Ein Nebenaspekt:

Offenbar hätten eine Menge Menschen gerettet werden können, wenn auf der Ferieninsel eher eingegriffen worden wäre. Die Insel liegt ja nur wenige hundert Meter von der Küste entfernt und es kamen von Anfang an Notrufe per Handy. Dennoch hat es mehr als eine Stunde gedauert bis der Attentäter auf der Insel angegangen und entwaffnet worden ist. So verfügte der Killer nicht nur über reichlich Dum-Dum-Munition sondern auch über jede Menge Zeit zum Töten.

Man hatte sich dafür entschieden, auf ein Sondereinsatzkommando zu warten. Das sitzt jedoch etliche Kilometer entfernt und verfügt aus Kostenspargründen über keinen eigenen Hubschrauber. Der einzige in der Nähe verfügbare Polizei-Helicopter war nicht einsatzbereit, weil das Personal komplett in Urlaub war. Militärhubschrauber waren zu weit weg stationiert. So sind die SEK-Leute aus dem 45 km entfernten Oslo mit Autos zur Insel gefahren und mußten dort noch in ein Boot umsteigen. Das ausgewählte Boot erwies sich jedoch als ungeeignet, weil zu klein. Der Motor ging aus und es drohte wegen der Überladung sogar zu kentern.

Die Polizei soll sogar versucht haben, ortsansässige Helfer, die mit ihren eigenen Booten ins Wasser geflüchtete Jugendliche herausfischten, von ihrer privaten Rettungsaktion abzuhalten. Zu gefährlich...

Seit Colombine und den nachfolgenden Schulmassakern hat sich international die Handlungsmaxime herausgebildet, daß es unbedingt notwendig ist, unverzüglich einzuschreiten - mit den Polizeikräften, die in der Nähe sind und seien es einfache Verkehrspolizisten. Die haben ja auch eine Waffe und ihre Übungen absolviert. Es hat sich als eindeutig kontraproduktiv herausgestellt, auf ein SEK zu warten, während ein Amokläufer in aller Ruhe von Klassenraum zu Klassenraum geht, um hilf- und wehrlose Menschen zu töten.

Diese Erkenntnis scheint an den norwegischen Behörden vorbeigegangen zu sein.

Vielleicht wäre es angezeigt, daß Polzei-Aus- und Fortbildungen nicht nur in Afghanistan und Saudiarabien erfolgen. Und daß ein bißchen Equipment und ein paar Einsatzfahrzeuge auch in Europa bleiben.

Wie gesagt, nur ein Nebenaspekt, welcher aber einigen Menschen unnötigerweise das Leben gekostet haben dürfte.

mfG
Rainer


Vor der Hacke ist es dunkel. (Bergmanns-Spruch)