Ich kann mich noch an mein Zwergenalter erinnern, da hatten wir nichtmal Schuko-Steckdosen, sondern nur die zweipoligen Aufputzdosen aus nicht splittersicherem Bakelit. Vatter hatte jede Menge Schraubenzieher ohne Schaftabdeckung und Mutter stählerne Stricknadeln statt Plastik. Und keine Schubladensicherungen an den Schränken. Trotzdem bin ich nie auf die Idee gekommen, in den Steckdosen rumzupopeln.

Vatter hat auch öfter mal an Fernsehern rumgebastelt, da stand dann ein offenes Röhrenchassis mit zig kV Zeilentrafo auf dem Küchentisch. Vatter hat nicht nur gesagt, ich soll die Finger davon lassen, sondern mich per Demonstration mit einem batteriebetriebenen Elektrisiergerät überredet es freiwillig bleiben zu lassen. Das war wohl die beste Kindersicherung, denn irgendwelche Zugriffs-Behinderungen, mit denen sich heutzutage Eltern aus der Verantwortung stehlen wollen, hätten sowas doch erst recht interessant gemacht. Insofern halte ich z.B. die Mechanik eines Piezo-Feuerzeugs für eine gute Methode, den Pänzen eindrucksvoll beizubringen dass Elektrik unangenehm zubeissen kann wenn man dran rumfummelt bevor man genau weiss was man tut.

Kindersicherungen an Steckdosen, Autotüren, Schubladen, Putzmittelflaschen usw. sind nur geeignet, EU-Richtlinien zu erfüllen und das Gewissen der Eltern in trügerischer Sicherheit zu wiegen, haben aber dem natürlichen Forscherdrang eines Dreikäsehochs nichts entgegenzusetzen. Aber ich bin sicher, dass auch die kleinsten Zwerge wesentlich mehr verstehen und einsehen würden, wenn sich Eltern nur mal die Mühe machen würden, zu erklären was wie und warum Sache ist, statt nur per order mufti zu verbieten oder sich auf Kindersicherungen zu verlassen, weil's ja so schön einfach und bequem ist. Ich hab jedenfalls damit diese lebensgefährlichen Zeiten ohne Kindersicherungen und trotzdem ohne nennenswerte Schäden überstanden.