspritkocher etwas Einfaches. Ach, und wir führen auch noch zwei ausgewachsene Fahrräder im Innenraum mit.
Wir waren damit ingesamt knapp 3 Jahre unterwegs und haben um die 1000 Nächte in dem Aufbau verbracht. Tropische Gebiete (Australien, Bolivien, Brasilien, Ecuador, Kolumbien), Wüsten (Australien, Argentinien, Chile, Marokko, Tunesien), Regenwochen (Österreich, Argentinien, Chile), Sturm (Chile), Höhen bis 5000 m (Bolivien, Argentinien, Chile, Peru, Kolumbien) und Nachttemperaturen bis -20°C (Peru).
Wir würden das Fahrzeug nochmals praktisch identisch konzipieren — aber die meisten hier im Forum möchten ihr Auto nicht gegen meines tauschen. Aber so sind eben die Ansprüche an Komfort, Laderaum und Einsatzgebiete unterschiedlich.

Auf der Basis dieser Erfahrungen rate ich Euch aber Folgendes: Ersetze unbedingt den Metallkasten durch einen Glasfaser-Sandwich-Aufbau. Du wirst Dich später verfluchen, dass Du es nicht getan hast! Du wirst die Metallkiste nie vernünftig isolieren können, das haben andere auch schon versucht. Metall ist halt nun mal ein sehr guter Wärmeleiter, und damit wirst Du viele Kälte- resp. Wärmebrücken nie los. Im Winter hast Du dann Kondenswasser und kalte Oberflächen, die zu einem unbehaglichen Raumklima führen. Du wirst unter Energieaufwand die Temperatur anheben, was die Behaglichkeit aber auch nicht steigert (jetzt ist es zu warm und zu trocken). Im Sommer heizt sich die Kiste auf, dass Dir die Lebensmittel verderben und die Kühlbox die Batterie leersaugt. Kommt hinzu, dass Du durch die vorgegebene Struktur des Metalllaufbaus plus die notwendige Isolation im Innendesign stark eingeschränkt bist oder wirst.

Ich bin handwerklich nicht ungeschickt und habe bei den ganzen Ausbau- und Bastelarbeiten an dem Bremach viel dazugelernt und ausprobiert.
Würde ich es mir zutrauen, meinen Aufbau selbst zu konstruieren? — Ja, das habe ich gemacht; es war eine Ãœbung in CAD und mit verschiedenen Massstab-Modellen in Holz und Karton.
Würde ich es mir zutrauen, meinen Aufbau aus Sandwichplatten selbst zu bauen? — Ja.
Wenn ich eine geeignete Scheune hätte, würde ich den Aufbau selbst machen? — Klares nein. Ich habe in der Ormocar-Werkstatt und dann vor allem an meinem eigenen Aufbau gesehen, welche 100 Kniffe diese Leute beherrschen, welche erprobten Detaillösungen sie anwenden und wie gut und vor allem robust der Ergebnis herauskam. Das Auto hat in Australien sehr viel einstecken müssen. Telegraph Track in der ganzen Länge, Gibb River Road, viele andere Tracks, hunderte Kilometer Wellblechpisten teilweise fast am Stück. Die Schäden? — Ein lecker Wasserkühler, gerissener Halter zu Hydraulikölbehäler, ausgeschlagene Silentblöcke der Blattfedern; leckende Wellendichtringe am Verteilergetriebe, ausgeschlagene Türscharniere am Aufbau, knarzende Türzylinder. Das war es im Wesentlichen. Du siehst, der Aufbau ist äusserst robust, das hätte ich so nicht hingekriegt.

Finanziell macht Bauen-Lassen sicher einen erheblichen Unterschied. Ich finde eine Ormocar-Leerkabine trotzdem die beste Investition. Wir haben an anderen Ecken und Enden weggelassen, nicht zuletzt auch aus Gewichtsgründen. Aber für mich als ehemaligen Fahrradreisenden war das auch ein Reiz und nicht eine Not. Es war nie mein Ziel, ein fahrendes Replikat meiner Wohnung mit dem gleichen Komfort zu haben. Less is more, und clevere Lösungen sparen viel Geld. Ich würde z.B. nie 3000 EUR für das Zelt zum Klappdach ausgeben, weil ich gar kein solches Zelt brauche.

Bauen lassen hat aber vor allem einen Nachteil: die Hersteller haben lange Wartezeiten :-(.

Besten Gruss
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oliver

Zuletzt bearbeitet von Dámedos; 23/12/2021 22:41.