Also das mit der „Reviewer“-Nummer ist natürlich wirklich dreist.
Daß auch mir der Autor suspekt vorgekommen ist, hatte ich in meinem P.S. zu meinem Beitrag bereits selber auch angedeutet. Zum Kerngeschäft von Siemens gehört ja nun mal der Kraftwerksbau, und da ist die Sichtweise eines Mitarbeiters sicherlich nicht ganz unbefangen, auch wenn (offiziell) das Arbeitsverhältnis beendet ist.
Im übrigen ist die Thematik aber wirklich nicht so einfach zu beurteilen und wirft viele Fragen auf.
Daß die Erwärmung mittlerweile unbestreitbar ist, ist klar. Daß sie gravierende Folgen hat, auch. Siehe z.B. Dürre in Oberitalien im letzten Jahr und derzeitig. Und es steht zu befürchten, daß es noch weit schlimmer kommen könnte.
Ich darf mich hier ausnahmsweise mal selber zitieren:
http://www.viermalvier.de/forum_php/show...part=1&vc=1Aber, und das ist doch die große Frage: welchen Einfluß hat der Mensch mit seinem Verhalten (z.B. Brandrodungen, Abholzung der Regenwälder etc.) und seiner Technik (z.B. Kraftwerke, Autoverkehr etc.) auf den laufenden Prozess der globalen Erwärmung???
Der UN-Klima-Bericht sieht es zwar als „sehr wahrscheinlich“ an, daß der Mensch für die globale Erwärmung verantwortlich sei.
Ein stringenter Beweis sieht jedoch anders aus und daher bleiben zentrale Fragen.
Hat der Mensch diesen Prozess erst in Gang gesetzt oder sind wir in einem Klimawandel, der auch ohne menschliche Einflüsse in Gang gekommen ist – sozusagen erdgeschichtlich turnusgemäß?
Könnte der Mensch die Erwärmung verlangsamen oder sogar stoppen, wenn er radikal gegensteuert (z.B. durch Energiesparen, Übergang zu erneuerbaren Energien etc.)?
Wenn ja, wie sollte das aber in einer globalen Welt durchsetzbar sein – weltweit? Haben die Entwicklungsländer nicht das „Recht“, ihre eigene Industrialisierung nachzuholen? Und kann eine fleißige Familie in einem Schwellenland nicht wenigstens den Anspruch auf ein einziges Auto in der Familie geltend machen, wenn wir es (auch in diesem Forum) für nicht unnormal und unmoralisch halten, über zwei oder drei Fahrzeuge zu verfügen? Zumal Mobilität für uns einen hohen Wert darstellt und viele meinen, ihre eigene Wertigkeit mit dem Auto statusmäßig darstellen zu können. Warum sollte das bei einem Inder anders sein?
Ist es also möglicherweise so, daß der Prozeß viel weniger beeinflußt werden kann, als uns viele Apologeten des Untergangs prophezeien?
Könnte also auch ein sehr energisches Gegensteuern nur sehr begrenzten Erfolg haben - aus wirtschaftlichen und politischen Gründen, aber vielleicht auch aus Gründen des Nationalstolzes und Geltungsdrangs in der Dritten Welt?
Was würde es also der Erde nützen, wenn die Europäer und die Amerikaner sich extrem anstrengten, die Luft rein zu bekommen, wenn hier nur noch Tretroller fahren dürften, während woanders unsere alten Autos ungehindert weiterstinken dürften und die Schornsteine weiter in den Himmel wachsen, leider ohne Einsicht und entsprechende Filter.
Um welche Zeit oder um welches Ausmaß würde die Erderwärmung verzögert bzw. vermindert?
Oder würde es vielleicht global und erdgeschichtlich betrachtet eigentlich ohne die geringste Bedeutung sein? Nimmt der Mensch sich vielleicht viel zu wichtig?
Ich hoffe, es wird deutlich, daß ich in der Problematik eben nicht nur eine rein naturwissenschaftliche Fragestellung sehe.
mfG
Rainer
P.S.
Im übrigen stört mich extrem die Scheinheiligkeit in unserem eigenen Land.
Ein aktuelles Beispiel:
In Herten (Ruhrgebiet) soll demnächst giftiger Industriemüll verbrannt werden – gegen bares natürlich.
