Original geschrieben von Sigi_H
es muss doch eigentlich für jeden offensichtlich sein, dass Milliarden friedlicher Moslems einer abschätzbaren Zahl von Radikalen und Hetzern gegenüberstehen.

Nicht gerade "Milliarden", aber rund 1,2 Milliarden. smile

Und der Blick auf die tatsaechlichen Zahlen ist wirklich dringend noetig! Insgesamt sind bislang weltweit - nach internationalen Schaetzungen - ca. 20 000 Muslime aktiv geworden. In Paris waren es z.B. 250 Leute, die gestern in einer wirkungsvollen Kommandoaktion vor den Kameras ueber die Strasse stuermten.

Man muss (!) nicht unbedingt tief in die historische Vergangenheit einsteigen, um die aktuellen Ereignisse besser zu verstehen. Schon allein deshalb nicht, weil sich weder Vergangenheit wiederholt, noch das damalige Umfeld neu zum Leben erwachen kann. Trotzdem ist es nicht falsch - und verkuerzt vielleicht die Phase der Ratlosigkeit - wenn einige historische «Redjem» das Cap ueber weites Reg und sandigen Erg vorgeben:
Auch in diesem Forum wird es ja User geben, die sehr genau wissen, dass es eine Zeit gab, in der arabische (spaeter islamische) Kultur untrennbar mit der abendlaendischen verbunden war. Und waehrend die Kirche mit eiserner Hand und brennenden Scheiterhaufen den erkenntnistheoretischen Zugang zur Natur verriegeln wollte, hatten orientalische Denker schon ungebremst gedacht und geforscht - ohne dabei von «Huetern» der Dogmen verfolgt zu werden. (Nebenbei: wenn die Welt Werk eines Schoepfer ist - welchen direkteren Gottesdienst koennte es geben, als diese Welt zu erforschen? Nicht der, der Natur verstehen will, ist dann der Ketzer, sondern der, der ihn gewaltsam daran hindert.)
Eines der Dramen islamischer Realitaet ist, dass es dort nie eine Renaissance gab und damit auch keinen allgemein akzeptierten geistigen Aufbruch in die Neuzeit. Es gibt auch keine zentrale geistige Autoritaet, die im Namen des Islam sprechen koennte. (Kein Mensch , also auch kein Klerus kann - nach koranischer Aussage - zwischen Gott und dem Menschen vermitteln. Daran aendert auch nichts, dass Schiiten - im Gegensatz zu Sunniten - eine Art Klerus entwickelt haben.)

Was wir heute erleben, ist keineswegs ein Glaubenskampf oder ein «Clash of Civilizations» (im Zeitalter der Mondialisation verschwinden die Kulturen und uebrig bleibt die globale Civilisation der Industrie und des schnellen Geldes), sondern der erbitterte Kampf um Macht! Wer es vorher nicht sah, kann es spaetestens seit den Aufstaenden in N-Afrika erkennen. Die Diktatoren haben gemordet und betrogen, aber eine ihrer zynischen Behauptungen stimmte (und sie taten waehrend ihres Regimes alles, um sie stimmig zu machen): Entweder das Regime, oder das Chaos der Clans, der Staemme, der religioesen Gruppierungen.
Noch nie in der juengeren Vergangenheit war die Zerrissenheit innerhalb des Islam so deutlich, wie heute! Beispiel: Der Krieg in Syrien ist von einem sozialen/politischen Konflikt mit dem Regime zu einem offenen Kampf der lokalen Religionsgemeinschaften geworden! Die irakische Realitaet hat nun auch Syrien erfasst.

Waehrend ich hier versuche, Stichworte zu formulieren, steigt in F das von «Charlie Hebdo» angeheizte Fieber. Botschaften und Schulen in ueber 20 Laendern sollen am Wochenende «vorsorglich» geschlossen werde. Ausgerechnet in Tunesien (dem Ursprung einer nun usurpierten «Revolution», dem Land der Touristenstraende von Hammameth und Djerba!) sind diese Schliessungen schon ab heute wirksam!

Hier noch ein Zitat zum Thema Islam, welches sicher vom kundigen @zappa oder auch dem «toedlichen Irrtum» aus der Roten Stadt hilfreich uebersetzt werden kann:

«Depuis plus de cinq cents ans, les règles et les théories d'un vieux cheikh arabe, et les interprétations abusives de générations de prêtres crasseux et ignares ont fixé tous les détails de la loi civile et criminelle. Elles ont réglé la forme de la Constitution, les moindres faits et gestes de la vie de chaque citoyen, sa nourriture, ses heures de veille et de sommeil, la coupe de ses vêtements, ce qu'il apprend à l'école, ses coutumes, ses habitudes et jusqu'à ses pensées les plus intimes.»

Mustapha Kemal genannt Ataturk