Hallo Jens,

als kurzzeitiger Panzertruppler (Steyr Kürassier) gebe ich Dir aus ganzem Herzen recht, muss aber doch mit einem Spruch eines amerikanischen Fighter-Piloten kontern: "Denke immer daran: Du sitzt im Produkt des Billigstbieters!"

Tatsache ist, dass zwar zur Zeit die Spezifikationen sehr viel Gewicht (im wahrsten Sinn des Wortes!) auf den passiven Schutz der Insassen gelegt wird (Panzerung), viele andere Faktoren aber gerne vom zivilen Sektor übernommen werden, weil es billiger ist. Der derzeit meistverkaufte leichte Panzerwagen, der Iveco LMV, hat den normalen Iveco-Motor, und dasnormale ZF-Getriebe, und die normalen (kleinen) Tanks. Eine Straßenreichweite von unter 500 Kilometern gilt als völlig ausreichend, da ist das Dieselniveau in den kleineren Tanks sicher auch für Steigungen immer da.

Vielleicht noch ein Wort zur Bedeutung militärischer Spezifikationen: Als Garmin mit seinen GPS-Geräten auf den Markt kam, mussten natürlich alle nach militärischen Spezifikationen gebaut sein. Superrobust, wasserdicht, und so weiter. Das galt auch für die Speicherchips: Staubfest, stabil in allen Temperaturbereichen, wasserfest, absolut rüttelsicher. Noch heute kostet ein popeliger 128 MB-Chip fast hundert Euro. Und heute? Die Geräte verwenden ganz normale SD-Karten mit zehnfacher Kapazität für ein paar Euro, weil die Erfahrung eben gezeigt hat, dass diese zivilen Weichei-Chips in der Praxis genausogut funktionieren, weil die Grenzbereiche, für welche die Spezifikationen galten, praktisch nie erreicht wurden. Letztendlich ist auch die militärische Spezifikation das Ergebnis wirtschaftlicher Entscheidungen, es wird nicht das technisch mögliche, sondern das wirtschaftlich sinnvollste genommen. Dann sind schon mal die Schutzwesten nicht so gut, wie sie sein könnten, weil sich die Beschaffung für das billigere Modell entschieden hat. Unsere Eurofighter können nachts keine Ziele identifizieren, weil es so billiger ist (glaubt man - noch).

Liebe Grüße,
Marcus


Und wieder ein Post mehr auf dem Zähler!