Was hier ein wenig übersehen wird, ist, daß Sprache eine wichtige, ja unverzichtbare Voraussetzung für Verständigung ist, aber daß das bei weitem nicht ausreicht. Gerade in Bezug auf polizeiliche Arbeit.
Beispiel gefällig?
Verwandte von mir wohnen in einem Bezirk der Stadt Essen, welcher sehr stark durch Migranten geprägt ist. Sie haben mir absolut glaubwürdig erzählt, daß es vor ihrer Haustür mehrfach zu großen Polizeieinsätzen gekommen ist. Streitigkeiten zwischen verfeindeten Großfamilien sollen immer wieder zu Tätlichkeiten führen und weiteren schweren Delikten. In einem Fall soll es um die Entführung einer jungen Frau gegangen sein.
Die Polizei kommt dann immer mit großem Aufgebot, etlichen Streifenwagen, Hundestaffeln etc. und sperrt erst mal die Straße – immerhin eine vierspurige, stark frequentierte Hauptstraße im betreffenden Bereich voll ab. Die Polizei sichert die Hauseingänge und hält die Streithähne nach Möglichkeit auseinander. Weiter tut sich erstmal nichts, weil erst der Iman aus einem benachbarten Stadtteil geholt werden muß. Der, und nur der hat eine Chance, als Vermittler anerkannt zu werden und den Konflikt gewaltlos zu regeln – die Polizei nicht! Und das liegt nicht etwa daran, daß die Polizei niemanden mit arabischen Sprachkenntnissen in ihren Reihen hat. Oder daß die Migranten unfähig wären, die deutsche Sprache zu verstehen.
Es liegt einfach an fehlender Anerkennung für die deutsche Polizei als Ordnungsinstanz!
Ich selber bin im letzten Jahr in der nördlichen Innenstadt von Essen zufällig an einem Verkehrsunfall auf einer großen Kreuzung vorbeigekommen. Mehrere Fahrzeuge waren zusammenstoßen und mindestens eine Person war bewußtlos in ihrem Fahrzeug eingeklemmt. Feuerwehrleute waren mit der Bergung beschäftigt. Sie wurden dabei von zahlreichen, zumeist jungen Menschen, augenscheinlich mit Migrationshintergrund, behindert, die aus den vielen umliegenden Läden herausgekommen waren und unmittelbar am Auto die schwerverletzte Person mit ihren Handies filmten und fotografierten. Das habe ich im Vorbeifahren selber gesehen. Am nächsten Tag war in der Zeitung zu lesen, daß die Feuerwehr sogar eine Einsatzhundert der Polizei anfordern mußte, die dann letztlich für Ordnung sorgte.
In der letzten Woche bin ich um wenige Minuten fast in eine Schießerei geraten und das ist jetzt wirklich kein Witz. So gegen 11 Uhr abends auf besagter Straße, wo meine Verwandten wohnen, mußte ich meine Fahrt verlangsamen, weil ein Polizeiwagen mit Blaulicht mitten auf der Straße stand und einige Personen durcheinanderliefen. Das Auto vor mir konnte gerade noch durchkommen, aber ich mußte ganz anhalten, weil jetzt auch ein Rettungswagen und weitere Polizeiautos mit Blaulicht ankamen und die Straße dicht war. Der Notarzt kümmerte sich sofort um einen verletzt am Boden liegenden Mann, dem ins Bein geschossen worden war. Polizeibeamte wollten sich Zugang zu einem Haus aus der anderen Straßenseite verschaffen, in welches möglicherweise der Schütze verschwunden war, stießen aber dort auf Schwierigkeiten. Gleichzeitig mußten sie die Familienmitglieder des Verletzten, die jetzt immer zahlreicher eintrafen, daran hindern, selber in das Haus einzudringen, um Rache zu nehmen.
Neben meinem Auto stand ein beleibter Mann mittleren Alters, Typ Autohändler und sprach aufgeregt in sein Handy. Unschwer zu erkennen, daß er weitere Familienangehörige alarmierte und zu Hilfe rief. Direkt neben ihm ein Polizist, der aber wohl keine Möglichkeit hatte einzuschreiten. Rechtlich keine Handhabe und sprachlich keine Chance, das Telefongespräch zu verstehen.
So wurde das Durcheinander auch schnell immer größer und ich habe gemacht, daß ich dort irgendwie wegkomme.
Am nächsten Tag stand in der Zeitung, daß bei einer Streitigkeit zwischen Mitgliedern besagter Großfamilien einer der Kontrahenten von der Schußwaffe Gebrauch gemacht hatte. Innerhalb kürzester Zeit seien etwa 30 Familienangehörige des Verletzten auf der Straße gewesen, die versucht hätten, sich zu rächen. Es war kein einfacher Einsatz für die Polizei. Aber den Schützen haben sie festgenommen. Und er ist wohl auch nicht gelyncht worden.
Die Kommentierungsfunktion in der Zeitung wurde übrigens nach 10 Kommentaren abgeschaltet.
Soweit meine eigenen Eindrücke.
Unverzichtbar für Integration sind sicherlich Sprachkenntnisse. Helfen können natürlich auch Sprachkenntnisse der anderen Seite, in diesem Fall der Polizei.
Aber wichtiger ist eine gegenseitige Akzeptanz. Nur dann kann eine Verständigung erfolgen, die über formales Sprachverständnis hinausgeht.
Anspruch auf Respekt, den gerade die Hitzköpfe, um die es hier geht, für sich einfordern, hat auch die Polizei und die Feuerwehr. Ohne wird das ganze nix. Da nutzt es auch nicht viel, wenn der deutsche Polizist ein wenig ausländisch spricht. Ein Polizist mit Migrationshintergrund hat sicherlich eine höhere Akzeptanz. Das ist aber auch nicht ganz ohne Brisanz. Aber ich laß jetzt mal gut sein.
mfG
Rainer