So, in einem Fred wurde nach dem RAL-Code für die G4 Challenge Farbe gefragt. Das Thema Farbtöne scheint also einige Foristi sehr zu beschäftigen. Hier die Theoretischen Hintergründe und die Antwort:

Dabei muss zwischen der Colorimetrie, also der Farbbeschreibung und der Farbdefinition unterschieden werden.
Colorimetrie ist zur Beschreibung beliebeiger Farbtöne um deren Reproduzierbarkeit zu gewährleisten und die Grundlage der Farbdefinition. Die Farbdefinition ist die Festlegung bestimmter Standardfarbtöne mittels der Colorimetrie und führt zu den bekannten Farbfächern und Farbtabellen.
Das bei uns am verbreitete Farbsystem ist das RAL-Farbsystem, wobei dieses in zwei Untersysteme unterschieden wird: RAL Klassik und RAL Design. Zu Unterscheiden sind sie ganz einfach durch die Farbnummern. Ein Klassik-Farbton hat eine 4-stellige Farbtonnummer, ein Design-Farbton hat eine 7-stellige Farbtonnummer.

Das RAL Klassik System geht auf das Jahr 1927 zurück um in Deutschland einen Farbstandard zu gewährleisten und definiert feste Farbtöne ohne jeglichen colorimetrischen Hintergrund in neun Farbgruppen und umfasst in seinem Urzustand lediglich 30 bis 40 Farbtöne:

1xxx: Gelb-Töne
2xxx. Orange-Töne
3xxx: Rot-Töne
4xxx: Violett-Töne
5xxx: Blau-Töne
6xxx: Grün-Töne
7xxx: Grau-Töne
8xxx: Braun-Töne
9xxx: Schwarz- und Weiss-Töne

Das System wurde 1961 revidiert und führte zu dem RAL 841 HR (HR= Hauptregister) System. In den 80ern wurde es mit RAL 841 GL (Glossy) erweitert. Insgesamt umfasst es bis heute nur ca, 200 Farbtöne.

Das RAL Design System ist nun auf colorimetrischen Daten gestützt und umfasst 1688 Farbtöne. Dem System liegt eine geometrische Farbtonbeschreibung zu Grunde. Dabei liegen alle Farbtöne innerhalb einer Kugel, ähnlich einem Globus. Dieser Farbraum wird CIELAB Farbraum genannt. Dabei beschreibt die Achse des Globus die Helligkeit (Lightness) des Farbtons. Der Winkel, also der Längengrad beschreibt die eigentliche Bunt-Ton (hue). Schneidet man nun den Globus anhand der Breitengrade entlang der Lightness-Achse in „Scheiben“, so ist der Abstand vom Mittelpunkt der Scheibe die Farbintensität / Buntheit (Chroma).
Somit ist RAL-Design Farbton:

210 60 30

ein Farbton mit hue 210°,
Lightness 60
und einem Chroma von 30.

Die hue-Scala geht von 0°- 360 °, Lightness und Chroma-Scalen gehen von 0 bis 100.
Grautöne haben natürlicherweise keinen Buntton, da sie eine reine Mischung aus Schwarz und Weiss sind und in dem Farbton direkt auf der Achse liegen, also auf jedem „Scheibchen“ genau in der Mitte liegen.


Nun gibt es noch eine weiteres gängiges Farbsystem, das NCS (Natural Coloring System), welches bestrebt ist dem natürlichen, menschlichen (!!!) Farbsystem Rechnung zu tragen. Der Mensch selbst empfindet in 6 Grundfarben: Gelb, Rot, Blau, Grün und den eigentlichen „Nichtfarben“ Schwarz und Weiss. Alle Farben zeigen darin eine Beziehung zu diesen Grundfarben. Das NCS (S) System ist lediglich die zweite, revidierte Fassung, die nun 1750 Farbtöne umfasst. Auch in diesem System ist der Farbcode die Geometrische Position im Farbraum, nur, dass der Farbraum hier keine Kugel, sondern ein Oktaeder, also eine Doppelpyramide ist, an dessen Sechs Ecken die oben genannten Grundfarben als Reinton sitzen. Dann wird die Pyramide zu einem Doppelkegel abgerundet, um wieder beime „Scheibchen schneiden“ zu einem Farbkreis zu kommen. Die Pyramide ist nur eine Denkhilfe um sich vorstellen zu können, dass die Grundfarbtöne G (Grün), Y (gelb), Rot (R) und Blau (B) in 90 ° Winkelabstand am Äquator des Doppelkegels liegen. Dies erklärt auch warum die NCS-Skala nicht wie das RAL-System aus Frabkreisen, sondern aus Farbkreisen und Farbdreiecken besteht. Nehmen folgenden also den Farbtton:

NCS S 2030 Y90R

Das S steht für den Bezug auf die revidierte Fassung.
Die 20 für 20 % Schwarzanteil, der Weissanteil wird unterschlagen da er sich automatisch ergibt, da die Summe aus Schwarz und Weiss definitionsgemäss 100 ist.
Die 30 steht für die 30 % Buntanteil.
Das Y steht dafür, dass es sich um einen Gelbton handelt.
Die 90R dafür das es Gelb dieses Gelb mit 90% Rotanteil ist. Der Gelbanteil ist dann natürlich 10%, da die Summe wieder 100 sein muss.

Faktisch handelt es sich um ein ziemlich widerliches Rosa……


Nun gibt es noch das Munsell Farbsystem, welches von dem gleichnamigen amerikanischen Maler Anfang des 20ten Jahrhunderts entwickelt wurde. Auch hier wird die Farbe mit 3 Attributen beschrieben:

Hue (In 100 Abstufungen im Farbkreis)
Value (In 10 Stufen, ähnelt der Lightness im RAL-Design System)
Chroma (Oben offene Scala)

Der Zugehörige Farbraum ist mit ein Zylinder unendlicher Ausdehnung im Umfang zu vergleichen. Die Längsachse dieses Zylinders ist in die Zehn Stufen des Value unterteilt und die 360 ° des Kreisesförmigen Umfangs in die 100 Stufen des Hue. Der Radius des Kreisförmigen Querschnittes ist dann unendlicher Ausdehnung und durch das Chroma skaliert.
Naturgemäss haben Grautöne hier wiederum kein Chroma. Farbtöne werden also wie folgt beschrieben:

Hue Value/Chroma, Bsp: 5,3R 6,1/14,4 (Vivid Rot) oder N1 ist Schwarz, N9 ist Weiss

Nun sind z.B. im RAL-Design Farbtöne theoretisch Punkte im Farbraum. mit einem dE (ein Mass für die Farbabweichung doer den Farbabstand) von 5 definiert, so ist es verständlich, dass es Farbtöne gibt, die nicht in einem Farbsystem definiert sind, sich also zwischen definierten Farbpunkten befinden.
Genau genommen ist dann der Farbton kein Punkt im Farbraum, sondern wiederum eine Kugel.
Solche Farbtöne müssen mit einem Colorimeter vermessen werden, wenn man die "Farbkoordinaten" nicht geliefert bekommt.

Aber so nach Augenamss kommt der G4 Challenge Farbton folgenden Farbtönen am nächsten:

RAL 2004 (Reinorange)
RAL 2009 (Verkehrsorange)
RAL 050 50 78
NCS S 0585-Y60R
NCS S 0585- Y 70 R

Landrover bezeichnet die Farbe als Tangier Orange 2ct LRC 761

Erschwerend kommt aber hinzu, dass das menschliche Auge Farbtonunterschiede in den einzelnen Farbbereichen unterschiedlich empfindlich reagiert. So kommen dem Menschen zwei Blautöne mit einem dE von 5 recht nahe beeinander vor, wobei einem zwei Gelbtöne des selben Farbabstandes von dE von 5 recht weit auseinander vorkommen.
Mathematisch gesehen kommt also eine vierte Dimension hinzu, die Verzerrung durch die nichtlineare Farbempfindlichkeit des Auges.
Dadurch ist in Wirklichkeit der Farbton auch keine Kugel im Farbraum, sondern durch die Verzerrung eine Kartoffelähnliches Gebilde, dessen Verzerrungsgrad von seiner Position im Farbraum abhängt, wobei der Farbraum an sich ja auch verzerrt ist.
Auch muss der Glanzgrad in Betracht gezogen werden, da Farben in Matt, Seidenmatt oder hochglänzend unterschiedlich empfunden werden. Farben also immer bei vergleichbarem Glanzgrad vergleichen....

Gruss


The Author Formerly Known As M.....