Der Müll wird mit Schiffen um den halben Globus hierhin befördert. Er stammt aus Australien. Die Ausstralier haben nämlich angeblich keine Möglichkeit, den Dreck im eigenen Land (wo er ja entstanden ist) zu entsorgen.
Erstens glaube ich den Ausstraliern einfach nicht, das dieses hochentwickelte Land mit Pionier-Tradition es technologisch nicht hinbekommt, eine eigene moderne Verbrennungsanlage in kürzester Zeit zu bauen (wenn ihnen denn derzeitig wirklich Entsorgungskapazitäten fehlen sollten, was mir auch zweifelhaft vorkommt). Man will den Dreck dort einfach nicht haben und außerdem ist die Entsorgung bei uns trotz Verschiffung um die halbe Welt wohl immer noch günstig.
Und hier hat man Kapazitäten frei - entweder weil die Bevölkerung und die ortsansässige Industrie das Müllaufkommen verringert hat (was lobenswert wäre) oder weil die Anlage von vornherein zu groß dimensioniert worden ist (was verschiedene negative Rückschlüsse zuließe). Jedenfalls ist der Müll aus Ausstralien hier offensichtlich nicht unwillkommen.
Warum aber sollte es unter ökologischen Gesichtspunkten tolerierbar sein, giftigen Müll über zigtausend Kilometer zu transportieren und mitten in einer der dichtbesiedelsten Regionen Europas – dem Ruhrgebiet – zu verbrennen? Zumal diese Region im Verlauf der Industrialisierung große Opfer geleistet hat (z.B. Umwidmung eines Flusses, der Emscher, zur Entsorgungskloake).
Den Menschen hier ist der Begriff der Staublunge (für die Berufserkrankung des Bergarbeiter) natürlich fremd geworden, den Kinderärzten im Revier der Begriff Pseudo-Krupp (für eine lebensbedrohliche Atemwegserkrankung von Kleinkindern) jedoch noch längst nicht – jedenfalls in bestimmten Stadtvierteln der Emscherzone.
Die Luftqualität (z.B. im Umkreis der Bottroper Kokerei und der Müllverbrennungsanlage Essen) gibt nach wie vor Anlaß zu großen Sorgen. Von der Feinstaubproblematik im Ruhrgebiet (z.B. im Bereich der Meßstelle Borsigplatz in Dortmund) mal ganz abgesehen.
Dagegen ist die inneraustralische Wüste eine Oase der Luftreinheit (vielleicht nicht in Bezug auf Stäube wohl aber in Hinblick auf polyzyklische Aromastoffe und Dioxine) und die Zahl der Bewohner, die von einer Müllverbrennungsanlage belästigt oder gesundheitlich bedroht werden könnten, geht im Outback gegen Null. Weil der Abstand zum nächsten Nachbarn vielleicht 100 Kilometer (oder mehr) betrüge. In Essen ist das nächste Mehrfamilienhaus weniger als 1000 Meter von der Müllverbrennungsanlage entfernt. In Herten vielleicht etwas mehr.
Und warum legen die Australier nicht einfach eine sichere Deponie an? Platz genug haben die doch. Oder warum vermeiden die nicht einfach ihren Müll? Wird von uns doch auch erwartet, daß wir ihn minimieren.
Ups, jetzt bin ich aber abgedriftet, oder etwa doch nicht...
Ich laß mir jedenfalls nur ungern meine Mobilität in meiner Heimat einschränken (Stichwort Feinstaubfahrverbot), wenn gleichzeitig die örtliche Immissionsbelastung durch Verbrennung von auswärtigem Müll gesteigert wird – völlig ohne Not und rein aus Profit-Interessen. Und da laß ich mir von Politikern und deren bezahlten Wissenschaftlern und sogenannten Fachleuten auch nichts erzählen.
Die Motivation dazu, etwas zu verbessern oder bei sinnvollen Maßnahmen aktiv mitzuwirken, wird doch konterkariert!
Nächstes Jahr mach ich also wieder Osterfeuer! Die grüne Feinstaubplakette für mein Auto hab ich mir (natürlich nur rein vorsorglich) eh schon erschummelt.