Liebe Milo,

Deinen Zeilen entnehme ich, dass Du mit der Materie "Wildbiologie" nicht unvertraut bist, und doch muss ich mich über Dein Unvermögen, oder gar Unwillen wundern, die Angelegenheit ganzheitlich, unter Einbeziehung multiplexer Aspekte, zu betrachten.

Zuerst einmal ist die Auswilderung eines in Gefangenschaft geborenen und mit der (Akkuschrauber führenden) Hand aufgezogenen Exemplars ein langwieriger und aufwändiger Prozess. Du kannst nicht einfach so die Hallentore aufschieben, und dem jungen Bremachius zurufen: "Husch! Raus da! Such Dir Dein Futter und Dein Revier selber!"

Im günstigsten Fall würde der solcherart traumatisierte Bub am Gelände verbleiben, sich immer rund um den Ort seines Ausbaus herumtreiben, unfähig, im Gelände zu überleben, immer nach einer neuen Portion Edelstahlschrauben oder Holzpanele trachtend. Und im ungünstigsten Fall fällt er in die Hände skrupelloser Autohändler, die ihn mit Schneepflügen und Salzstreuern fesseln und in Sklaverei halten, ohne Pflege und Unterbodenwäsche, dem Dreck und der Korrosion schutzlos ausgesetzt. Ist es das was Du willst? Nein, das kann es nicht sein!

Deshalb muss mit Bedacht vorgegangen werden. Bei unserem Exemplar sieht das so aus: Sobald das Innengehege geöffnet wurde, verblieb der Bremachius im Außenbereich, und gewöhnte sich langsam an die Elemente. Erst da lernte er Regen, Sturm und Gewitter kennen. Dabei wurde er natürlich immer liebevoll gepflegt, diese Pflege hielt sich aber im Hintergrund, denn der Bremachius sollte lernen, mit sich allein auszukommen.

Mit Bedacht wurden dann, nach den Winterstürmen, im Frühjahr kurze Ausflüge in das weite Land durchgeführt, immer unter Kontrolle, vorsichtig, aber der Kleine lernte dadurch zu sprinten, in Sturmböen zu laufen, und vor allem die Nahrungsaufnahme an den Tankstellen - ganz wichtig! Diese Ausflüge mehrten sich, blieben aber immer kurz, maximal drei, vier Tage. Doch der nächste Schritt ist nah:

Ich freue mich, mitteilen zu können, dass unser Bremachius "Gwenn" seine erste mehrtägigen Ausflug ganz ohne Campingplatz hinter sich hat, jede nacht in der Wildnis! Das war ganz schön aufregend für ihn, aber trotzdem hat er die Aufgabe mit Bravour gelöst! Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Verdauung (einmal wäre er beinahe verhungert, nur wenige Meter vor dem Napf) hat er auch diese auf ein Leben in der Wildnis eingestellt. Zur Zeit befindet er sich in seinem neuen Außengehege vor unserem haus, und wird in zwei Wochen zum ersten Mal für längere Zeit (drei Wochen) in die Natur geführt werden. Wir sind alle schon sehr aufgeregt!

Und noch eines möchte ich Dir sagen: Leider erleben wir zur Zeit, dass den Bremachs ihr natürlicher Lebensraum "Sahara", bzw. die nordafrikanischen Trockengebiete, abhanden kommt. Menschliche Aktionen, Krieg, Unsicherheit, etc. berauben die Bremachs eines ihrer wichtigsten Gebiete. Die Anpassung an neue Lebensräume dauert seine Zeit, und ist schwierig. Dass die Eroberung neuer Nischen möglich ist, zeigt der überaus große Erfolg von Automobilus Landrover Defenderii, der vor den Eisdielen Europas nicht mehr wegzudenken ist. Desgleichen ist die Sichtung von Automobilus Mercedes G vor Festspielhäusern und In-Clubs schon eher die Regel, denn die Ausnahme.

Ein so spezialisiertes Tier wie der Bremachius tut sich da - allein aufgrund seiner Größe und des Nahrungsbedarfs - natürlich ungleich schwerer als seine kleinwüchsigen Kollegen. Aber trotzdem: In Australien war die Ansiedlung eines kleinen Rudels erfolgreich, das Projekt Botswana wurde schon erwähnt, und wir zweifeln nicht an einem Erfolg. Versuche in Island und Dänemark waren ebenfalls erfolgversprechend, was schon die aktuelle Tendenz veranschaulicht: Aufgrund geopolitischer und ökologischer Rahmenbedingungen wird die Adaption der Bremachii an die Vielfalt des europäischen Kontinents mit Nachdruck betrieben und in Zukunft sogar noch an Bedeutung gewinnen.

Ich empfehle in diesem Zusammenhang, den Faden "Bremach-Impressionen" im Auge zu behalten, da hier die Bildberichte der mit der Gattung befassten Wildbiologen veröffentlicht werden.

Mit besten Grüßen,
Marcus

Zuletzt bearbeitet von Ar Gwenn; 27/08/2008 10:43. Grund: Ich hatte Milo vermännlicht - mea culpa!

Und wieder ein Post mehr auf dem Zähler!