Die Lösung ist ziemlich gewöhnlich, ja fast popelig. Sorry!
Bei Kunst am Bau muß es nicht unbedingt um die Ausschmückung einer Hausfassade oder die künstlerische Akzentuierung eines Gebäudes gehen.
In diesem Rätsel haben wir es mit etwas speziellem und doch sehr profanen und mittlerweile häufigen Phenomen zu tun.
Kreiselkunst, das ist die Lösung, genauer: Kunst am Straßenbauwerk Kreisverkehr.
Hier also ein besonders greusliches Beispiel. Zu finden an der Departement-Straße D 589 zwischen Le Puy en Velay und dem kleinen Ort Bains. Am Schnittpunkt mit der D 906.
Die exakten Geo-Koordinaten lauten: 45.010184,3.804462
Foto 47: Kreisbogen und Bestie im Kreisverkehr
Wenige Kilometer südlich führt der Jakobsweg (meist identisch mit dem Fernwanderweg GR 65) die Pilger auf der ersten Etappe des ‚Via Podeniensis‘ in Richtung Santiago de Compostela.
Bei Google Maps (einfach o.g. Koordinaten ins Google-Maps-Eingabefeld einfügen) finden sich Fotos von diesem Kreisverkehr und in der integrierten Streetview-Ansicht kann man das Ding sogar umfahren – also im Sinn von drumherumfahren natürlich
Die Bestien-Skulptur steht im Inneren des umlaufenden Straßenkreises. Im Zentrum des Innenrondells wird es von einem künstlerisch-dekorativen Element in Gestalt eines großen Holzbogens mit Schnitzereien überragt, welcher auf massiven, eckigen Betonsockeln steht.
Solche formaggressiven, scharfkantigen Bauelemente sind nach Meinung der EU sehr problematisch. Es könnte ja ein Fahrzeug mit dem Kreisel-Kunst-Bauwerk kollidieren und dabei womöglich sogar ein Mensch oder mehrere verletzt oder getötet werden. Und das geht überhaupt nicht, denn die EU will die Verkehrstoten ja völlig abschaffen – bis zum Jahr 2050.
„Eine EU-Verordnung empfiehlt den Abbau von Kunstwerken in Kreisverkehren für mehr Verkehrssicherheit. In Baden-Württemberg wurde jetzt das erste Kunstwerk abgebaut.“
„Die EU-Verordnung 2008/96/EG trägt den Titel "Sicherheitsmanagement für die Straßenverkehrsinfrastruktur". Sie dient einem verkehrspolitischen Ziel, das im "Weißbuch Verkehr" der Europäischen Union festgehalten wurde: Bis zum Jahr 2050 soll die Anzahl der Verkehrstoten auf Europas Straßen null betragen. "Vision Zero" nennt die EU das hehre Ziel. Um es zu erreichen, zählt die Verordnung bei den potenziellen Abhilfemaßnahmen auch die "Beseitigung von neben der Straße befindlichen feststehenden Hindernissen" auf.“
„Die Zahl null bei den Verkehrstoten soll erreicht werden. Dabei sei das individuelle Verhalten von Autofahrern nicht zu berücksichtigen. Im Klartext: Auch wenn der unverantwortlichste Raser alkoholisiert in einen Kreisel fährt, zählt allein die Frage, ob er beim Aufprall auf das darauf stehende Kunstwerk sterben könnte.“
(Quelle für obige Zitate:
http://www.rp-online.de/region-dues...en/eu-gegen-kreisverkehr-kunst-1.2910807 )
Wenn man das ernstnimmt, (aber wer tut das schon außer den Schwaben
) dann müssen eigentlich auch alle Laternen, Ampelmasten, Verkehrsschilder und jede Menge Straßenbäume umgehauen werden. Auch daran kann man sich schließlich den Hals brechen.
Wie notwendig diese EU-Verordnung ist, stellt unser Beispiel in Frankreich deutlich unter Beweis.
Da hat die örtliche Bestie doch wohl eindeutig einen unvorsichtigen Moped-Fahrer gerissen. Der Helm war anscheinend ein bißchchen hart, so daß ein Stück Zahn abgebrochen ist...
Foto 48: böhser Zahn
Vielleicht ist aber auch ein Hoher EU-Kommissar auf seinem Pilgergang nach Lourdes zwecks Heilung seiner Euro-Schwindsucht zufällig dran vorbeigekommen, und hat dem bösen Tier kurzentschlossen den spitzen Zahn gekappt. Mit der Beißzange. Wieder eine scharfkantige Gefahrenstelle entschärft, zumindest teilweise...
Noch ein Wort abseits der tödlichen Gefahren der Kreiselkunst:
Kunst am/im Kreisverkehr gibt es eigentlich erst seit den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, in der Schweiz wohl auch schon etwas länger. Wenn man jedoch die großen europäischen Metropolen betrachtet, wird man feststellen, daß schon viele Jahrzehnte, ja Jahrhunderte früher die Schnittpunkte großer Verkehrsachsen mit kunstvollen Bauwerken, Brunnen oder Säulen geschmückt wurden, um welche der sich später entwickelnde Masseverkehr dann zwangsweise im Kreis vorbeifliessen mußte. Beispiele: der „Arc de Triomphe“ auf dem Place Charles de Gaule in Paris oder die „Gold-Else“ auf dem Großen Stern in Berlin.
Heute hingegen tun sich auch kleine Gemeinden als kunst- und experimentierfreudig hervor. Je unbedeutender das Örtchen, desto pompöser und abstruser werden die Kreisverkehrs-Kunstbauten am Ortseingang und am Ortsausgang. Diesen Eindruck habe ich manchmal.
Generell sind Kreisverkehre ja an vielen Stellen sinnvoll. Immer häufiger werden aber auch dort welche installiert, wenn nur ein Feldweg vom Acker kreuzt. Da müssen wohl Förderprogramme (der EU ?
) ausgeschöpft werden.
Und endgültig zum ärgerlichen Verkehrshindernis werden die Dinger für mich dann, wenn sie zusätzlich mit massiven Tempobrechern (teilweise mehrfach hintereinander und sogar noch hinter (!) dem Kreisverkehr nach erfolgter Ausfahrt) kombiniert werden. Wie es in bestimmten Regionen von Spanien oder Frankreich systematisch vorkommt - alle paar hundert Meter. Da wird flüssiges Fahren völlig unmöglich. Zum
mfG
Rainer
P.S. Hmm, das erste Rätsel hier seit längerer Zeit, welches nicht gelöst wurde. Kollektives Versagen der Schwarm-Intelligenz. Schämt Euch
Mal sehen, vielleicht kommt noch ne Zusatzfrage von mir. Zweite Chance...